Die Siedler von Catan.
vor den Mund und starrte Candamir fassungslos an. »Aber … aber ich bin die Mutter deines Sohnes«, erinnerte sie ihn.
»Ich würde schon eine Amme für ihn finden«, erwiderte er mit einem Schulterzucken, stand auf, zog sich aus und watete in den nachtschwarzen Fluss, dessen Ufer an dieser Stelle seicht und ungefährlich war.
Gunda starrte ihm hinterher. Das wird dir noch Leid tun, dachte sie. Ich weiß noch nicht wie, aber ich sorge dafür, dass es dir Leid tut. Dann streifte sie das fadenscheinige Kleid über den Kopf und folgte ihm ins Wasser, um ihn zu versöhnen.
Osmund trat lautlos zu Siglind und dem Sachsen. Er bedachte Austin mit einem missfälligen Blick und bedeutete ihm mit einem fast unmerklichen Ruck des Kinns, dass er unerwünscht sei. Willig schlenderte der Sachse zum Tisch hinüber, um festzustellen, ob entgegen aller Wahrscheinlichkeit noch ein Stück Wildschweinbraten übrig war.
Osmund hielt Siglind einladend seinen Becher hin. Sie nahm ihn mit einem dankbaren Nicken. Gebannt beobachtete er die winzigen Muskelbewegungen in ihrem schmalen Hals, als sie trank.
»Hm. Köstlich«, lobte sie, als sie ihm den Becher wieder entgegenstreckte.
Doch er winkte ab. »Besser, du machst ihn leer. Ich glaube, ich hatte genug.«
Sie lachte verblüfft. »Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mann von selbst zu dieser weisen Erkenntnis kommt.«
Er lächelte verlegen, nahm ihren Arm und führte sie zu einer Stelle auf der anderen Seite des Feuers, knapp außerhalb des Lichtkreises. Dort waren sie ungestört und setzten sich ins Gras. Siglind hielt den Kopf gesenkt. Die Hände im Schoß nervös ineinander verschränkt, betrachtete sie Osmund verstohlen aus dem Augenwinkel. Das linke Auge war nur ein wenig geschwollen; das kühle Flusswasser und das lindernde Nelkenöl, welches Brigitta nach dem Kampf so großzügig verteilt hatte, hatten
Wunder gewirkt. Die meisten Menschen ihres Volkes waren schön von Gestalt und mit ebenmäßigen Zügen gesegnet, aber Osmund, dachte Siglind, war wohl das schönste Mannsbild, das sie je gesehen hatte. Obendrein war er klug und furchtlos und besaß jede Tugend, die für einen Mann erstrebenswert war – außer Reichtum, aber auch das war in diesem Land hier nur eine Frage der Zeit. Und trotz alledem wäre sie lieber an jedem anderen Ort gewesen – selbst am Fuß des feurigen Berges – als hier allein mit ihm.
»Siglind …«, begann er leise.
Sie hob den Kopf. »Ja?«
Er zögerte. Diese Sache war schwierig; so anders als mit Gisla, die er nie hatte fragen müssen, weil die Dinge damals sonnenklar gewesen waren. Aber er verfolgte seine Absicht mit der ihm eigenen Beharrlichkeit. »Als wir gestern Abend am Südufer waren, habe ich dir gesagt, wie ich mir die nächsten Jahre vorstelle und was ich mir für die Zukunft erhoffe. Welche Pläne ich habe. Heute fürchte ich, es könnte sich angehört haben, als wolle ich aufschneiden.«
»Nein. Überhaupt nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
»Deine Pläne sind gut und vernünftig, und du wirst alles erreichen, was du dir vorgenommen hast, dessen bin ich sicher. Dein Sohn wird stolz auf dich sein und Lieder über deine Taten dichten.« Sie hörte selbst, wie gepresst, wie kurzatmig sie klang. Es drängte sie, aufzuspringen und davonzulaufen, aber vor dieser Situation gab es einfach kein Entkommen.
Plötzlich legte Osmunds große, warme Hand sich über ihre beiden. »Ich schwöre dir bei Odins Auge, dass du keinen Grund hast, dich vor mir zu fürchten.«
Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Nein, ich weiß.«
»Wenn du das weißt, warum zitterst du dann wie ein Reh, das sich in die Enge getrieben findet?«
»Tu ich doch gar nicht …«
»Siglind …«
»Nein, bitte, Osmund. Sprich nicht weiter.«
»Doch, das muss ich. Weil ich mich sonst ein Leben lang fragen werde, was du wohl geantwortet hättest. Also: Willst du meine Frau werden?«
Das typische kleine Lächeln, das immer nur einen Mundwinkel erreichte und von dem nicht nur Inga weiche Knie bekam, schwang in seiner Stimme, und Siglind hatte sich nie stärker zu ihm hingezogen gefühlt als in diesem Moment. Sie spürte ein körperliches Verlangen nach diesem Mann, das sie für erloschen gehalten hatte. Aber sie ließ es sich nicht anmerken. Sie war so lange daran gewöhnt, ihre Empfindungen zu verbergen, dass es sie auch jetzt kaum Mühe kostete. Es war eine Schutzreaktion, die ihr gänzlich in Fleisch und Blut übergegangen war.
»Nein.«
»Oh.« Er riss die
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