Die Siedler von Catan.
Schmied niedergeschlagen. »Siward und Berse sind mit dem Wolf los, um Olaf zu verfolgen, aber sie werden ihn nicht kriegen.«
»Nein«, stimmte Candamir düster zu. »Das ist so gut wie aussichtslos.« Er rieb sich die Stirn. Er war so erschöpft, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Seine Nachbarn missverstanden die Geste. »Sei nicht verzweifelt, Candamir«, murmelte Osmund. »Wir werden dir helfen. Wir haben doch alle genug, und …«
Candamir hob den Kopf und lächelte schwach. »Oh, das ist sehr gut von dir, aber zum Glück nicht nötig. Olaf hat nicht all mein Getreide bekommen. Nicht einmal ein Drittel.« Er sah die verwunderten Gesichter und hob die Hände. »Na ja, wir mussten doch damit rechnen, dass so etwas passiert, oder nicht? Mein Korn liegt zum größten Teil in einem Schuppen, den ich im Wald auf der Tempelinsel gebaut habe. Nur was dort nicht hineinpasste, habe ich hier aufbewahrt. Es wird vermutlich ein bisschen eng, aber reichen wird es. Ja, bin ich denn etwa der Einzige, der solche Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat?«
Es folgte eine kurze Stille, ehe der Schmied antwortete:
»Nein. Mein Korn liegt in einer verborgenen Kammer unter der Schmiede.«
»Bilde dir nur nicht ein, du seiest schlauer als der Rest,
Candamir«, neckte Haldir. »Aber ich sage euch nicht, wo ich meins versteckt habe. Ich bin ja nicht verrückt …«
Ein Mann nach dem anderen räumte ein, dass er sein Saatgut, sein Mehl und was ihm sonst kostbar war an einem sicheren Platz verwahrte.
»Nun, dieses Mal sind wir glimpflich davongekommen«, sagte Brigitta, als sie sich zum Heimweg rüsteten. »Aber wer kann sagen, ob wir beim nächsten Mal ebensolches Glück haben?«
Allein der Gedanke an ein nächstes Mal verursachte Candamir eine Gänsehaut. »Du hast Recht«, räumte er ein. »Es ist nicht damit getan, unsere Vorräte zu verstecken wie die Eichhörnchen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.« Aber nicht mehr heute Nacht, dachte er.
Osmund ging als Letzter, nachdem er seinen Freund noch einmal kritisch angesehen und sich davon überzeugt hatte, dass Candamir ihm nichts vormachte.
»Es ist alles in Ordnung«, versicherte Candamir ihm zum wiederholten Male.
Einigermaßen beruhigt wandte Osmund sich ab. »Also dann. Gute Nacht, Candamir. Ich schätze, ich sollte bei Jared vorbeischauen. Er ist sicher erschüttert.«
»Ja, bestimmt.« Candamir seufzte. »Gute Nacht, Osmund.«
Er schloss die Tür, sprach noch ein paar Worte mit Heide und Tjorv und auch mit Nori, der gerade mitsamt den zurückeroberten Schafen und Pferden heimkam, und ging dann zurück zu Siglind und Austin.
Seine Frau hatte die Brandwunden an den Handgelenken des Sachsen inzwischen mit einer von dessen berüchtigten Salben bestrichen und verbunden. Austin saß auf der Truhe, Siglind stand über ihn gebeugt.
Candamir lehnte mit der Schulter an der Tür, starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Möbelstück, das er so liebevoll gezimmert hatte, und entschied, es am nächsten Morgen zu Brennholz zu zerhacken.
»Tja, Austin«, sagte er und verschränkte die Arme, als Siglind sich aufrichtete und den Blick auf den Sachsen freigab. »Du hast mehr für meine Frau und mich getan, als irgendein Mann von seinem Knecht erwarten kann. Ich bin dir etwas schuldig.«
Austin stand auf und trat einen Schritt auf ihn zu. Kopfschüttelnd entgegnete er: »Ich habe es nicht als euer Knecht getan, sondern als euer Freund. Darum schuldest du mir nichts.«
»Ich würde sagen, die Schuld ist umso größer«, widersprach Candamir. »Und wenn es irgendeinen Wunsch gibt, den ich dir erfüllen kann, dann will ich, dass du ihn mir nennst.«
Austin rührte sich nicht, ließ Candamir ebenso wenig aus den Augen wie vorhin Olaf, als fürchte er auch von ihm jeden Moment einen tückischen Angriff. »Ich … ich könnte in Versuchung geraten, dich beim Wort zu nehmen«, sagte er schließlich.
»Mach eine Ausnahme von deiner ehernen Regel und gib deiner Versuchung nach«, schlug Candamir vor.
Austin straffte die Schultern und rieb sich die Nase, als ringe er um Entschlossenheit, ehe er seinen Wunsch aussprach:
»Dann … lass mich frei.«
Candamir nickte. Er schien nicht überrascht.
Siglind hingegen war entsetzt. »Aber Austin, als Candamirs Sklave genießt du seinen Schutz. Wenn du frei bist …« »Wenn ich frei bin, kann ich das Werk des Herrn tun«, fiel er ihr ins Wort.
»Und dein Leben dabei lassen?«
»Wenn es sein Wille ist, ja, wenn nicht, nein.
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