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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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die Lippen. »Sie sieht richtig krank aus, nicht wahr? So blaß –«
    »Schwer zu sagen. Sie nimmt dauernd irgendwelche Pillen, aber das tun andere Leute auch. Ich glaube eher, sie pflegt das blasse Aussehen – aus Gründen der Schönheit.«
    »Du findest sie schön?«
    Mike grinste und streichelte ihre Schulter.
    »Heute abend hätte sie bestimmt schön gewirkt – nur, die Konkurrenz war zu groß.«
    »Danke. Liebling. Oder dachtest du eher an Louise?«
    »Du weißt ganz genau, was ich denke.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Am Samstag morgen rief er bei der Milford-Lebensversicherungsgesellschaft an und sprach mit der Wochenendtelefonistin. Erst zögerte sie, ihm die gewünschte Information zu geben; die Privatadressen der Angestellten wurden normalerweise nicht weitergegeben. Aber Mike ließ seine Überredungskünste spielen, und schließlich bekam er Adresse und Telefonnummer von Harold J. Reddy aus der Vergütungsabteilung.
    Er rief ihn erst gegen Mittag an, da er ihn nicht um das Vergnügen bringen wollte, lange zu schlafen. Trotzdem klang Reddys Stimme auch jetzt noch verschlafen.
    »Wer?« fragte er.
    »Mike Karr.«
    Das weckte ihn auf.
    »Ich rufe an«, sagte Mike, »weil ich über all das Extrahaushaltsgeld nachgedacht habe, das Sie meiner Frau versprochen haben. Ich hätte es gern in kleinen Scheinen einverstanden?«
    »Haben Sie was?«
    »Nur eine Frage«, sagte Mike. »Bezüglich der Versicherung, von der Sie mir erzählt haben. Sie lautete auf eine halbe Million?«
    »Stimmt.«
    »Was für eine Versicherung war es?«
    »Eine ganz gewöhnliche Lebensversicherung.«
    »Und Mrs. Haven kommt als einzige in den Genuß der Summe?«
    »Genau. Und wenn wir nicht bald irgend etwas finden, müssen wir blechen. Eine halbe Million, steuerfrei; nicht schlecht, was?«
    Mike schnalzte mit der Zunge gegen die Zähne. »Sie haben etwas über Havens Finanzen fallenlassen. Etwas Negatives.«
    »Katastrophal.«
    »Und trotzdem konnte er sich eine Versicherung in dieser Höhe leisten?«
    »Es war eine fette Prämie, aber sie hat ihn nicht umgeworfen. Im übrigen können Sie meinen Auskünften über seine finanzielle Lage blind vertrauen. Ich habe mich eingehend danach erkundigt, um zu untermauern, was ich vermute, nämlich daß seine Frau ihn um die Ecke gebracht hat, um die Versicherungssumme einzustecken. Sein restlicher ›Nachlaß‹ ist kaum der Rede wert.«
    »Seit wann besteht die Versicherung?«
    »Wie lange war er verheiratet?«
    »Neunzehn Monate, glaube ich.«
    »Genau. Damals hat er sie abgeschlossen. Sozusagen als Hochzeitsgeschenk. Vorher gab es niemanden, dem er das Geld hätte hinterlassen können.«
    »Und die vertrauensärztliche Untersuchung ergab keine Einwände?«
    »Er war in guter Verfassung«, sagte Reddy. Seine Stimme klang neugierig. »Worauf zum Teufel wollen Sie hinaus, Karr?«
    »Informationen«, sagte Mike. »Vor allem, was einen bestimmten Punkt anbetrifft. Ist bei Lebensversicherungen nicht eine Selbstmordklausel üblich? Und zwar so, daß während der ersten zwei Jahre im Falle von Selbstmord keine Zahlung erfolgt?«
    »Natürlich. An Kunden, die sich gleich anschließend ins Jenseits befördern, nur um Weib und Kind zu versorgen, sind wir nicht interessiert.«
    »Und was passiert im Fall von Selbstmord?«
    »Nichts. Falls der Selbstmord innerhalb von zwei Jahren nach Abschluß der Versicherung verübt wird, erstatten wir die bisher eingezahlten Prämien. Wenn es nach mir ginge, würden wir nicht mal das tun.«
    »Also, gesetzt den Fall, Walter Haven hat sich das Leben genommen –«
    »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Man wird doch wohl noch spekulieren dürfen?«
    Reddy grunzte. »Na schön, spekulieren Sie. Aber Sie sind meilenweit vom Boden der Tatsachen entfernt.«
    »Wenn er Selbstmord begangen hätte, was würde dann geschehen?«
    »Wir würden die Prämien zurückzahlen. An seine liebende Gattin.«
    »Nichts, was im entferntesten an eine halbe Million heranreicht.«
    »Ein paar tausend, nicht mehr.«
    »Verstehe«, sagte Mike.
    »Aber ich verstehe gar nichts. Was für Phantomen jagen Sie da nach, Karr? Ich dachte, Sie sind für Ihren Scharfsinn bekannt.«
    »Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.«
    »Ha! Sie sagen es! Wenn Sie mir erklären könnten, wie jemand sich zuerst erschießt und dann die Waffe verschwinden läßt, überweise ich Ihrer Frau die Belohnung aus meiner

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