Die Siedler von Catan.
zu ihm und setzte sich keck neben ihn ins Ufergras.
»Wenn sie streiten, finden wir alle immer hastig irgendetwas auf dem Hof zu tun, das keinen Aufschub duldet.« Sie wies nach rechts, wo ein paar Himbeersträucher standen. »Vor allem er.«
Roric kniete im Gras bei den Himbeerbüschen und hielt einen Stecken in der Rechten. Ein Welpe mit grauem, gelocktem Fell sprang um ihn herum und schnappte nach dem Stock, versuchte, ihn Roric zu entreißen. Osmund züchtete Hütehunde mit ebenso großem Erfolg wie Schafe.
»Sein Vater hat ihn ihm geschenkt«, erklärte die Magd. »Es war der Größte im ganzen Wurf, wird sicher ein Prachtkerl. Aber die Ergebenheit eines Hundes kann die Liebe einer Mutter nicht ersetzen.«
»Du hast ein sehr loses Mundwerk«, bemerkte Candamir, aber es klang nicht vorwurfsvoll.
Birte zuckte die Achseln. »Ja, ich weiß.«
»Vielleicht wären die Dinge einfacher, wenn du deiner Herrin ein bisschen mehr Respekt erweisen würdest.«
Sie schüttelte den Kopf. »Oh, du irrst dich. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihr. Sie ist eine großartige Frau. Eine hervorragende Hebamme und Heilerin und sehr klug. Sie weiß alles über die Götter, genau wie Brigitta. Sie wird ihr eine würdige Nachfolgerin sein. Aber … alle Klugheit geht ihr ab, wenn es um ihren Mann geht, Herr.«
Candamir nickte. Er wusste, das Mädchen sagte die Wahrheit, doch er war unwillig, das mit ihr zu erörtern. Stattdessen beschränkte er sich auf einen Rat: »Seid ein bisschen diskreter.«
»Aber warum?«, fragte sie verständnislos. »Er tut, was jeder gesunde, normale Mann tut. Das heißt, jeder außer dir«, fügte sie neckend hinzu.
Er hob lächelnd die Schultern. »Was vermutlich daran liegt, dass ich nicht so schöne junge Mägde habe.«
Er hatte sein Versprechen an Siglind nie gebrochen, aber es war ihm nach wie vor peinlich, und er versuchte erfolglos, aus seiner ehelichen Treue ein Geheimnis zu machen. Denn Birte hatte Recht. Was Osmund tat, war völlig normal, und viele Kinder mit vielen Sklavinnen zu zeugen war ein Anzeichen von Wohlstand, war etwas, worauf jeder Mann stolz sein konnte. Und nie war Kinderreichtum wichtiger gewesen als hier.
»Mir ist unbegreiflich, worüber sie sich aufregt«, fuhr Birte seufzend fort. »Sie ist eine der angesehensten Frauen im Dorf, jedermann achtet sie. Aber sie tut gerade so, als würden wir ihr irgendetwas wegnehmen. Das ist doch lächerlich, oder? Mir ist es ja gleich, wenn sie mir das Leben deswegen schwer macht, aber er ist es, der alles ausbaden muss.« Sie wies verstohlen auf Roric, der mit seinem Hündchen im Gras herumtollte, ohne zu lachen. »Und das ist wirklich sehr unklug von ihr, weißt du. Sie hat keine Liebe für den armen kleinen Kerl, dabei ist das das Einzige, was der Herr von ihr will.«
Und genau das ist das Problem, wusste Candamir. Lächelnd kniff er Birte in die Wange. »Ich sage es noch einmal: Du redest zu viel. Sei lieber vorsichtig. Wenn du mir einen Becher Bier besorgen kannst, ohne dafür in die Halle zu müssen und zwischen die Fronten zu geraten, dann sei so gut und tu’s. Ich gehe und vertreibe Roric seine düsteren Gedanken.«
»Das ist sehr gütig von dir, Herr«, sagte die Magd mit einem warmen Lächeln. »Das kann auch kaum jemand so gut wie du.«
»Lebenslange Übung«, erklärte Candamir, während er sich erhob. »Er ist genau wie sein Vater.«
Candamir erwachte mit einem gewaltigen Brummschädel und einem Gefühl im Bauch, als habe er glühende Kohlen verschluckt.
»Nie wieder Met«, brummte er, drehte sich auf die Seite und zog sich ein Federkissen über den Kopf.
»Den Schwur hab ich schon gar zu oft gehört«, erwiderte Siglind unbeeindruckt und zog ihm das Kissen unbarmherzig weg. »Steh auf, Candamir Faulpelz. In Catan scheint die Sonne.«
Er wusste, dass er von seiner Frau keinen Funken Mitgefühl zu erwarten hatte, trotzdem wandte er ein: »Die Sonne scheint in Catan fast jeden Tag.«
Sie legte ihm eine kühle Hand auf die Stirn. »Steh trotzdem auf. Die Männer versammeln sich an der Esche. Irgendetwas ist geschehen.«
Sie konnten sich beide denken, was das war. Ohne weitere Proteste setzte Candamir sich auf und rieb sich die Augen. »Wo sind die Zwillinge?«, fragte er verwundert, denn üblicherweise teilte das jüngste Kind das Bett mit ihnen, bis es nicht mehr gestillt wurde.
»Ich habe sie zu Freydis gebracht. Sie haben so laut geschrien, und ich wollte nicht, dass sie dich aufwecken. Ich habe nicht genug
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