Die siebte Gemeinde (German Edition)
reitenden Philipp von Troyes zu.
Philipp stoppte das Gefolge von vierzig bis fünfzig Männern mit einer lässigen Handbewegung. Auf der Anhöhe, an der sie standen, teilte sich der Weg in zwei Richtungen.
»Ich war erst einmal hier, Henry«, sagte Philipp. »Genau weiß ich es nicht mehr. Sicherheitshalber sollten wir uns trennen. Noch ist es sicher hier. So weit im Süden halten sich die Griechen nicht auf. In etwa einem halben Tagesritt müssten wir auf einen Wald treffen. Ich halte mich westlich, Ihr reitet nördlich weiter. Hinter dem Wald sollten sich die Wege Richtung Adrianopel kreuzen. Dort treffen wir uns und reiten gemeinsam weiter.«
»Einverstanden«, knurrte Henry. »Trennen wir uns.«
»Möge der Herr Euch beschützen«, sagte Philipp und bekreuzigte sich mit einer schnellen Handbewegung.
»Ja, genau«, nickte Henry und stieß seinem Pferd mit einem Schrei die Hacken in die Seite. Die Männer hinter ihm, die ein blaues Banner trugen, auf dem ein weißes Kreuz prangte, folgten ihm. Zwischen den Reitern saß ein Mann mit langem Bart und schwarzer Robe, der ebenfalls mit Henry ritt. Die Männer, die wie Philipp einen dunkelroten Umhang mit goldenem Kreuz trugen, schlossen sich ihrem Heerführer aus Troyes an.
Vorsichtig näherten sich Arusch und Pardus der Hütte. Die Familie hatten sie zuvor in den Schutz der Bäume geschickt. Niemand zeigte sich bisher vor dem Haus. Erst als sie näher kamen, sahen sie ein paar Gestalten hinter den Fensterläden herhuschen. Geruch von Speisen stieg ihnen in die Nase.
»Was hast du vor?«, fragte Pardus, als sie vor der Tür standen.
»Anklopfen«, antwortete Arusch lächelnd. »Was denn sonst? Hast du Angst?«
»Natürlich habe ich Angst«, flüsterte Pardus. »Mittlerweile solltest du mich kennen.«
»Stimmt«, lachte Arusch. »Das sollte ich wirklich wissen.«
Bevor Arusch anklopfen konnte, wurde die Tür ruckartig aufgerissen. Pardus zuckte zusammen und hielt sich an Aruschs Arm fest. Vor ihnen stand ein Mann in einer grauen Tunika, darüber trug er einen schwarzen, bis auf den Boden reichenden Überwurf. In sein Haar war eine Tonsur rasiert, und in der Hand hielt er ein kleines Buch. Um seinen Hals hing ein großes Holzkreuz, und es benötigte keines weiteren Blickes, um zu erkennen, dass vor ihnen ein Mönch stand.
»Wer seid ihr?«, fragte der Mönch mit freundlicher Stimme und einem nasalen Akzent. Ein Akzent, den Arusch in den letzten Tagen des Öfteren gehört hatte.
»Wir, äh …«, stammelte Arusch überrascht. »... also, wir sind …«
»Seid ihr die Eigentümer von diesem Haus?«, unterbrach ihn der Mönch lächelnd. »Wir dachten, es sei unbewohnt und haben uns für einen Tag hier niedergelassen. Wir sind auf der Durchreise nach Adrianopel.«
»Ja, genau«, preschte Pardus nach vorne. »Wir waren ein paar Wochen fort, um uns vor den Unruhen zu schützen.«
Der Mönch malte ein Kreuz durch die Luft. »Wenn ihr an Jesus glaubt, braucht ihr nichts zu befürchten.« Suchend blickte er sich vor dem Haus um. »Wo befindet sich Eure Familie?«
»Die haben sich im Wald versteckt«, sagte Arusch und zeigte nach hinten, wo er Fabius zwischen zwei Bäumen hindurch lugen sah. Mit einem Wink deutete er ihnen, dass sie herauskommen konnten.
»Ah, wie schön«, freute sich der Mönch, als er die Familie auf das Haus zulaufen sah. »Kinder sind der Segen unserer Welt. Wie schön, wie schön. Kommt herein, wir wollten Euer Haus nicht besetzen. Vielleicht können wir uns mit einem Essen bei Euch erkenntlich zeigen.« Er trat einen Schritt beiseite und deutete auf sein Buch. »Vorher sollten wir uns zum Abendgebet versammeln. Wir wollten gerade beginnen.«
Pardus konnte es kaum erwarten, bis er endlich über das Essen herfallen durfte, doch die vier Mönche stimmten immer wieder einen neuen Singsang an. Mehr und mehr lief ihm mit jedem weiteren Ave Maria das Wasser im Mund zusammen. Still hatte er sich seinem Schicksal ergeben und andächtig auf Knien und mit gefalteten Händen dem Chorus der Geistlichen gelauscht, bis endlich das erlösende Amen erklang.
»Wer seid ihr eigentlich?«, fragte Pardus schmatzend und stopfte sich genüsslich den letzten Bissen Fleisch in den Mund. »Und woher kommt ihr?«
»Ich bin Berniér«, antwortete der Mönch, der ihnen die Tür geöffnet hatte, »und das sind meine Brüder Edern, Guibert und Naimes. Wir sind vom Orden der Zisterzienser und stammen aus Clairvaux.« Dabei deutete er auf Edern und Guibert. »Naimes
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