Die Siedler von Catan.
Wir werden sehen. Das ist weder in meiner Hand noch in Candamirs.«
»Es gibt einen Unterschied zwischen Gottvertrauen und Unvernunft«, entgegnete sie ungeduldig.
»Wenn du ihn gefunden hast, lass es mich wissen«, erwiderte er knapp und blickte zu Candamir. »Was sagst du?«
Langsam löste Candamir sich von der Tür und trat auf ihn zu. Einen Schritt vor ihm blieb er stehen und sah ernst auf den schmächtigen Mann hinab. »Ich entlasse dich aus meinen Diensten, aber nicht aus meiner Freundschaft.«
Er streckte die Hände aus, und sie umfassten sich kurz an den Unterarmen.
»So scheide ich aus deinen Diensten und nicht aus deiner Freundschaft«, antwortete Austin ebenso feierlich. Dann ließ er die Hände sinken und ging zur Tür. »Dominus vobiscum«, sagte er leise. »Gute Nacht, Candamir. Gute Nacht, Siglind.«
Wonnemond, Jahr 7
I ch glaube, da drüben wird es heller.« Candamir wies nach Norden. Er musste fast brüllen, um sich über den prasselnden Regen und den rollenden Donner hinweg Gehör zu verschaffen. Der wackere Buri, den er ritt, ein für gewöhnlich unerschrockener und übermütiger Dreijähriger, zuckte bei jedem der grellen Blitze zusammen. Sein sandfarbenes Fell war dunkel vor Nässe, der schwarze Schweif schwang nervös von einer Seite zur anderen. Candamir klopfte ihm beruhigend den Hals. »Ho, schon gut. Es hört bald auf, du wirst sehen.«
»Gebe Odin, dass du Recht hast«, knurrte Osmund verdrossen. Er lenkte den Wagen, der von zwei sehr stämmigen Ochsen gezogen wurde. Auf der leeren Ladefläche saßen Roric und Nils. Tagelang hatten sie gebettelt, bis ihre Väter schließlich eingewilligt hatten, sie mitzunehmen. Doch jetzt wünschten sie beide, sie wären daheim geblieben. Sie gaben sich die größte Mühe, sich ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen, aber Roric hatte unauffällig die Faust um den kleinen Thorshammer gelegt, den er an einem Lederriemen um den Hals trug, und bat seinen Schutzgott, er möge es bald gut sein lassen mit Blitz und Donner.
Sie waren alle vier nass bis auf die Haut, und noch wenigstens zwei Stunden trennten sie vom Ziel ihrer Fahrt. Dabei wirkten die dräuenden Berge schon so nah, dachte Nils verwundert.
Osmund schaute kurz über die Schulter. »Alles in Ordnung da hinten, Männer?«
Die beiden Jungen nickten.
»Wenn euch kalt ist, stehlt Hacons Pferd die Satteldecke«, riet er. »Ich bin zuversichtlich, dass es euch nicht anschwärzen wird.«
Die Knaben zögerten nicht. Roric stand auf, schwankte ein wenig auf dem rollenden Gefährt, sprang aber behände herunter und erleichterte den frommen Wallach, der hinten angebunden war, um seine Decke. Damit kletterte er zurück auf die Ladefläche, breitete das wollene Tuch aus und legte es sich und seinem Freund um die Schultern.
Sie zogen die Decke bis ans Kinn, kuschelten sich zurecht und tauschten ein Grinsen. Das war viel besser. Beinah wie ein Zelt.
»Wird denn Onkel Hacon das Feuer nicht ausgehen in so einem Wetter?«, fragte Nils besorgt.
Candamir schüttelte den Kopf. »Nein, denn sein Feuer brennt … « Ein dröhnender Donnerschlag unterbrach ihn, und er winkte ab. »Wenn wir ankommen, wirst du verstehen, warum nicht.« Nun war er es, der einen argwöhnischen Blick auf den schwarzen Wolkenturm warf, der sich über ihren Köpfen entlud.
Doch seine Hoffnung hatte nicht getrogen. In einem abschließenden Höhepunkt zeigte Thor ihnen noch einmal so richtig, was er konnte, sodass selbst die Ochsen blass um die Nase wurden, wie Candamir später behauptete, doch bald war der Himmel wieder blau, und der Seewind trieb das Gewitter südwärts. Als die Sonne zum Vorschein kam, fielen nur noch ein paar vereinzelte Tropfen.
Osmund wies geradeaus. Über den Bergen stand ein wundervoller Regenbogen. »Da, seht nur«, sagte er zu den Jungen.
»Bifröst!«, rief Roric hingerissen.
Sein Vater nickte mit einem kleinen Lächeln. »So ist es.«
»Aber sag mir, Vater, wenn das die Brücke ist, die zur Wohnstatt der Götter führt, warum gehen wir dann nicht hinüber und fragen Odin, ob wir in Wallhall wohnen dürfen?«
»Weil das den Tapfersten der Krieger vorbehalten ist, wie du genau weißt. Kein lebender Mann darf dort wohnen. Und meinst du nicht, dass wir es hier gut genug haben?«
Roric unterdrückte eine ungeduldige Grimasse. Er hatte keine Erinnerung an die alte Heimat oder die sagenhafte Fahrt hierher, auch nicht an die ersten, mühevollen Jahre. Er kannte nichts anderes als Catan, wie es heute
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