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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zurück. Es beschämte ihn, dass er seine Furcht nicht besser zu verbergen verstand, aber der Jähzorn dieses großen Mannes mit dem Ehrfurcht gebietenden Silberbart hatte schon Gestandenere als ihn eingeschüchtert. »Du bist also derjenige, der es sich hier zu meinen Lasten bequem macht, ja? Verstehst du das unter Ehre? Erfüllst du so das Wort deines Bruders?«
    Seine große Hand legte sich wie eine Eisenzwinge um Hacons Oberarm, und der Junge biss die Zähne zusammen, doch Siglind sagte ruhig: »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, Olaf.«
    Der ließ Hacon los und fuhr zu ihr herum. »Oh, natürlich. Du mischst dich ja mit Vorliebe in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen, nicht wahr?«
    Sie antwortete nicht und senkte scheinbar demütig den Kopf, aber sie hatte erreicht, was sie wollte: Olafs Tobsuchtsanfall verging so plötzlich, wie er losgebrochen war, und Hacon kam ohne Blessuren davon. Nicht aber ungeschoren.
    »Es war also deine Schuld, ja?«, fragte Olaf streng.
    Hacon biss sich auf die Zunge, damit ihm nicht entschlüpfte, was er dachte: Niemand hier hatte irgendetwas getan, wofür er sich rechtfertigen müsste. Er nickte kleinlaut.
    »Und denkst du, es ist recht, in dieser Weise das Wort deines Bruders zu brechen?«
    Hacon schüttelte heftig den Kopf. »Das hab ich nicht, ich schwör’s.«:
    »Nun, ich sehe, was ich sehe. Aber ich gebe dir die
    Chance, es wieder gutzumachen. Du kannst heute Nacht meine Schafe hüten, um mich für die Zeit zu entschädigen, die du mir gestohlen hast.«
    Der Turonländer verbarg das Gesicht im Gras. Er hatte kommende Nacht die Schafe hüten sollen. Aber es schien, sein Herr hatte andere Pläne mit ihm …
    Hacon nickte erleichtert. »Natürlich, Olaf. Sag mir nur, wo ich sie finde und wann ich dort sein soll.«
    »Eine Wegstunde schnurgerade östlich von hier liegt eine Senke im Grasland, wo der Weidegrund besser ist. Dort stehen sie. Brich eine Stunde vor Sonnenuntergang auf und löse Gunnar dort ab.«
    Hacon war ausgesprochen mulmig zu Mute so ganz allein hier draußen unter dem weiten Sternenzelt. Er hatte noch niemals nachts Schafe gehütet, denn in der alten Heimat hatte ihre kleine Herde auf umzäunten Weiden gestanden, und im Sommer gab es in Elasund niemals Wölfe – die Schafe blieben sich selbst überlassen.
    Es sei ein Kinderspiel und völlig ungefährlich, hatte Gunnar ihm versichert. Er dürfe das Feuer nicht ausgehen lassen. Wenn die Tiere unruhig wurden, sei vermutlich ein Wolf in der Nähe, was aber so gut wie nie passiere. Dann müsse er einen brennenden Ast in die Hand nehmen, die Herde eng zusammentreiben und im Kreis um sie herumgehen, bis der Wolf sich verzog und nach leichterer Beute jagte.
    Mit den neuen Lämmern zählte Olafs Herde mehr als zweieinhalb Dutzend Tiere. So viele hatte Candamir nie besessen, aber das machte Hacon noch die wenigsten Sorgen. Schafe waren fügsam und faul und blieben von Natur aus am liebsten zusammen – er befürchtete nicht, dass ihm eines abhanden kommen würde. Nur das
    Alleinsein und die Dunkelheit machten ihm zu schaffen. Alle Geschichten von Trollen und Heidegeistern, die er je gehört hatte, mussten ihm natürlich ausgerechnet jetzt einfallen. Er rückte näher ans Feuer und stocherte mit einem Stecken darin herum. Leise sang er das Lied von Odin und Tanuri vor sich hin, um die Stille zu vertreiben. Doch wie groß seine Furcht war, merkte er erst, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Er schrie entsetzt auf und fuhr herum.
    »Hacon.« Ein leises, sanftes Lachen. »Ich bin es nur.«
    »Gunda …«
    »Ja.«
    Die Verblüffung verschlug ihm einen Moment die Sprache. Er wartete, bis sein Herz aufhörte zu rasen, ehe er fragte:
    »Was … was in aller Welt tust du hier?«
    »Ich bin dir gefolgt.«
    »Wieso?«, fragte er verständnislos.
    Sie glitt neben ihn, und jetzt konnte er sie erkennen. Sie trug den schlafenden Säugling in einem Tuch vor der Brust, nahm ihn nun vorsichtig ab und bettete ihn ins weiche Gras. Dann sah sie Hacon an, ihre großen Augen ernst und strahlend, und ergriff seine Hand. »Ich warte schon lange auf eine Gelegenheit, einmal allein mit dir zu sein.«
    Unbehaglich befreite sich der Junge. »Ich fürchte, das ist keine sehr gute Idee. Was würde Candamir dazu sagen? Wird er dich denn nicht schon vermissen?«, fragte er besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf. Candamir war in letzter Zeit abends so erschöpft, dass er gleich nach dem Essen einschlief, wenn sie

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