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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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erwogen, nächstes Jahr bei Berse dem Schiffsbauer ein Handelsschiff mit acht Ruderpaaren in Auftrag zu geben. Seine Sippe hatte Asta nie ins Herz geschlossen, aber sie waren ihr zumindest mit Höflichkeit begegnet.
    »Aber heute früh … « Asta musste ihren Bericht unterbrechen und griff hastig nach dem Becher, um ihren Gesichtsausdruck vor den Brüdern zu verbergen. »In ihrem Zorn und ihrer Trauer haben sie sich plötzlich gegen mich gewandt wie ein hungriges Rudel Wölfe. Ich … bin geflohen. Ich musste fliehen. Nils’ Onkel stand plötzlich vor Fulc, mit dem Jagdmesser in der Hand, und nannte ihn ein verfluchtes Elasunder Balg … Ich dachte, wenn sie mich und Fulc töten, würdest du davon erfahren, und alles würde wieder von vorn anfangen. Also blieb mir keine Wahl, verstehst du, Candamir.«
    Er nickte. Es war einen Moment still. Dann sagte er: »Es ist gut, dass du gekommen bist.«
    Asta stieß hörbar die Luft aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mir vorstellen, dass du dich fragst, wie du die Deinen satt bekommen sollst, auch ohne mich und mein Kind.« Sie sah kurz auf ihren gewölbten Bauch hinab. »Meine Kinder.«
    »Oh, wir kommen schon irgendwie über die Runden«, sagte Candamir vage.
    »Wie sieht es aus?«, fragte sie.
    Er machte ihr nichts vor. »Na ja … düster. Wir haben noch Schafe und Pferde, weil sie auf der Weide waren. Aber von den Rindern ist nur ein uralter Ochse übrig. Und das Vorratshaus … du hast es ja gesehen.«
    »Ja«, murmelte sie erschüttert.
    Candamir hörte ein leises Raunen aus den Schatten hinter den Fässern und wandte sich stirnrunzelnd um. »Was sagst du?«
    Der Sachse hob den Kopf und schaute zu den drei Geschwistern herüber. »Ich sagte: ›Sehet die Rabenc. Es ist etwas aus meinem Buch, woran ich gerade denken musste. Aber davon hältst du ja nichts.«
    »Nein, ganz recht«, antwortete Candamir verdrossen. »Was weiß dein merkwürdiger Gott über Raben?«, fragte er dennoch.
    »Mein Gott weiß alle Dinge über alle Dinge«, erwiderte der Sachse würdevoll. »Und er sagt: ›Sehet die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keine Speicher und keine Scheunen, denn Gott ernähret sie.‹«
    »Welch weises Wort«, höhnte Candamir. »Wir brauchen keine Belehrungen, um zu wissen, dass die Raben es in einem harten Winter besser haben als wir Menschen. Sie kommen immer durch, weil sie die Vögel der Götter sind.«
    Der Sklave wollte zu einer Deutung des biblischen Gleichnisses ansetzen, doch er kam nicht dazu. Asta blickte mit einem traurigen kleinen Lächeln ins Feuer und sagte: »Das erinnert mich an Großmutters Geschichte von den Winterraben.«
    Candamir nickte. Es war eine vergessene Erinnerung, aber jetzt, da Asta es erwähnte, stand sie ihm wieder lebendig vor Augen: Ihre Großmutter, die Mutter ihres Vaters, hatte die beiden Enkel oft zu sich unter ihre ausladende Felldecke genommen und ihnen Geschichten erzählt. Mit der brüchigen, unmelodischen Stimme einer alten Frau, aber sie hatte es verstanden zu erzählen, fremde Welten und Orte in der Fantasie der Kinder lebendig werden zu lassen.
    »Winterraben?«, fragte Hacon verständnislos und ein wenig neidisch. Er hatte keine Erinnerungen an diese Großmutter, denn er war noch zu klein gewesen, als sie starb.
    »Ja, Großmutter erzählte uns oft von der entrückten Insel«, erklärte Asta und strich ihm über den Schopf. »Aber wie ich mich entsinne, wolltest du ja immer nur die Geschichten von den großen Schlachten und Kriegern hören. Ich sehe dich noch dort drüben am Feuer stehen mit deinem Holzschwert im mannhaften Kampf gegen die Schatten.« Sie wies auf ihren Sohn, der auf dem Schoß der Magd eingeschlummert war.
    »Bald kannst du deine Lieblingsgeschichten Fulc erzählen.«
    Falls Fulc das nächste Frühjahr erlebt, dachte Hacon beklommen.
    Als könne sie seine Gedanken lesen, wurde Asta wieder ernst und wandte sich an Candamir. »Es tut mir Leid, dass ich hier einfach so einfalle und deine Sorgen mehre, Bruder. Ich weiß, ich habe keinen Anspruch auf deine Hilfe …«
    »Was redest du da«, unterbrach er sie schroff. In gewisser Weise war er froh, dass sie wieder da war. Er hatte sie vermisst, stellte er verwundert fest. »Aber wir müssen Pläne machen. Sachse, komm her, leg Holz nach, und dann setz dich zu uns.«
    Er wusste, der sächsische Sklave war klug und findig; außerdem konnte er rechnen. Candamir hätte es nie zugegeben, aber er vertraute dem Urteil dieses Mannes eher als

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