Die Siedler von Catan.
irgendetwas, das die Erinnerung an Birtes Stimme aus ihrem Kopf verbannte. Mutlos ließ sie sich auf die Bank neben dem Hochsitz sinken, legte den Kopf auf die Tischplatte und presste die Unterarme auf die Ohren.
Sie wusste nicht, wie lange sie reglos so dagesessen und sich ihrem Kummer ergeben hatte. Als sie Kinderstimmen von der Tür hörte, fuhr sie auf, beschämt über ihr Selbstmitleid.
Siward, ihr fünfjähriger Sohn, erstürmte die Halle vor seiner Schwester Rutild. Gleich hinter ihnen folgte die Amme mit ihren eigenen Kindern und Roric.
»Mutter, Mutter, wir haben eine Forelle gefangen!«, verkündete Siward aufgeregt und streckte ihr voller Stolz einen toten Fisch entgegen, der ziemlich mitgenommen aussah.
Sie strich ihrem Sohn über den blonden Schopf. »Das ist großartig, mein Junge. Erzähl mir, wie ihr’s gemacht habt.«
In großer Ausführlichkeit berichtete Siward von seinem Jagdglück. Jeder Satz begann mit »Und dann hab ich …« Seine kleine Schwester plapperte unbekümmert dazwischen, obwohl ihr Bruder sie regelmäßig mit dem Ellbogen anrempelte, um sie zum Schweigen zu bringen. Inga lauschte ihnen mit einem liebevollen Lächein, zog sie links und rechts neben sich auf die Bank und legte jedem der Kinder einen Arm um die Schultern.
Alma brachte ihren eigenen Nachwuchs so unauffällig wie möglich wieder hinaus ins Freie und führte die Kinder zum Kuhstall hinüber, um zu sehen, ob die Knechte schon mit dem Melken begonnen hatten und einen Schluck Milch für die Kleinen erübrigen konnten.
Roric blieb allein an der Tür zur Halle zurück. Seine kleine Hand lag um den Türpfosten und krampfte sich mehr und mehr zu einer Kralle zusammen, je länger er den prahlerischen Lügengeschichten seines Bruders lauschen musste.
»Es ist nicht wahr«, sagte er leise, den Kopf tief gesenkt.
Niemand hörte ihn.
»Und dann hab ich vorsichtig an dem Haken geruckt, wie Vater es mir beigebracht hat«, behauptete Siward.
»Das stimmt nicht«, murmelte Roric.
»Und dann hab ich den Fisch an Land gezogen«, schloss Siward triumphierend.
Roric war sprachlos. Langsam, beinah zögernd betrat er die Halle und stellte sich neben den Hochsitz seines Vaters.
Inga nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und wandte den Kopf. »Nanu, Roric! Ihr seid zurück?«
Er lächelte sie scheu an und nickte.
»Und habt ihr euer Gold gefunden, mein Junge?«
»Nein«, gestand er beschämt. »Aber ich habe die Forelle gefangen. Siward lügt, Mutter. Es war mein Fang.«
Einen Moment herrschte Stille. Dann fing Siward sicherheitshalber an zu heulen. Inga nahm die Hand von seiner Schulter, um ihm zu zeigen, dass sie darauf nicht hereinfiel, doch es war Roric, den sie anschaute.
»Ich bin nicht deine Mutter.«
Es klang sanft – mitfühlend, hätte man meinen können. Aber ihr Blick war feindselig. Nicht einmal gleichgültig. Eine seltsam verschämte Niedertracht lag in diesem Blick. Roric hatte sie schon so oft gesehen, aber er konnte sie nie verstehen. Er war zu klein, um zu begreifen, dass er, der seinem Vater ähnlicher sah als all seine Geschwister, für dessen Vergehen büßen musste.
»Roric, nimm deinen Bruder und deine Schwester mit hinaus«, sagte Osmund von der Tür. »Ich hätte deine Mutter gern einen Moment allein gesprochen.«
Als Candamir zu Osmunds Halle kam, hörte er schon auf zehn Schritte Entfernung, dass sein Ziehbruder und dessen Frau stritten.
»Sie stirbt!« Ingas Stimme war nicht wirklich laut, nur ein wenig erhoben, aber die Tür stand offen. »Und während sie im Sterben liegt, hast du nichts Besseres zu tun, als …«
»Je eher sie den letzten Atem aushaucht, desto glücklicher werde ich sein«, fiel Osmund ihr schneidend ins Wort. »Und es geht nicht um sie oder darum, was ich tue, sondern um Roric. Du hast dein Versprechen gebrochen. Schon wieder.«
»Osmund …« Es klang furchtsam.
Hastig trat Candamir den Rückzug an. Das hier ging ihn nichts an, und er wollte es auch nicht hören. Gemächlich schlenderte er zum Fluss hinunter, um abzuwarten, bis der Sturm sich gelegt hatte, und eine Stimme hinter ihm bemerkte trocken: »Ja, das ist weise, Herr. Man ist gut beraten, in diese Geschichten nicht hineinzugeraten.«
Er wandte den Kopf. »Birte.« Unwillkürlich musste er lächeln. Sie war wahrhaftig ein schönes Kind. Das dunkle Haar fiel ihr in nassen Kringeln über den Rücken, und ihr Gewand war feucht, sodass es an ihrer üppigen Brust klebte und keine Fragen offen ließ.
Sie trat
Weitere Kostenlose Bücher