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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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peinlichst darauf achten, dass ihre Tochter sich nicht mehr davonschleichen kann.
    Mäu spürt einen dicken Klos im Hals, als sie anschließend mit der Mutter zum Fluss geht, um die Siechenwäsche zu waschen. Ihre Pläne, heute Abend den Fuchs wieder zu treffen, scheinen vereitelt! Bemüht, sich der Mutter gegenüber nichts anmerken zu lassen, schluckt sie ihre Traurigkeit herunter, doch eigentlich ist ihr ganz und gar zum Weinen zu Mute: Wie sehr hat sie sich schon auf ein Wiedersehen mit ihm gefreut! Es war doch so schön gestern Nacht.
    Gegen Abend sitzen Mutter und Tochter schweigsam in der Stube beim Schein einer Talgkerze und nähen Handschuhe aus Hundeleder. Der Vater ist gerade zurückgekommen und noch draußen auf dem Hof beschäftigt. Mäu ist intensiv am Nachdenken. Die Überlegung, bei sich bietender Gelegenheit mit dem Fuchs und seiner Bande weit wegzuziehen, nimmt immer mehr Gestalt an. Diesen Zustand hält sie keine drei Wochen mehr aus! Dann verzichtet sie lieber auf ihren ersten Lohn und geht bettelarm in die Fremde. In Erinnerung durchlebt sie noch einmal die ereignisreiche Nacht, spürt noch einmal die heißen Küsse und das prickelnde Gefühl, das sie ganz und gar ausgekostet hat. Alle ihre Sinne wünschen sich mehr davon! Solcherart versonnen, wird sie jählings durch lautes Stimmengewirr, welches vom Hof zu kommen scheint, aus ihren Träumereien gerissen. Sie hört die ärgerliche, keifende Stimme des Vaters und eine andere männliche Stimme, die eher verhalten klingt.
    Das ist doch der Fuchs! Die Erkenntnis durchfährt Mäu wie ein Blitz. Sofort springt sie auf und läuft zur Tür hinaus. Die Mutter ist ihr gefolgt, hält Mäu mit aller Kraft zurück und späht genau wie ihre Tochter angespannt auf den Hof hinaus. Dort steht ein hoch aufgeschossener, magerer Junge, mit wildem roten Haarschopf, der immer wieder mit beschwichtigenden Gesten versucht, das Wort an den Abdecker zu richten. Mit dabei ist noch ein anderer junger Kerl von kräftiger Statur, der sich etwas abseits hält.
    „Keine Angst, Meister! Wir sind keine Hühnerdiebe, auch wenn wir vielleicht so aussehen. Wir sind gute Freunde Eurer Tochter und sind nur gekommen, sie kurz zu besuchen und ein liebes Wort an sie zu richten. Ihr könnt auch gerne dabei sein, wir haben nichts zu verbergen. Ich will sie nur begrüßen und dann zieh ich auch wieder meiner Wege. Nein, ich bin auch kein Strauchdieb und Wegelagerer, wie Ihr mich andauernd beschimpft! Meine Gesellen und ich sind arme Waisenkinder und ohne Zuhause, die Not hat uns zusammengeführt. Was bleibt uns, als von Ort zu Ort zu ziehen, auf der Suche nach Arbeit und Brot? Mein Vater war selber Abdecker in Goslar, eh ihn die Pest hinweggerafft hat, glaubt mir, ich kenn Euer beschwerliches Gewerbe. Und weil wir ja dadurch fast Kollegen sind, Herr Abdecker, seid doch bitte nicht so streng und lasst mich kurz zu Eurer Tochter. Mehr will ich doch gar nicht, Herr Dunckel“, richtet der Fuchs, dem es nun endlich gelungen ist, Edus Gezeter zu übertönen, höflich das Wort an Mäus Vater. Obwohl er es eigentlich gar nicht wollte, hört der Abdecker ihm mit misstrauischer Miene zu. Ein Abdeckersohn aus Goslar! – Egal, und wenn er noch so schön tut, ihm missfällt dieser Lumpenhund und er wird sich von ihm schon nicht einwickeln lassen, von wegen: ,Freund von Eurer Tochter’!
    „Und wenn Er zehnmal ein Abdeckersohn ist: Fahrendes Gesindel können wir hier nicht brauchen! Unser letztes Wort ist, und das sagen wir Ihm im Guten: Er mache sich vom Hof und zwar schnell und lasse in Zukunft die Finger von unserer Tochter und behellige uns hier auch nicht mehr, sonst lassen wir Ihn von der Bettelpolizei einkassieren. Und hör Er jetzt gut zu: Unsere Tochter hat bereits einen Bräutigam und wird in Kürze heiraten. Mehr ist dazu nicht zu sagen und wir wollen auch nicht weiter mit Ihm palavern. – Hau jetzt endlich ab, du Taugenichts“, bleckt Edu den Fuchs drohend an, verschwindet kurzentschlossen im Eselsschuppen und kommt gleich darauf mit der Peitsche in der Hand zurück. Drohend baut er sich vor den ungebetenen Besuchern auf:
    „Sollen wir euch noch Fersengeld geben, oder findet ihr jetzt endlich den Weg zurück zu eurem Rattenloch“, brüllt er und knallt angriffslustig mit der Peitsche auf den Boden, nur zwei Handbreit von den Füßen des Bandenführers entfernt. Der Schlimme, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hat, will sich daraufhin wutentbrannt auf den Abdecker stürzen, um

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