Die Siechenmagd
ihm endlich gehörig eine zu verpassen, wonach es ihn schon die ganze Zeit gelüstet hat, wird aber noch im Sprung vom Fuchs zurückgepfiffen.
„Lass es gut sein, Schlimmer, er ist immerhin der Vater von Mäu. Auch wenn er es dicke verdient hätte, schone ihn, denn das müsste dann doch nur Mäu ausbaden“, winkt er ab und wendet sich zum Gehen, den Freund am Arm mit sich ziehend. Schon auf dem Rückzug, richtet er noch einmal das Wort an den Abdecker:
„Abdecker, ich kann es kaum glauben, dass Ihr der Vater einer so astreinen Tochter sein könnt! Euer Herz habt Ihr wahrscheinlich schon vor langer, langer Zeit mit irgendwelchem Aas in Eurer Jauchegrube verbuddelt. Ihr seid ein kaltherziger Schinder und sonst nichts! Ein armer Wicht nur, den ich normalerweise nach solchen Beleidigungen wie eben zu Klump schlagen würde. Wir gehen jetzt, aber glaubt mir, Schundmummel, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. – Mäu, halt durch, ich hol dich hier raus!“, ruft er lauthals in Mäus Richtung, während er mit dem Schlimmen den Hof verlässt.
„Hey, Fuchs, egal wann wir uns Wiedersehen, wartet auf mich!“, schreit Mäu dem Schwindenden gellend hinterher, bis ihr die Tränen die Stimme rauben. Voller Wut befreit sie sich kurzerhand aus dem Klammergriff der Mutter und will den beiden hinterherrennen, als ihr der Vater auch schon entgegengeschossen kommt und sich ihr in den Weg stellt. Zornig packt er sie und zerrt sie mit sich.
„Du faules, durchtriebenes Luder! Das sind ja schöne Geschichten, die wir uns hier auf unserem eigenen Grund und Boden von so einem dahergelaufenen Lumpenhund anhören müssen. Auf der Stelle wirst du uns jetzt sagen, was du mit dem Drecksack zu tun hast, sonst haun wir dir eine runter, dass du das Rad schlägst“, faucht er aufgebracht und stößt sie grob zu Boden. Mäu ist bleich geworden, die Angst und der Schrecken schnüren ihr die Kehle zu.
„Was soll ich schon mit denen zu tun haben?“, stammelt sie verängstigt.
„Das fragen wir uns auch, du Miststück. Der Gassenköter da kommt doch nicht einfach nur so hierher gelaufen. Da muss schon ein bisschen mehr gewesen sein. Und genau das wollen wir jetzt von dir wissen und zwar die ganze Wahrheit!“, schreit er sie an. Als Mäu weiterhin schweigt und nur still vor sich hin weint, droht er ihr mit wutverzerrtem Gesicht:
„Jetzt red endlich, sonst prügeln wir es aus dir heraus!“
Mäu hält inne, schnieft sich kurz die Nase, und erzählt mit zitternder Stimme, was sich letzte Nacht nach ihrem Messebesuch zugetragen hat, verschweigt dabei aber sämtliche delikaten Details.
Trotzdem ist der Vater am Ende ihrer Beichte derartig in Rage, dass er heftig mit der Peitsche auf sie einschlägt.
„Du Missgeburt, das wirst du mir büßen, dass du dich mit dem fahrenden Gesindel einlässt!“, schreit er und drischt immer wieder auf das am Boden liegende Mädchen ein. Mäu krümmt sich vor Schmerzen zusammen, dreht sich auf die Seite und versucht mit den Händen ihr Gesicht zu schützen. Als die Schläge des Abdeckers immer brutaler werden und Mäu laut um Hilfe zu schreien beginnt, wirft sich Anna schützend über ihre Tochter und gebietet ihrem Mann mit fester, eindringlicher Stimme Einhalt. Edu lässt schließlich die Peitsche zu Boden sinken und kauert sich erschöpft nieder. Er ist schweißgebadet und zittert am ganzen Körper. Mäu liegt ein Stück weiter wie leblos auf der Erde. Die Mutter beugt sich über sie und stöhnt auf beim Anblick ihrer Tochter. Mäu ist bewusstlos.
„Edu, was hast nur gemacht! Das Kind ist ja übel zugerichtet! Komm, helf mit, wir müssen sie nach drinnen tragen, ich muss mich um sie kümmern“, ruft Anna aufgeregt.
Der Abdecker erhebt sich benommen und hilft seiner Frau, Mäu in die Hütte zu tragen. Sie legen sie auf ihren Strohsack in der Ecke, der Mäu als Nachtlager dient. Anna holt eilig einen Krug Wasser herbei und benetzt mit einem Lappen vorsichtig Mäus Gesicht und Lippen. Langsam kommt sie wieder zu sich und stöhnt laut auf vor Schmerzen. Dem Abdecker wird es dabei immer unbehaglicher zumute, schon längst hat sich sein schlechtes Gewissen gemeldet und er bereut es zunehmend, sie so malträtiert zu haben. Was hat er nur getan! Schließlich ist sie ja sein eigen Fleisch und Blut!
„Ich bring dir die Tinktur vom Angstmann, damit kannst du ihre Striemen einreihen“, wendet er sich kleinlaut an seine Frau.
„Mach das! Ich säubere schon mal die Wunden.“
„Wasch sie ruhig noch mal
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