Die Siedler von Catan.
Jared.«
Erleichtert verließ der Junge die Scheune und ging zur Halle hinüber, wo eine hübsche Bäuerin ihn mit einem warmen Lächeln und heißem Eintopf begrüßte. Dankbar fiel er darüber her, und als sein ärgster Hunger gestillt war, unterhielt er sich ein Weilchen mit der Frau. Es war warm in der Halle, die Luft erfüllt vom Duft des Fleisches, das an einem Spieß über dem Langfeuer briet.
Einige Zeit verging, bis Olaf und Osmund das Haus betraten; die Hammelkeule war schon knusprig braun. Jared hob den Kopf, als er die Tür hörte. Sein Vater hatte sich nicht getäuscht, stellte er ohne alle Überraschung fest.
Osmunds Augen leuchteten.
Nebelmond
H acon erwachte als Erster, was häufig der Fall war. Seit frühester Kindheit plagten ihn schwere Träume, und seit sein Bruder die friesische Sklavin ins Haus geholt hatte, waren es nicht selten feuchtschwere Träume. Sie beunruhigten ihn mehr als die Albdrücke vergangener Jahre. Von seinem Freund Wiland wusste er, dass er nicht der Einzige war, der an so etwas litt, aber es ängstigte ihn dennoch, zumal der Sachse gesagt hatte, solche Träume seien Ausdruck unreiner Gedanken.
Hacon setzte sich auf und schaute sich in der dämmrigen, nur von der schwachen Glut des Langfeuers erhellten Halle um. Er schlief auf zwei von weichen Decken und Fellen gepolsterten Bänken, die abends an die Wand der Halle geschoben wurden. Das war das Privileg des jüngeren Bruders des Hausherrn – das Gesinde lag in weit weniger weiche Decken gewickelt auf dem strohbedeckten, festgestampften Lehmboden.
Der Hausherr selbst und die besagte friesische Magd lagen eng umschlungen auf zwei weiteren Bänken gleich neben ihm, aber das war eine Ausnahme. Üblicherweise bewohnte Candamir mit seiner Gefährtin das kleine Privatgemach hinter der Halle, doch das hatte er Asta überlassen, die gestern Nachmittag eine Tochter zur Welt gebracht hatte. Sie hatte sie Hergild genannt, nach ihrer Mutter.
Lautlos stand Hacon auf und schlich zur Tür. Als er sie öffnete, blinzelte er gegen die unerwartete, gleißende Helligkeit an, und im selben Moment ergoss sich eine kleine, pulvrig kalte Lawine auf seine nackten Füße. Es hörte nie auf, ihn zu faszinieren, wie rein und still der erste
Schnee die Welt erscheinen ließ. Reglos stand der Junge auf der Schwelle und sog den einzigartigen Duft tief ein.
Hinter ihm raschelte es, und Hacon wandte den Kopf.
Candamir hatte sich auf einen Ellbogen aufgerichtet. »Was ist los?«, fragte er schlaftrunken.
Hacon trat beiseite, sodass sein Bruder hinausschauen konnte.
Candamir setzte sich auf, rieb sich mit beiden Händen die Augen und sagte nichts.
Gunda regte sich an seiner Seite, hob den Kopf und rümpfte ungläubig die Nase. »Schnee? Einen ganzen Monat vor dem Julfest?«, fragte sie ungläubig.
»Das ist hier nicht ungewöhnlich«, antwortete Candamir abwesend, der sich immer genötigt fühlte, seine Heimat vor ihrer friesischen Hochnäsigkeit in Schutz zu nehmen. »Wie viel ist es, Hacon?«
Der Junge steckte einen Fuß in die unberührte weiße Decke vor der Tür und lachte leise, weil der Schnee ihn kitzelte. »Eine knappe Elle«, schätzte er.
Candamir ließ sich zurücksinken. »Gut. Das wird uns nicht hindern, zu tun, was wir uns für heute vorgenommen haben.«
Bald erwachte der ganze Haushalt zu Leben, und es dauerte nicht lange, bis die jungfräuliche Schneedecke im Hof kreuz und quer von kleinen Pfaden durchzogen war – der breiteste führte zum Abort rechts hinter der Halle. Das Frühstück war kärglich, weil sie so eisern sparen mussten, und bestand lediglich aus einer Schale dünner Fischbrühe für jeden. Nur der Herr des Hauses und die Wöchnerin bekamen ein paar Stücke Fisch und Zwiebel, von denen die Suppe gekocht war.
Heide kehrte mit der leeren Schüssel aus der Schlafkammer zurück und erwiderte Candamirs fragenden Blick mit einem Nicken. »Es geht ihr gut, Herr, der Kleinen auch.«
Er war erleichtert. Insgeheim hatte er sich vor der Niederkunft seiner Schwester gefürchtet. Vor allem vor dem stundenlangen Geschrei hatte ihm gegraut. Aber die Geburt war schnell und ohne großes Wehklagen vonstatten gegangen, obwohl Asta ihm verboten hatte, nach der alten Brigitta zu schicken. Lieber wolle sie zugrunde gehen, als sich von dieser Hexe anrühren zu lassen, hatte sie erklärt. Die alte Hexe habe Asta selbst ebenso wie Candamir und Hacon auf die Welt geholt, und es habe keinem von ihnen geschadet, hatte er erwidert. Aber
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