Die siebte Gemeinde (German Edition)
deinen Vater umgebracht«, wehrte sich Georgios mit einer unschuldigen Geste. »Damit habe ich nichts zu tun.«
Arusch zog sein Schwert und hielt die Spitze drohend vor Georgios Hals. »Mit deinem Verrat wäre es genauso, als hättest du ihm selbst die Kehle aufgeschlitzt und nicht einer der Soldaten.« Er fuchtelte mit dem Schwert vor Georgios Hals hin und her. »Warum sollte ich dir nicht auf der Stelle ein Loch in deinen Hals bohren?« Er zeigte ihm seine Wunde am Arm. »Einen schönen sauberen Schnitt, so wie ich ihn dir zu verdanken habe. Einfach ›Ratsch‹ und wir wären quitt.«
Georgios stieß einen schrillen Schrei aus und schlug die Klinge beiseite. Dabei zog er sich eine klaffende Wunde an seinem Handrücken zu. »Ihr könnt das Geld haben, das sie mir gegeben haben«, winselte er mitleiderregend und versuchte, die Blutung mit der anderen Hand zu stoppen. »Es liegt dort drüben auf dem Tisch.«
Pardus ging zu dem Tisch und griff nach den Münzen. »Wegen fünf lumpiger Silber-Solidos hast du uns verraten? Da hättest du von Arusch sicherlich mehr haben können, wenn du nur den Mund gehalten hättest.«
»Sie haben mir noch mehr Solidos versprochen, wenn sie das finden, was Arusch bei sich hat«, fuhr Georgios fort. »Sozusagen eine Erfolgsbelohnung.«
»Was hast du den Rittern überhaupt erzählt?«, fragte Arusch. »Du weißt doch gar nicht, was es ist, was ich bei mir trage. Niemand weiß das.«
»Nur, dass es irgendein christliches Prophetenbuch ist und du es gestohlen hast. Ebenso, wie du das Tuch stehlen wolltest.«
»Wie kommst du darauf!?«, schrie Arusch und führte wütend die Klinge zurück an Georgios’ Hals. »Ich habe nichts gestohlen!« Dann erinnerte er sich an das Gespräch mit Balduin von Flandern im Palast zurück. »Was weißt du über Othon de la Roche?«
»Othon …, wer?«
»Das weißt du genau«, zischte Arusch und ging einen Schritt auf Georgios zu.
»Ich habe wirklich keine Ahnung, von wem du sprichst«, wiederholte Georgios. »Was willst du von dem?«
»Er soll das Tuch aus dem Palast gestohlen haben«, sagte Pardus aus dem Hintergrund. »Nun ist er mit seiner Truppe versetzt worden. Womöglich in den Norden.«
»Das Einzige, was ich mitbekommen habe, dass sie über eine Verstärkung der nördlichen Grenzen zum Schutz gegen die Griechen und Bulgaren gesprochen haben. Ob da ein Othon de la irgendwas dabei war, weiß ich nicht.«
Arusch seufzte genervt und drehte sich zu seinen Begleitern um. »Hier gibt es nichts zu erfahren. Lasst uns verschwinden.«
»Und was ist mit dem?«, fragte Nazares. »Willst du ihn etwa hier zurücklassen?«
»Mitnehmen wollte ich ihn nicht«, meinte Arusch. »Das wäre viel zu gefährlich. Wahrscheinlich würde er schreiend durch die Straßen rennen und uns sofort verraten.« Er zog sein Messer aus seinem Gürtel und deutete damit zur Tür. »Geht nach draußen, ich kümmere mich um ihn.«
Mit einem hämischen Grinsen Richtung Georgios verließ Nazares erhobenen Hauptes den Holzschuppen. Pardus folgte ihm schweigend und schloss die Tür hinter sich.
Als die beiden nicht mehr im Raum waren, steckte Arusch das Messer zurück in seinen Gürtel, packte Georgios am Kragen und stemmte ihn mit der gesamten Kraft, die ihm verblieben war, gegen die Wand.
»Bitte nicht«, flehte Georgios mit aufgerissenen Augen. »Ich bin Euch behilflich bei der Suche nach diesem Othon. Ich habe gute Kontakte in der Stadt.«
»Auf deine Hilfe bin ich schon einmal hereingefallen«, entgegnete Arusch. »Das wird mir nicht wieder passieren.« Dann ließ er Georgios überraschend los. »Ich bin allerdings auch kein kaltblütiger Mörder.« Er blieb vor dem Schreiner stehen und rückte so nah an ihn heran, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. »Das ist meine letzte Warnung an dich. Wir werden noch heute die Stadt verlassen und diesen Othon de la Roche suchen. Solltest du nur ein Wort darüber an die Ritter verlieren, ich verspreche dir, ich werde dich beim nächsten Mal nicht mehr verschonen. Sollte ich feststellen, dass du mit Balduin oder einem der anderen gesprochen hast, … du bist sofort tot.«
Georgios nickte eingeschüchtert.
Ohne ein weiteres Wort verließ Arusch die Werkstatt und lief mit gesenktem Kopf an Pardus und Nazares vorbei. Diese blieben stehen und schauten ihm stumm hinterher.
»Kommt ihr?«, rief er ihnen zu. »Wir gehen zu deiner Tante, Nazares. Womöglich müssen wir noch einige Zeit in der Stadt bleiben und uns verstecken. Da
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