Die Siedler von Catan.
hingegen baut in der brennenden Sonne einen Dachstuhl. Wir wollen ihn doch mit den Schindeln nicht im Stich lassen, oder?«
Hacon schüttelte seufzend den Kopf. »Nein. Natürlich nicht.« Lustlos machte er sich wieder ans Werk. »Es ist wirklich sehr großzügig von dir, uns zu helfen, Siglind. Warum tust du das?«
»Weil ich deinem Bruder einen Gefallen schulde. Er hat mich an Bord seines Schiffes genommen, beköstigt und hierher gebracht. Und auch hier lädt er mich ständig ein, mit euch zu essen.«
»Ja, das ist wirklich edelmütig von ihm«, raunte Hacon dem Schilfrohr zu.
Siglind äußerte sich dazu nicht. Aber Gunda, die im Schatten eines Weißdornbusches im Ufergras saß, den kleinen Nils neben sich auf einer Decke, und Riedschindeln band, tauschte ein wissendes Grinsen mit Hacon.
Auch das entging Siglind nicht, doch sie ignorierte es ebenso wie Hacons respektlose Bemerkung. Sie fand, sie war nicht in der Position, Candamirs Bruder oder Magd zurechtzuweisen. Sie war hier genau genommen in keinerlei Position. Sie wusste auch nicht so recht, wie es mit ihr weitergehen sollte, wo sie zum Beispiel wohnen würde, wenn all diese Menschen sich Häuser bauten. Sie war gänzlich allein, wie sie Osmund erklärt hatte, und obwohl sie es selbst so gewollt hatte, machte dieser Umstand ihr Angst. Nur in Austins Gegenwart fühlte sie sich sicher, denn er strahlte eine tiefe innere Ruhe aus und sprach zu ihr von einer Geborgenheit, die nichts mit einem Dach über dem Kopf zu tun hatte. Und wenngleich Candamir merklich schroff zu seinem Sklaven wurde, wann immer der sich beim Essen wie zufällig neben sie setzte und gar zu lange und zu leise mit ihr sprach, duldete er es dennoch, und auch dafür war Siglind ihm dankbar.
Sie vergewisserte sich noch einmal, dass ihre drei Schnitter alles richtig machten, dann setzte sie sich ins Ufergras und begann genau wie Gunda, die feuchten Halme zu dichten Büscheln zusammenzufassen und mit stabilem Wollgarn zu Schindeln zu binden.
Eine Weile arbeiteten sie schweigend, und der Hügel aus geschnittenen Halmen wuchs stetig. Doch als der Turonländer im glitschigen Uferschlamm ausrutschte und hintenüber ins Wasser fiel, fand Hacon, dass auch er eine kleine Abkühlung verdient habe. Er rammte Candamirs kostbares Messer achtlos in den Schlamm, ließ sich ins Wasser fallen und tauchte unter. Er schwamm ein Stück unter der Oberfläche und zog dem stummen Sklaven, der sich gerade wieder aufgerichtet hatte, die Beine weg. Mit einem unartikulierten Laut des Schreckens ging er unter.
Ausgelassen tollten Hacon und der Turonländer eine Weile im kühlen Nass. Sie waren in den Wochen seit dem
Beginn der Bauarbeiten recht gute Freunde geworden. Siglind trat ans Ufer, nahm Candamirs Sax an sich, damit er nicht fortgespült wurde, und beobachtete lächelnd, wie die beiden jungen Männer einander nass spritzten und zu Fall brachten, gemeinsam untergingen und prustend wieder auftauchten. Doch sie fuhr erschrocken zusammen, als sich plötzlich eine schneidende Stimme erkundigte: »So, das nennt ihr also Arbeit, ja?«
Sie waren so weit von der Fähre entfernt, dass sie Olaf nicht hatten kommen sehen. Plötzlich stand er neben Siglind am Ufer, die Hände in die Hüften gestemmt, und betrachtete die beiden Schwimmer mit einem Unheil verkündenden Stirnrunzeln.
Augenblicklich hielten sie in ihrem ausgelassenen Spiel inne und kamen aus dem Wasser.
Olaf packte seinen unglücklichen Sklaven am Arm und schlug ihm die Faust ins Gesicht. »So treu dienst du mir also, sobald ich dir den Rücken kehre«, knurrte er, schickte den Turonländer mit einem zweiten Fausthieb zu Boden und trat ihn in den Magen. Der Sklave krümmte sich zusammen, wälzte sich auf die Seite, weg von den grausamen Tritten, rang um Atem und würgte gleichzeitig.
Olaf starrte noch einen Moment auf ihn hinab, ehe er sich zu seinem Sohn umwandte. »Warum sorgst du hier nicht für Ordnung?«
Jared richtete sich auf. »Sie haben sich nur einen Moment abgekühlt, Vater. Das war alles.«
»Oh, das glaub ich aufs Wort«, höhnte Olaf, trat seinen Sklaven nochmals in die Seite und befahl: »Komm auf die Füße, du Jammerlappen. An die Arbeit. Und glaub ja nicht, ich sei schon fertig mit dir …«
Hacon hatte mit schreckgeweiteten Augen daneben gestanden, aber jetzt fand er die Sprache wieder. »Ach,
bitte, Olaf, lass es gut sein. Es … es war meine Schuld.«
»Ah ja?« Olaf trat einen Schritt auf ihn zu, und Hacon wich unwillkürlich
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