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Die siebte Gemeinde (German Edition)

Die siebte Gemeinde (German Edition)

Titel: Die siebte Gemeinde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Link
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»Keine Angst, ich bin sofort zurück. Ich möchte nur schauen, ob wirklich niemand hier ist.«
    Viktorianah hielt sich krampfhaft am Zügel des Gaules fest. Je länger sie dort stand, umso mehr begann sie, am ganzen Körper zu zittern. Es war ein kühler Abend, und vom Meer wehte ein frischer Wind in die Stadt hinein. Hier und da vernahm sie ein heftiges Krachen. Sie wusste zwar, dass Arusch ganz in der Nähe das Haus durchsuchte, zuckte aber immer wieder zusammen, da sie in der Schwärze nicht orten konnte, woher das Geräusch kam.
    Nach unendlich wirkenden Minuten kam Arusch mit einer Fackel in der Hand aus dem Gebäude. »Wir bringen ihn in die Werkstatt«, sagte er leise und drückte Viktorianah das Feuer in die Hand. »Du gehst voraus, ich folge dir.« Die Werkstatttür hatte Arusch bereits zuvor geöffnet, dass sie nur noch einen kleinen Schubs benötigte. Er befreite Georgios aus seinem Tuch und legte ihn auf den Boden. »Das war es«, sagte er kurz. »Lass uns gehen.«
    »Einverstanden«, nickte Viktorianah und drehte sich herum. »Mir ist es unheimlich hier.«
    »Mir ebenfalls«, stimmte Arusch ihr zu. »Warte noch!«, stoppte er sie und hielt sie an der Schulter fest. »Leuchte in diese Ecke.«
    Viktorianah folgte seinen Anweisungen und hielt die Fackel in die gewünschte Richtung. Arusch stürzte nach vorne und stand entsetzt vor einem Arbeitstisch.
    »Was ist?«, fragte Viktorianah, die vor Angst die Fackel kaum ruhig halten konnte.
    »Verraten« sagte Arusch wütend, hob zehn Silber-Solidos vom Tisch und hielt sie Viktorianah unter die Nase. »Der verdammte Mistkerl hat uns tatsächlich erneut verraten.«
     
    Manuel Kranto stürzte aufgebracht in das Herrenhaus, in dem sich Henry de Crién niedergelassen hatte. »Sag mir bitte, dass du etwas von diesem Schreiner erfahren hast.«
    Henry grinste ihn an. Er saß gemütlich in einem Sessel und ließ sich von zwei jungen Frauen sein Essen reichen. »Was glaubst du denn? Natürlich!«
    Kranto fuchtelte mit der Hand durch die Luft. »Was soll das hier? Wir haben nicht viel Zeit. Schick die Weiber weg.«
    »Beruhige dich, Kranto. Wir wissen jetzt, wo die Familie wohnt. Meine Männer sind bereits unterwegs zu dem Haus. Bald hast du dein Dokument.« Er tippte einer Dirne auf den Hintern. »Um die beiden hier mach dir keine Sorgen, die verstehen kein Wort. Außerdem muss ich morgen die Stadt verlassen, dann war es das für ein paar Tage mit den leiblichen Freuden.«
    »Ich kann das nicht mit ansehen!«, schrie Kranto, packte eines der Mädchen an den Schultern und stieß sie zu Boden. »Verschwindet!«
    Die Frau rappelte sich auf und sah Henry fragend an. Dieser nickte, und sie trollten sich aus dem Raum.
    »Was heißt, du musst die Stadt verlassen? Ziehen die Ritter weiter nach Jerusalem?«
    »Keine Sorge, Kranto. Wir müssen nur bis nach Adrianopel, Othon de la Roche unterstützen, und nach diesem Kerl suchen, falls er die Stadt verlassen hat.« Er lächelte. »Ist doch bestens, gleich zwei Dinge auf einmal erledigt. Schließlich brauchen wir auch das Tuch, oder nicht?«
    »Selbstverständlich«, nickte Kranto. »Wie lange soll eure Reise dauern?«
    Henry zuckte mit den Schultern. »Du selbst hast doch gesagt, dass es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankommt. Keine Ahnung, eine Woche, vielleicht zwei.«
    »Das weiß ich auch, dass ich das gesagt habe. Nur waren wir noch nie so nah dran wie jetzt.«
    Henry streckte seine Nase in die Luft. »Ich weiß nicht, wie es dir geht. Ich kann die Erlösung bereits riechen. Du nicht?«
    Kranto winkte verächtlich ab. »Ich rieche nur die Scheiße, in der die Stadt seit Langem versinkt.« Er stockte und tippte sich nachdenklich an den Mund. »Wenn deine Männer nicht fündig werden sollten, werde ich dich nach Adrianopel begleiten. Wer weiß, was du dort anstellst.«
    Henry verzog die Augenbrauen. »Wie stellst du dir das vor? Wie soll ich das Philipp erklären? Darf ich vorstellen, das ist mein Meister, er wird uns in die Ewigkeit der Heiligen Stadt führen!?«
    »Dir wird schon etwas einfallen, Henry. Ich bin Geistlicher, die sind doch bei eurer Sippe gerne gesehene Begleiter. Außerdem laufen die Vorbereitungen in Konstantinopel auch ohne meine Hilfe hervorragend.«
    »Wenn du meinst«, knurrte Henry.
    »Meine ich. Hoffen wir, dass diese Reise nicht notwendig wird und deine Männer mit der richtigen Nachricht eintreffen.«
     
    Kaum nachdem Arusch und Viktorianah von Georgios zurückgekehrt waren, hatten sie sich im

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