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Die Siechenmagd

Die Siechenmagd

Titel: Die Siechenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Hedwig fort und deutet auf eine ältliche, pausbäckige Magd mit dünnen rötlichen Haaren, die Mäu knapp zunickt.
    „Das ist Edelgard, die bei Bruder Anselm und seiner Frau im Dienst ist“, weist Hedwig auf eine kleine, korpulente Schwarzhaarige, die Mäu freundlich zuzwinkert.
    „Und Cordula ist die Magd von Bruder Berthold und seiner Frau Karoline.“
    Die Vorgestellte grüßt Mäu reserviert. Sie ist hochgewachsen und hat ein hübsches, blasses Gesicht.
    „Die Hildegard ist von allen Mägden hier am längsten auf dem Gutleuthof. Sie ist bei Schwester Lioba im Dienst und das schon seit fast dreißig Jahren“, deutet Hedwig auf eine grauhaarige Frau, mit rundem Gesicht.
    „Außerdem versteht sich Hildegard besonders gut auf Heilkräuter und hat hinten im Garten ein paar Kräuterbeete angelegt“, ergänzt Hedwig, während Hildegard Mäu begrüßt.
    „Wenn du mal ein Zipperle in hast, kannste zu mir kommen“, wendet sich die alte Magd freundlich an Mäu.
    Nach dem kurzen Bekanntmachen wird Mäu sogleich in die allgemeine Betriebsamkeit eingespannt, indem sie von Hedwig beauftragt wird, die geschnittenen Brotscheiben neben die Teller zu verteilen. Anschließend hilft sie den Gesindetisch zu decken. Schweren Herzens verkneift sie es sich, von dem frischen, noch ofenwarmen Brot zu naschen, aber die kontrollierenden Augen von Hedwig scheinen überall zu sein und sie hat keine Lust auf einen erneuten Verweis.
    Als die Kapellenglocke schließlich die zwölfte Stunde ankündigt, füllt sich schlagartig der Speisesaal. Die grau gekleideten Kranken scheinen alle ihre festen Plätze zu haben. Nachdem die Speisen auf dem Tisch stehen, ziehen sich die Mägde an ihren Gesindetisch zurück, an dem auch Gottfried Platz genommen hat. Er sitzt an der gegenüberliegenden Stirnseite von Hedwig, der Aufwartefrau der Priorin.
    Es gibt Bohnensuppe mit Speck und dazu das frische Roggenbrot. Nachdem das Tischgebet gesprochen ist, macht sich Mäu gierig über den wohlschmeckenden Eintopf her. Gerne hätte sie noch mehr davon gegessen, aber ein Nachschlag scheint hier nicht üblich zu sein. So sehr ist sie mit dem Essen beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkt, wie Karoline vom großen Nachbartisch aus immer wieder erstaunt zu ihr rüberblickt.
    Als das Mahl beendet ist, erhebt sich die Priorin und alle Anwesenden tun es ihr gleich.
    „Liebe Brüder und Schwestern, bevor wir unsere Dankgebete sprechen, möchte ich Euch mitteilen, dass ab heute eine neue Dienstmagd unter uns leben wird. Es ist die Jungfer Maria Dunckel, die früher schon unserem Mitbruder Ulrich als externe Magd gedient hat und nun ihrem Herrn ins Hospital der Guten Leut nachgefolgt ist, um dadurch besser für ihn sorgen zu können. Lasset uns nun den Herrn preisen und für unser aller Wohl beten“, fordert Schwester Susanna die Anwesenden auf, und alle stimmen in das von ihr intonierte Vaterunser ein.
    Mäu ist von den Worten der Priorin wie paralysiert. Was soll das heißen, von wegen: ,Die nun ihrem Herrn ins Hospital der Guten Leut nachgefolgt ist, um dadurch besser für ihn sorgen zu können –? Davon wüsst ich ja wohl was, du alte Wachtel!
    Am liebsten wäre sie der Priorin kreischend ins Wort gefallen und hätte dem ganzen Siechenpack mitsamt den blöden Mägden ihren ganzen Unmut entgegengebrüllt, aber sie zwingt sich, ruhig zu bleiben, denn damit, so ahnt sie, würde sie nichts anderes erreichen, als sich selbst nur noch mehr zu schaden.
    Nachdem die Tischgesellschaft auch die vorgeschriebenen Ave-Maria-Gebete in monotonem Singsang heruntergeleiert hat, entfernen sich die Leute vom Tisch und strömen nach draußen. Beim Hinausgehen tritt Neuhaus an Mäu heran und befiehlt ihr knapp, nachher noch zu ihm zu kommen.
    Mäu ist durch das Essen gestärkt und denkt die ganze Zeit angestrengt nach. Es sieht also ganz danach aus, als wäre es längst beschlossene Sache, dass sie nun regelrecht hier festsitzt. Das ganze kommt ihr vor wie ein schrecklicher Alptraum und sie wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder daraus zu erwachen! Das kann doch nicht die Wirklichkeit sein! Inständig hofft sie auf ein Hintertürchen, das sie bald wieder aus dieser Schattenwelt hinausführt.
    Bedrückt und schweigsam hilft sie bei den Aufräumarbeiten in Küche und Speisesaal und verlässt dann mit den anderen Mägden das Küchengebäude. Der Himmel hat sich zugezogen, und ein leichter Nieselregen hat eingesetzt. Mäu geht zum Portal, neben dem die beiden Bündel mit

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