Die siebte Gemeinde (German Edition)
Seydel.
Alles deutet darauf hin, dass sich das Versteck des siebten Briefes in Köln befinden muss, und die Gemeinschaft ist bereit, für dessen Entdeckung über Leichen zu gehen.
Der Grund, warum ich nicht die Polizei verständigt habe, ist folgender: Ich weiß, dass die Gemeinschaft meinen Sohn benötigt und ihn so lange in Ruhe lässt, bis sie das Dokument haben. Sie haben mir aber eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie ihn töten werden, sollte ich die Polizei verständigen. Selbst mir ist klar, dass es irgendwo weitere Abkömmlinge der Gemeinde Laodizea gibt, wenn auch nicht so rein, wie Nathan. Daher möchte ich die Willenskraft der Gemeinschaft nicht auf die Probe stellen. Der Tod meines Mannes ist Ausdruck deren Willens genug.
Es mag dahingestellt sein, ob die Apokalypse durch den siebten Brief eintreten wird. Wichtig ist es aber, diese Wahnsinnigen von ihrem Vorhaben abzuhalten. Keiner weiß, was passieren wird, sollten sie scheitern. Mein Sohn würde auf jeden Fall als Erstes sterben, und das zu verhindern ist meine oberste Priorität. Nichts anderes habe ich im Sinn.
Die Gemeinschaft geht davon aus, dass ich beziehungsweise meine Familie den siebten Brief hätte, aber das ist nicht richtig. Er muss sich irgendwo unter oder im Kölner Dom befinden. Wir vermuten, dass man durch das Anno-Loch in ein Katakombennetz unterhalb der Stadt gelangt. Wahrscheinlich hat Gerard von Ryle einen Stein mit einer Markierung versehen, unauffällig aber eindeutig. Wir wissen, dass sein Vater Philipp mit Arusch ein Zeichen vereinbart hatte, welches von Generation zu Generation weitergegeben werden soll.
Ich selbst kann nicht nach dem Brief suchen, weil jeder Schritt von mir beobachtet wird, und ebenfalls kann ich Ihnen das Zeichen nicht nennen, da ich davon ausgehen muss, dass dieses Schreiben in falsche Hände geraten könnte. Sie werden es aber erkennen.
Der siebte Brief muss unbedingt vor der Gemeinschaft gefunden werden, damit wir ein Druckmittel in der Hand haben, um meinen Sohn zum Austausch zurückzuerhalten. Der Besitz der Rolle ist der Gemeinschaft wichtiger. Was nach der Übergabe passieren wird, kann ich nicht beantworten. Ich möchte einfach nur meinen Sohn zurück.
Da wir uns heute getroffen haben, sollten Sie jetzt besonders vorsichtig sein. Bitte bedenken Sie, solange der Brief nicht in die Hände der Gemeinschaft gelangt, ist mein Sohn sicher ... «
Emma blickte entgeistert von den Seiten auf.
»War’s das?«, fragte Elias.
»Noch nicht ganz. Hör dir den Schluss an: Zuletzt möchte ich mich entschuldigen, dass ich Ihnen unter dem Namen Matteo habe Nachrichten zukommen lassen, aber ich musste etwas tun, ohne die Polizei einzuschalten. Sie schienen mir gemeinsam die richtige Wahl zu sein und war mir sicher, dass Sie meine Rätsel lösen würden. Außerdem wusste ich, dass Sie in der Vergangenheit mit Patrick gearbeitet hatten. Ich konnte mich in seinen Firmen-E-Mail-Account einloggen und von dort ihre Adresse ausfindig machen. Die Gemeinschaft konnte dies nicht zurückverfolgen. Als Bote war mir der Friedhofsgärtner behilflich, der einzige Mensch, mit dem ich regelmäßig sprechen konnte, ohne dass es verdächtig wirkte. Viel Glück. Victoria/Matteo. «
»Das gibt’s doch nicht«, rief Elias. »Victoria war also Matteo.« Er schlug sich auf den Oberschenkel. »Ich wusste es. Ich wusste, dass Matteo nicht der Böse in dieser Sache ist.«
»Lass mal den Matteo-Kram weg«, sagte Emma und fuchtelte mit den Blättern durch die Luft. »Was hältst du von dem hier?«
Elias schüttelte seinen Kopf. »Ganz schön abgefahren, oder nicht? Hm, mal abgesehen davon, ob wir glauben, dass Köln oder die Welt kurz vor der Apokalypse steht. Fakt ist, dass ein Junge entführt wurde, mein Vater und dein Kollege ermordet wurden und unter dem Kölner Dom die wahrscheinlich wertvollste Papierrolle der Welt versteckt liegt, zig Millionen Euro wert. Allein deshalb müssen wir etwas tun.«
Emma nickte. »Da gebe ich dir recht. Aber was?«
»Meinst du, wir sollten die Polizei anrufen?«
»Ich weiß nicht. Was denkst du?«
»Also, ich bin hin- und hergerissen. Na klar, würde ich gerne diese Schriftrolle finden, na klar, würde ich gerne den Jungen befreien, aber schaffen wir das ohne Hilfe?«
»Glaubst du«, fragte Emma, »dass die Polizei vorsichtig an die Sache herangehen wird? Die werden doch direkt mit einem Sturmkommando einfallen. Wenn Victoria recht hat, scheint die Gemeinschaft keine Skrupel zu kennen, und
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