Die siebte Gemeinde (German Edition)
bestens«, sagte der Professor. »Also dann: Wie ich bereits schon gesagt hatte, hat dieser Arusch Konstantinopel verlassen und ist auf dem Weg nach Adrianopel auf eine Gruppe Mönche gestoßen. Nachdem er zwischenzeitig von den Kreuzrittern festgenommen wurde, hat er sich mit einem von ihnen angefreundet. Philipp von Ryle hieß dieser Mann und er stammte aus Troyes …«
Elias schaute Emma mit einem freudigen Grinsen an.
»... Arusch hatte sich entschieden«, fuhr der Professor fort, »seine Unterlagen zu zerteilen. Er übergab ihm den hinteren Teil, und einen Part überreichte er einem Freund namens Nazares. Dieser Nazares musste sich laut Inhalt dieses Dokumentes Zisterziensermönchen angeschlossen haben.«
»Das haben wir ebenfalls erfahren«, rief Elias in den Lautsprecher. »Du wirst es nicht glauben, Gustav, dieser Nazares ist bis nach Odenthal gereist und hat sich am Bau des Altenberger Domes beteiligt. Frag aber nicht, woher wir das wissen.«
»Lieber nicht«, sagte der Professor. »Ich habe also weiter recherchiert, weil mir der Name ›von Ryle‹ so bekannt vorkam. Ich gehe nun fest davon aus, dass es sich um den Vater des ersten Dombaumeisters des Kölner Domes, Gerard von Ryle, gehandelt haben muss. Man weiß übrigens bis heute nicht, ob Gerard von Ryle Deutscher oder doch Franzose war. Man wusste wohl, dass Gerard in Troyes die Kunst der Gotik erlernt hat, über seinen Geburtsort konnte man bisher nur Vermutungen anstellen. Nun ja, dieses Dokument würde die Frage damit endgültig beantworten. Von daher liegen wir gar nicht so schlecht mit unserer Vermutung, dass sich die Rolle in der Nähe des Domes befinden muss. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Gerard seinen Einfluss als Dombaumeister genutzt hat und die Unterlagen zwischen oder in den Grundmauern des Kölner Domes versteckt hat.«
»Sag mal, Gustav«, fragte Elias, »ist irgendetwas aus den Unterlagen ersichtlich, wie sich Philipp, Nazares und Arusch, was die Dokumententeile betraf, verständigen wollten? Hatten sie ein Zeichen oder so vereinbart? Etwas, sollte jemand danach suchen, eindeutig auf das Dokument hinweist?«
»Könnte sein, Elias. Auf dem letzten Blatt, das ich hier habe, steht immer wieder die Zahl Sieben, und zwar jedes Mal alleine für sich. Ebenfalls steht sie noch einmal auf der Rückseite des dritten Blattes, wie eine Art Wasserzeichen. Das war allerdings schwer zu erkennen, denn sie ist mit der Zeit fast vollständig verblasst. Könnte also sein, dass das vereinbarte Zeichen die griechische Zahl Sieben ist.«
»Wie sieht die aus?«, fragte Emma.
Elias griff nach einem Stift sowie einem Blatt Papier, malte darauf herum und drehte es zu Emma. »So: ζ«
Emma sah Elias an. »Meinst du, das ist das Zeichen?«
»Einfach aber eindeutig. Ich denke, danach sollten wir heute Abend suchen.«
»Was ist?«, fragte der Professor über den Lautsprecher. »Was habt ihr heute Abend vor?«
»Warte, ich erkläre es dir«, sagte Elias und berichtete von ihren Erkenntnissen.
»Und ihr seid euch sicher, dass ihr nicht die Polizei benachrichtigen wollt?«, fragte Gustav, nachdem Elias seine Ausführungen beendet hatte.
»Sicher bin ich mir in gar nichts. Höchstens darin, dass dem Jungen etwas zustoßen könnte.«
»Wie ihr meint«, sagte Gustav. »Nur tut mir ein Gefallen und meldet euch, sobald ihr zurück seid. Wir könnten vereinbaren, dass, wenn ihr euch bis morgen früh um acht Uhr nicht bei mir gemeldet habt, ich die Polizei verständige.«
»Das hört sich vernünftig an«, bestätigte Emma. »Dann fühle ich mich viel wohler in dem, was wir gleich tun werden.«
Kurz darauf beendeten sie das Gespräch mit Gustav und suchten ihre restlichen Sachen zusammen.
»Bereit?«, fragte Elias und schulterte betont lässig seinen Rucksack.
»Bereit«, nickte Emma.
Elias ging zur Ladentür, schloss sie auf, doch dann stutzte er. »Warte«, sagte er und verriegelte die Tür von innen. »Das hier sollten wir nicht tun.«
»Wie jetzt?«, fragte Emma irritiert. »Hast du es dir schon anders überlegt?«
»Nein, ich denke, wir sollten nicht einfach so mit einem Rücksack Richtung Dom herausspazieren. Wenn Victoria recht hat, werden wir beobachtet. Ein wenig Vorsicht wäre angebracht.« Er stierte vor sich ins Leere. »Ich habe eine Idee. Komm mit!« Er löschte das Licht im Verkaufsraum und lief ins Büro. Dort schaute er in ein Notizbuch und schrieb einige Zahlen auf einen Zettel. Dann griff er sich den Autoschlüssel vom
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