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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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konnte, und machte sich auf den Weg zu Osmunds Haus am anderen, dem westlichen Rand des neuen Dorfes. Er war überrascht, seinen Ziehbruder und dessen Vetter mit Beitel und Hobel über vier stabile Holzpfosten gebeugt zu finden.
    »Osmund …«
    Sein Freund fuhr erschrocken herum und verdrehte die Augen. »Du kommst reichlich ungelegen, weißt du.«
    Candamir lächelte unsicher. »Tut mir Leid. Ich werde gehen und morgen wiederkommen. Aber verratet ihr mir, was ihr da macht?«
    Osmund und Jared wechselten einen halb amüsierten, halb bestürzten Blick. Dann seufzte der ältere der Vettern. »Nein, nein, du brauchst nicht zu gehen. Komm nur her und schau es dir an. Es sollte eine Überraschung für dich werden, aber wir sind ohnehin fast fertig.«
    Neugierig trat Candamir näher, und als er die Pfosten aus der Nähe sah, die dort auf zwei roh zusammengeschusterten Holzböcken lagen, wusste er sofort, was er vor sich hatte. Ganz plötzlich wurde seine Kehle eng. »Ein Hochsitz …«
    Osmund betrachtete ihr Werk kritisch. »Was denkst du? Man sieht, dass wir nicht viel Erfahrung haben, oder?«
    Candamir schüttelte den Kopf. »Er ist wunderbar.« Das fand er wirklich. Die Pfosten waren reich mit Runen und Zahnornamenten verziert, die obendrein in dunklen Grün-, Rotund Ockertönen ausgemalt waren. Osmunds Hochsitz war alt und ehrwürdig, so wie auch Candamirs eigener, der mit dem Falken in die Tiefe gesunken war: die Schnitzereien an Arm-und Rückenlehnen von den vielen Familienoberhäuptern blank poliert, die im Laufe der Generationen darauf gesessen und über ihren Haushalt geherrscht hatten. Dieser neue Hochsitz hingegen war aus so jungem Holz, dass es noch nach Harz duftete, die Stämme hell, die Farben frisch. Unverbraucht wie dieses Land, ohne Vergangenheit. Candamir fand ihn angemessen.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, bekannte er verlegen. Er konnte den Blick kaum von seinem unfertigen Geschenk abwenden, und seine Augen leuchteten.
    Inga rief vom Herd herüber: »Teil unser Essen, Candamir. Osmund hat gestern eine Sau geschlachtet, und wir haben frische Schweinshaxen.«
    Candamir ließ sich nicht lange bitten. Der Duft war verführerisch. »Gern. Danke.«
    Auch Jareds Schwester Ota kam zum Nachtmahl, Cudrun die Amme, Osmunds zwei Knechte und der kleine Roric saßen mit am Tisch, und es war eine fröhliche, lebhafte Runde. Ingas Schwangerschaft war nicht mehr zu übersehen, zumal die junge Frau mit stolz vorgerecktem
    Bauch an der Seite ihres Gemahls saß, dem sie gelegentlich verstohlene, sehr verliebte Blicke zuwarf. Candamir musste sich ein Lächeln verkneifen, als er sie einmal dabei erwischte.
    Sie sprachen über die viel diskutierte Frage, ob man weiße Raben von den frisch eingesäten Feldern vertreiben dürfe oder nicht, über die mühevolle Arbeit des Sammelns von Eicheln und Kastanien, die im Winter als Schweinefutter dienten, ganz zu schweigen von Bucheckern, aus denen sie Lampenöl herstellten, und über die große Sensation der vergangenen Woche: Austin war mit Harald und Hacon in die Berge gezogen, um neues Erz zu holen, und hatte an einem Südhang im Vorgebirge einen Rebstock mit einigen wenigen, kleinen Trauben entdeckt. Die Klostergemeinschaft, in welcher er einmal gelebt hatte, hatte auch Wein angebaut. Er verstand nicht wirklich viel davon, hatte er eingeräumt, aber vielleicht doch genug, um die Pflanze zu kultivieren. Es werde allerdings Jahre dauern, ehe irgendwer den ersten Catan-Wein kosten könne, hatte er sie gewarnt. Trotzdem bekamen die Siedler allein bei dem Gedanken leuchtende Augen.
    Kurz nach dem Essen verabschiedeten sich Jared und Ota, und auch Inga kündigte an, sie und Roric würden bald schlafen gehen.
    »Was denkst du?«, fragte Candamir seinen Freund. »Gehen wir ein paar Schritte vor die Tür? Es ist ja nicht wirklich kalt.«
    Osmund ließ sich nicht lange bitten. Es war Neumond, und da sie hier nicht weit vom Meer entfernt lebten, war der Sternenhimmel meist klar. Den ganzen Sommer über hatte er diesen überwältigenden Anblick genießen dürfen, doch er bekam niemals genug davon.
    Seite an Seite schlenderten sie durch die Finsternis, ein jeder einen Becher Met in der Hand. Es war zu dunkel, um zu sehen, wo das Gras endete und der Fluss begann, aber sie konnten sein unablässiges Murmeln hören, und sie kannten dieses Ufer inzwischen so gut, dass sie nicht auf ihre Augen angewiesen waren.
    »Du bist also nicht nur gekommen, um Jared und mir die Überraschung zu

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