Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
Vom Netzwerk:
wissen, ob wir überhaupt noch Körbe herstellen wollen. Niemand kauft uns Frauen etwas ab. Petronia meinte …« Viktorianah stockte. »... sie meinte, ich solle mich in der Zwischenzeit als Dirne verdienen.«
    »Auf gar keinen Fall!« Arusch warf wütend seine Papiere beiseite. »Das kann ich nicht zulassen.«
    »Das hast du nicht zu entscheiden«, wehrte sich Viktorianah. »Schließlich müssen wir sechs Kinder ernähren. Kannst du mir sagen, wie es drei alleinstehende Frauen anders bewerkstelligen sollen, als dass sie das Einzige verkaufen, was sie für Männer interessant macht? Die wollen unseren Körper und nicht solche dämlichen Körbe.«
    »Du wirst kein Geld von irgendjemand erhalten, das kann ich dir versprechen«, sagte Arusch. »Ich habe gesehen, zu was die Ritter imstande sind. Die werden zwar deinen Körper nehmen, aber bezahlen werden sie dich nicht. Du kannst froh sein, wenn sie dich am Leben lassen.« Er wies mit dem Finger zur Tür hinaus. »Geh und frage Pardus, was die Soldaten mit der Frau seines Bruders getan haben.« Er schüttelte vehement den Kopf. »Nein, das kann ich auf keinen Fall zulassen.«
    Viktorianah schaute überrascht drein. Sie hatte nicht mit einer solch energischen Gegenwehr gerechnet.
    »Ist in Ordnung«, lenkte sie ein. »Ich habe deine Bedenken verstanden. Aber irgendwie müssen wir unsere Familie ernähren.«
    »Da wird uns schon noch etwas einfallen«, sagte Arusch.
    In diesem Moment drang ein schriller Schrei nach oben. Viktorianah schaute Arusch erschrocken an. »Was war das?«
    »Ich glaube das war Nazares«, antwortete er, griff nach seinem Schwert und lief zur Tür hinaus. Viktorianah folgte ihm. Zwischenzeitig schrien sämtliche Kinder im Haus umher. Auf dem Weg die Treppe hinunter kam ihnen Fabius entgegen. »Schnell!«, quiekte der Winzling und zeigte ängstlich in den Essensraum. »Nazares und so ein Mann …«
    Arusch stürzte so schnell es die morschen Stufen zuließen die Treppe hinab. Hinter ihm folgte Viktorianah und schlug auf halber Höhe entsetzt die Hände vors Gesicht. Sie wurden Zeugen eines bizarren Schauspiels.
    Nazares saß rittlings auf der Brust von Georgios dem Schreiner und stemmte sich mit aller Kraft gegen ein Schwert, welches, durch den Hals des Schreiners hindurch, im Boden steckte. Immer wieder gab der Junge einen zornigen Schrei von sich und drückte die Waffe noch fester in die Dielen. Die Hände von Georgios zeigten verkrampft Richtung Decke und Arusch erkannte sofort, dass der Mann sein Leben bereits ausgehaucht hatte.
    Arusch packte den schreienden Nazares an den Schultern und zog ihn von dem Schreiner. »Komm!«, versuchte er, ihn zu beruhigen. »Der Mann ist tot, er wird dir nichts mehr tun.«
    Der Junge wollte sich nicht beruhigen und strampelte wild mit seinen Beinen umher. »Lass mich los!«, schrie er Arusch an. »Ich muss ihn töten! Ich muss ihn töten!« Erst als Arusch ihn kräftig in die Ecke drückte, Viktorianah sich daneben kniete und ihre Hand auf die Schulter ihres Neffen legte, beruhigte er sich allmählich.
    »Achte auf ihn«, sagte Arusch zu Viktorianah. »Ich muss nach Georgios schauen.«
    »Du hast gesagt, dass du den Verräter getötet hast!«, brüllte Nazares vorwurfsvoll aus der Ecke, während Arusch das Schwert aus Georgios’ Hals zog. Es steckte so fest im Boden, dass er einen Fuß auf der Brust des Schreiners abstützen musste, um es heraus zu bekommen.
    »Das stimmt nicht«, wehrte sich Arusch und rollte Georgios mit den Füßen aus der Blutlache heraus an die Wand. »Ich habe gesagt, dass ich nah an ihn herangetreten bin und ihm in die Augen gesehen habe. Jedoch nicht, dass ich ihn getötet habe.«
    »Warum nicht?«, schrie Nazares. »Er war ein mieser Verräter und schuld daran, dass mein Vater tot ist. Du hast ihn am Leben gelassen. Wer weiß, was er den Rittern erzählt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er noch etwas zu den Soldaten gesagt hat«, meinte Arusch. »Meine Drohungen gegen ihn waren eindeutig. Ich konnte die Angst in seinen Augen erkennen.«
    »Und warum war er dann hier?«
    »Weil ich ihn schon vor Tagen darum gebeten hatte«, sagte Petronia, die mit verschränkten Armen in der Türschwelle stand. Wütend ließ sie ihre Blicke durch den blutverschmierten Raum schweifen. »Er war nur hier, um die Eingangstür zu reparieren.«
    »Und warum hatte er einen Dolch in seinem Halfter? Und wo ist sein Werkzeug?« Nazares rückte nicht von seinen Vorwürfen ab. Er war mittlerweile aufgestanden, wurde

Weitere Kostenlose Bücher