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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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beichten.« Ihre Augen funkelten – übermütig, argwöhnte er.
    Er gab sich keine besondere Mühe, seine Verdrossenheit zu verbergen. Er holte das Kruzifix wieder aus dem Beutel, hielt es ihr hin, damit sie es küssen konnte, und brummte: »Also knie nieder und bekenne deine Sünden. In der gebotenen Reue und Demut, wenn ich bitten darf. Aber sei so gut und erspare mir die Einzelheiten …«

Windmond, Jahr 1
    A m letzten Tag des Septembers wurde der Tempel auf der Flussinsel geweiht. Bei den Heiden hat dieser Tag keine besondere Bedeutung, doch mir erschien es ein Zeichen der Hoffnung, dass die Stätte des Gebets ausgerechnet am Namensfest des heiligen Hieronymus ihrer Bestimmung übergeben wurde, der doch durch seine Übersetzung der Heiligen Schrift der Urvater aller Missionare ist. Er war es, so dünkt mich, der es überhaupt möglich machte, das Wort des Herrn in die Welt hinauszutragen, und so unwürdig ich auch sein mag, setze ich doch sein Werk fort. Und wenngleich ich dem Frevler Olaf versichert habe, ich wolle ihren Tempel nicht meinem Gott weihen, betete ich doch an jenem Tag und in jenem Tempel zu meinem Herrn und seinem Heiligen.
    Mir will scheinen, dass selbst dieser Heidentempel dem Allmächtigen gefällig sein muss, denn er ward in Demut und zu Ehren des Höchsten errichtet. Mein weltlicher Herr hat sich in seiner Kunst übertroffen. Wahrlich, ein wundervolles Gotteshaus hat er geschaffen. Doch gab es zu dessen Einweihung keine großen Festlichkeiten: Einige Ochsen wurden geschlachtet, gebraten und verspeist, und anschließend hielten die Freien im Tempel ein Thing ab. Als die Männer jedoch am Ende der Versammlung ihrer Sitte entsprechend gemeinsam Wasser lassen wollten, scheuchte die Hexe sie ins Freie und gebot ihnen, diesen Ort niemals durch im Hader vergossenes Blut oder menschlichen Unrat zu entweihen. Wie immer taten sie willig, was die Alte ihnen befahl.
    Alle sind sich einig, was die Vortrefflichkeit dieses Tempels angeht, und sie erweisen meinem Herrn, seinem
    Freund Osmund, der als Odins Auserwählter gilt, und dessen Weib Inga, welche die Quelle ausgrub, große Ehren. Und sie haben beschlossen, ihr Thing fortan immer im Tempel abzuhalten, um dem Rat der Götter näher zu sein.
    Candamir war in der Tat stolz auf sein Werk, und insgeheim hegte er den Verdacht, dass Odin ihn für seine Mühen belohnen wollte und deswegen Siglinds Sinn gewandelt hatte.
    Inzwischen hatten Berse und seine Leute begonnen, Candamir ein Haus zu bauen. Getreulich waren sie seinen Wünschen gefolgt, und man konnte bereits jetzt sehen, wie prächtig es werden würde. Trotzdem war Candamir wohler, als er selbst mit Hand anlegen konnte, und auch Berse schien überaus zufrieden, dass der findige junge Zimmermann sich seiner gewaltigen Aufgabe entledigt hatte und sich wieder am Bau der Häuser für Sterbliche beteiligte, denn Candamirs Ideenreichtum war beinah so unerschöpflich wie seine Ausdauer.
    »Und es wird Zeit, dass wir fertig werden mit den Häusern«, bekundete der zwergenhafte Schiffsbauer. »Es wird kälter.«
    Candamir nickte. Daran konnte es keinen Zweifel geben. Auch nach Catan war schließlich der Herbst gekommen. Man merkte es an einer Unzahl verschiedener Dinge: Das Laub färbte sich, die Tage waren kürzer geworden, morgens lag Nebel über dem Fluss und Tau auf der Wiese, und ein herrlicher Duft würzte die Waldluft. In der Nacht nach der Tempelweihe hatte es gestürmt. Nicht wirklich furchteinflößend, aber schlimm genug für all jene, die noch in Hütten hausen mussten. Besorgt war Candamir zu Siglind geschlichen, um sich zu vergewissern, dass ihr das
    Zweigdach nicht über dem Kopf fortgerissen wurde. Sie hatte ihn willkommen geheißen, hatte ihn geradezu gierig auf ihr schmales Lager hinabgezogen, aber gleichzeitig schien sie beunruhigt. Wie eine Ertrinkende hatte sie sich an ihn geklammert und doch die Hände gegen seine Brust gestemmt, als wolle sie ihn wegstoßen. Er wusste, die Heimlichtuerei war ihr zuwider, und sie sah auch keinen Grund mehr dafür, jetzt da sie die Erlaubnis ihres Gottes erwirkt hatte. Doch eins galt es noch zu tun, ehe sie ihr Geheimnis lüfteten, und davor graute Candamir so sehr, dass er es bislang lieber vor sich hergeschoben hatte …
    Statt sich dem Haushalt des Schmieds zum Nachtmahl anzuschließen, entschuldigte er sich bei Asta, warf sich den fest gewalkten Wollmantel über, den sie ihm genäht hatte und den man jetzt nach Einbruch der Dämmerung gut gebrauchen

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