Die Siedler von Catan.
elende Schinderei und lohnt sich kaum. Vielleicht sollten wir es doch mit der Jagd im Wald versuchen.«
Osmund richtete sich auf und steckte die gefühllosen Hände unter die Achseln. Genau wie Candamir trug er ein dickes Wams über dem Obergewand und eine warme Kapuze; trotzdem war er durchgefroren. »Nur hat keiner von uns Erfahrung darin, Hirsche oder Wildsäue zu jagen. Wir würden mit leeren Händen heimkehren und die wenigen kostbaren Tage, die uns zum Fischfang bleiben, nutzlos verschwenden.«
Candamir zog fröstelnd die Schultern hoch. »Ich denke, wir riskieren nicht viel, wenn wir es ein, zwei Tage lang versuchen. Unsere Lage ist verzweifelt. Grund genug, um einmal etwas Neues zu probieren.«
Osmund war an Candamirs abstruse Ideen gewöhnt und hatte schon vor Jahren erkannt, dass es das Beste war, einfach nicht darauf einzugehen. »Vielleicht haben wir in den nächsten Tagen mehr Glück und erwischen einen großen Dorsch«, sagte er stattdessen. »Und wenn das Wetter zu schlecht wird, schlachten wir die Schafe, für die wir kein Winterfutter haben.«
»Ja, Osmund, nur wird das alles nicht reichen«, wandte Candamir ungeduldig ein.
Osmund sah ihm in die Augen und nickte. »Ich weiß. Aber wir können nichts anderes tun.«
Fünf Tage waren Olaf, Osmund, Olafs ältester Sohn Jared und zwei seiner Sklaven unterwegs. Es regnete die ganze Zeit, doch auf dem Rückweg brach ein Herbststurm mit eisigen Güssen über sie herein, der das Reisen zur Prüfung und das Fortkommen nahezu unmöglich machte. Selbst bei gutem Wetter waren die schmalen, ausgefahrenen Wege eine Herausforderung. Osmund saß auf dem Bock des mittleren Karrens und lenkte sein Ochsengespann mit Geduld und Geschick, wickelte sich in seinen langen Mantel, kauerte sich zusammen, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, und hoffte, dass es bald vorübergehen möge.
Die drei Karren waren hoch beladen. Sie hatten gute Geschäfte gemacht. Es war ein ertragreicher Sommer gewesen: warm, aber nicht heiß, feucht, aber nicht nass. Die Bauern, die von Überfällen, Viehseuchen und sonstigen Katastrophen verschont geblieben waren, hatten prall gefüllte Scheunen und waren gewillt, den Nachbarn an der Küste etwas abzugeben – gegen gutes Silber, verstand sich.
Olaf war äußerst zufrieden, denn, so hatte er Osmund eröffnet, er beabsichtigte, von allem, was sie für Elasund getauscht hatten, einen kleinen Anteil einzubehalten, sodass diese Fahrt für ihn äußerst einträglich sein würde.
»Aber Vater«, hatte Jared entrüstet eingewandt, »es sind unsere Nachbarn, und sie sind in Not. Wir haben doch genug, warum willst du …«
Eine Ohrfeige hatte ihn zum Schweigen gebracht und beinah vom Wagen befördert. »Genug? Was weißt du schon, Bengel«, hatte Olaf gebrummt, und sie hatten die Fahrt schweigend fortgesetzt.
Das war an diesem Morgen gewesen, ehe der Sturm so schlimm geworden war. Jetzt trieb der Wind ihnen den mit Schnee vermischten Regen von vorn ins Gesicht, drohte die Tierhäute fortzureißen, mit denen sie die Ladung abgedeckt hatten, und machte Lenkern wie Ochsen schwer zu schaffen.
»Da vorn ist ein Gehöft!«, brüllte Olaf über das Heulen hinweg und wies nach rechts, wo ein mit Holzschindeln gedecktes Dach durch die Tannen lugte. »Dort machen wir Halt und warten das Schlimmste ab.«
Bis zum Frühling vielleicht?, dachte Osmund bissig, doch Jared murmelte: »Thor sei Dank.« Der wütende Sturm machte ihm Angst, und Osmund konnte es ihm kaum verdenken. Jeden Augenblick drohten sie von einem umstürzenden Baum erschlagen zu werden; die alten Tannen schienen sich fast bis zum Boden vor dem Wind zu verneigen.
Ehe sie den einsamen Hof erreichten, blieb Osmunds Wagen im Morast stecken, und er, Jared und die beiden Knechte mussten ihre gesamte Kraft aufbieten, um ihn wieder freizubekommen, die Ochsen schafften es einfach nicht allein.
Osmund war dankbar, dass sie die Scheune des Bauern ohne Rad-oder Achsbruch erreichten.
Olaf ging zur Halle hinüber, um mit dem Bauern ein Arrangement für ein Nachtquartier zu treffen. Die Sklaven spannten die Ochsen aus. Osmund und Jared betraten die Scheune und setzten sich erschöpft auf zwei Strohballen.
Jared strich sich das triefende, rötlich blonde Haar aus der Stirn und wrang die dünnen Zöpfe aus, die sein Gesicht einrahmten. Dann befühlte er mit dem Zeigefinger behutsam die Unterlippe, die der Ring seines Vaters ein wenig eingerissen hatte. »Ich frag mich, wann er damit
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