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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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seinen Sessel herum und schaute aus dem Fenster. »Es ist schlimm genug, wenn man für ein Verbrechen den Falschen verantwortlich macht. Aber wenn es sich auch noch um das falsche Verbrechen handelt.«
    Jean klingelte ihn an.
    »Mrs. Haven ist am Apparat.«
    Mike hob den Telefonhörer ab und starrte dabei Phil an.
    »Adrienne?«
    »Hallo, Mike. Ich nehme an, Sie haben mir nichts Neues mitzuteilen.«
    »Leider nicht. Sonst hätte ich Sie selbstverständlich angerufen. Ich habe heute vormittag mit Doktor Graham gesprochen, und er war nicht sehr begeistert von der Idee, mich in Walters Krankengeschichte einzuweihen. Alles in allem jedoch war Ihr Mann, von ein paar Kleinigkeiten abgesehen, kerngesund. Krankheit als Motiv können wir also von der Liste streichen.«
    »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können.«
    »Ich wollte es lieber von einem Arzt hören.« Am anderen Ende der Leitung rührte sich nichts. »Adrienne?«
    »Ich habe nur nachgedacht – es kommt einem so hoffnungslos vor, nicht wahr?«
    »Nichts ist hoffnungslos.«
    »Der arme Tony. Die gerichtlichen Voruntersuchungen werden diese Woche abgeschlossen.« Voll Bitterkeit fügte sie hinzu: »Die ganze riesige Gesetzesmaschinerie wird sich in Bewegung setzen, und dagegen hat er nicht die geringste Chance –«
    »Es wird uns schon etwas einfallen. Haben Sie getan, worum ich Sie gebeten hatte? Haben Sie sich mit den Papieren Ihres Mannes befaßt?«
    »Ich habe alles zusammengetragen, was ich finden konnte. Aber es ist nichts darunter, was mir wichtig erscheint, Mike, nur viel Geschäftskorrespondenz und Politisches – nichts, was in irgendeiner Form … Ach, ich weiß nicht. Vielleicht sollten Sie es sich selbst ansehen; vielleicht fällt Ihnen irgend etwas auf, was mir entgeht.«
    Mike sagte: »Das sollte ich vielleicht wirklich. Was halten Sie davon, wenn ich Sie in einer Stunde besuchen komme und Phil mitbringe?«
    »Mir ist alles recht.« Ihre Stimme klang erschöpft.
    »Adrienne – seien Sie nicht so deprimiert. Noch ist nichts verloren.«
    Nachdem Mike aufgelegt hatte, sagte Phil: »Ich dachte, du hast Walter Havens Korrespondenz schon durchgekämmt?«
    »Adrienne hat in seinem Arbeitszimmer weiteres Material gefunden. Nichts, was in irgendeine Richtung hinzudeuten scheint. Aber wir können es uns nicht leisten, auch nur einen einzigen Zettel unbeachtet zu lassen. Kommst du mit?«
    Phil seufzte, nahm seine Schuhe und spähte hinein. »Von mir aus. Ich glaube, der Qualm hat sich verzogen.«
    In Walter Havens Arbeitszimmer war nichts von der Unordnung zurückgeblieben, kein Anzeichen des gewaltsamen Todes, der den Bewohner innerhalb dieser holzgetäfelten Wände ereilt hatte. Der Raum war geradezu desinfiziert worden, der Schreibtisch glänzte frisch poliert, der Kamin war blitzsauber. Es verstand sich von selbst, daß Adrienne Haven sich nicht oft in dieser Umgebung aufhielt, aber jetzt war sie da, umgeben von Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit ihres Mannes.
    »Ich habe diese Korrespondenzmappe auf dem Boden eines Wandschranks gefunden«, sagte sie zu Mike und Phil. »Es handelt sich größtenteils um altes Zeug aus der Zeit, bevor wir uns kannten, und betrifft irgendeine politische Kampagne.«
    Phil blätterte die Papiere durch. »Alles fünf Jahre alt«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß das von Belang ist.«
    »Natürlich dürfen wir den politischen Aspekt in Walters Leben nicht übersehen«, sagte Mike. »Das war bestimmt seine stärkste Antriebskraft. Würden Sie mir darin zustimmen, Adrienne?«
    Die Frau nickte.
    »Ja«, flüsterte sie. »Es war alles, was Walter wirklich interessierte. Die Zukunft – und was sie ihm in politischer Hinsicht bescheren würde. Manchmal habe ich mir sogar eingebildet –«
    »Was?« lockte Mike.
    »Daß er mich aus purer Berechnung geheiratet hat. Aus jener Berechnung, mit der man sich seine politischen Weggefährten auswählt.«
    »Wie haben Sie Haven kennengelernt?« erkundigte sich Phil obenhin.
    »Auf einer Party«, erwiderte Adrienne, »im Monticello Club. Genauer gesagt, mein Vater hat mich mit Walter bekannt gemacht. Einwandfreier konnte es gar nicht zugehen, finden Sie nicht auch?«
    »Ja«, sagte Mike nachdenklich. Er begann in einer Schachtel zu kramen, die Adrienne vom Schreibtisch genommen hatte. »Ist hier etwas Interessantes drin?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Alles gesellschaftlicher Kram. Ein paar Privatbriefe und Postkarten. Walter hob Briefe gern auf; vielleicht hat er sie

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