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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Untersuchungsrichter in schneidendem Tonfall. „Und am morgigen Tag verpasse Er Ihr ein paar ordentliche Daumenschrauben, damit das liederliche Weibsstück endlich in sich geht und ihre schändliche Tat bereut!“
     
     
    Meister Hans ist extra etwas früher gekommen, um vor der nächsten peinlichen Befragung noch einmal mit Mäu zu reden. Dem erstaunten Wärter hat er einfach gesagt, er wolle ihr noch ein bisschen Angst einjagen, um sie dadurch geständiger zu machen.
    Als er mit Mäu alleine ist, steckt er ihr etwas zu essen und einen kleinen Krug Rotwein zu, damit sich die Entkräftete ein wenig stärken kann. Dankbar labt sich Mäu an den mitgebrachten Speisen und trinkt den Weinkrug in einem Zug leer. Der Henker mustert sie besorgt und streicht ihr mitleidig über das blutverkrustete Haar.
    Berührt von dieser menschlichen Geste, steigen Mäu die Tränen in die Augen, und in ihrer ganzen Not und Bedrängnis fleht sie den Mann, den sie bereits kannte, als sie noch ein kleines Kind war, um Hilfe und Beistand an. Meister Hans, obgleich er schon lange nicht mehr weinen kann, ist von ihrer Bitte tief getroffen. Schweigsam verharrt er eine ganze Weile und starrt mit scheinbar leerem Blick vor sich hin. Dann beginnt er, mit ruhiger, gütiger Stimme auf die unglückselige junge Frau einzureden, ganz so, als wolle er ein krankes Pferd wieder aufrichten:
    „Maria, glaub mir, ich meine es wirklich gut mit dir und deswegen kann ich dir nur eines raten: Zeig dich doch um Gottes Willen nachher reumütig und gestehe alles!“, beschwört er sie eindringlich. „Es ist für dich ganz und gar unmöglich, zu beweisen, dass du den Neuhaus aus reiner Bedrängnis erschlagen hast. Die Herren interessiert das auch gar nicht, und dein Aufbegehren macht sie nur wütend. Wenn du nachher wieder nicht bekennst, muss ich die Folter wiederholen, zweimal, dreimal, viermal, solange, bis du gestanden hast. Und glaub mir, Mädchen, früher oder später gestehen alle Delinquenten. Sie gestehen alles, was der Richter von ihnen hören will, nur damit ihre Qual ein Ende hat. – Oder sie sterben an der Folter, und das sind auch nicht wenige“, erläutert der Henker ernst. „Mäu, du wirst die Marter, die ich dir zufügen muss, auf Dauer nicht ertragen. Und selbst wenn du sie ertragen kannst, so bist du trotzdem verloren! Unzählige der Gepeinigten haben mich schon während der Tortur um den Tod angefleht. Der Tod ist gar nicht so schlimm, oft ist er sogar eine Gnade, eine Erlösung von aller Mühsal. Kind, ich verspreche dir, ich werde dir vor deiner Hinrichtung schon helfen, damit du ganz sanft hinübergleitest. Da kenne ich genug Mittel und Wege. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben!“, versucht sie der Mann des Todes mit sanfter Stimme zu trösten.
    „Ich will aber noch nicht sterben!“, entgegnet Mäu verzweifelt, die trotz aller Widerlichkeiten immer noch so entsetzlich am Leben hängt. Ihr unbändiger Lebenswille, zuweilen stark gedämpft, setzt sich jedoch immer wieder durch, und so kann und will sie sich einfach nicht damit abfinden, dass sie bald sterben soll und tastet beharrlich nach dem kleinsten Schlupfloch, um dem dräuenden Tod zu entkommen. Ob es denn für sie keine Möglichkeit gebe, mit einer milderen Strafe davonzukommen, sie habe Neuhaus doch nur aus der Not heraus erschlagen, insistiert sie.
    „Ja, Maria, eine solche Möglichkeit besteht schon, aber nicht in deinem Fall. Bei angesehenen Bürgern zum Beispiel wird häufig von der Milde Gebrauch gemacht, erst recht, wenn sie bloß einen friedlosen Gesellen erschlagen haben. Du aber musst dir darüber im Klaren sein, dass du ja alleine schon durch deinen Stand zu den verfemten Leuten gehörst, genauso wie ich auch, und mit unsereinem veranstalten sie bekanntlich nicht viel Federlesens, wenn er etwas ausgefressen hat“, entgegnet Meister Hans fatalistisch.
    Bevor er ihre Gefängniszelle verlässt, gibt er ihr wieder ein paar von seinen Tropfen ein. Peinvoll werde es trotzdem für sie werden, denn er könne ihr davon auch nicht zuviel geben, sonst wäre sie später nicht vernehmungsfähig. Sie solle doch nachher geständig werden und nicht länger irgendwelchen trügerischen Hoffnungen nachhängen, ermahnt er sie noch einmal.
    „Glaub mir, Mädchen, mit der Folter können sie jeden Menschen brechen“, fügt er noch hinzu und eilt in das Verhörzimmer, um alles vorzubereiten.
    Die Befragung verläuft nach dem gleichen Procedere wie am Vortag, nur dass der

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