Die Siedler von Catan.
Milch für zwei, Candamir.«
»Dann kaufen wir eine Amme.« Ihm war es nur recht, wenn eine Sklavin seine Kinder stillte, denn er wollte gern, dass die Brüste seiner Frau so blieben, wie sie waren. Zumal er die anderer Frauen ja nur aus der Ferne bewundern durfte …
Siglind nickte. »Freydis wird mit den Kindern allein ohnehin nicht mehr fertig, und unsere Heide wird alt. Ich frage Sigurds Frau. Sie hat eine junge Sklavin, die Tochter ihrer Köchin, die letzte Woche auch ein Kind bekommen hat.«
»Tu das.« Candamir unterdrückte ein Gähnen. »Sag Sigurd, er bekommt das Pferd dafür, das er seit Wochen anschmachtet, wenn er an meiner Weide vorbeikommt.«
»Ist gut.«
Candamir erhob sich von ihrem Lager und trat an die große, hohe Kleidertruhe unter dem Fenster, auf der eine Schüssel mit Waschwasser für ihn bereitstand. Er wusch sich Gesicht und Hände, und das kühle, klare Flusswasser tat ihm wohl. Gründlich putzte er sich die Zähne mit Salz und zerkaute das Rosmarinzweiglein, das neben dem Salztopf lag, um den widerwärtigen Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben, ehe er es aus dem Fenster spuckte.
Siglind hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, lehnte am Bettpfosten und betrachtete ihren Mann. Sie liebte es, ihn zu beobachten, wenn er so völlig selbstvergessen war wie jetzt, bewunderte das Spiel der Muskeln unter der hellen Haut. Als Candamir nach dem Hornkamm griff, trat sie zu ihm.
»Lass mich das machen«, erbot sie sich.
Mit einem wissenden, aber matten Lächeln überließ er ihr den Kamm und setzte sich auf den Schemel. Siglind löste die schmalen Zöpfe und kämmte ihm das Haar – ganz behutsam, um seine Kopfschmerzen nicht zu verschlimmern. Als sie hinter ihm stand, fiel ihr Blick auf die furchtbaren Narben, die seinen Rücken selbst nach all den Jahren noch entstellten. Nachdenklich strich sie mit dem Finger darüber.
Candamir warf ihr über die Schulter einen fragenden Blick zu.
»So viel Zeit ist vergangen«, sagte sie. »So viel hat sich zugetragen. Wir haben manch schicksalhaften Tag erlebt.«
»Und heute ist wieder einer«, antwortete er, nahm ihre Hand und drückte sie einen Moment an die Lippen.
Siglind nickte und begann, seine Zöpfe neu zu flechten.
»Eigentlich kann ich das ganz gut selbst«, bemerkte er verlegen.
»Gönn mir die Freude. So habe ich dich noch einen Moment ganz für mich allein. Wenn du das Haus verlässt, sehe ich dich tagelang nicht wieder, dabei bist du gerade erst heimgekommen.«
Er hielt geduldig still, bis sie fertig war. Dann drehte er sich zu ihr um. »Ich wünschte auch, die alte Hexe hätte noch ein paar Tage gewartet«, bekannte er seufzend. »Aber wann hätte sie sich je nach unseren Wünschen gerichtet?«
»Wohl wahr«, murmelte sie mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme. Brigitta hatte ihr oft das Leben schwer gemacht, weil Siglind Christin geworden war und kein solches Geheimnis daraus machte wie manch anderer. Je heftiger Brigittas Attacken gegen Austin und seinen Gott geworden waren, umso trotziger hatte Siglind ihren Glauben zur Schau gestellt. Seit sie zur vorletzten Julzeremonie mit einem silbernen Kreuz um den Hals in den Tempel gekommen war, hatte Brigitta kein Wort mehr mit ihr gesprochen und Hacon vor der versammelten Dorfgemeinschaft wüst beschimpft, weil er das Kreuz geschmiedet hatte. Danach waren weder Siglind noch Hacon je wieder bei einer Tempelzeremonie erschienen.
Candamir zog Siglind auf seinen Schoß, und als er die Arme um sie legte, spürte er trotz seines jämmerlichen Zustandes eine unmissverständliche Regung in den Lenden. Aber die Geburt lag erst fünf Tage zurück, und er wusste, er musste sich noch gedulden. »Selbst für die ehrwürdige Brigitta können wir nicht länger als zwei Nächte Totenwache halten, denn die Tage sind schon warm. Alles in allem werden die Feierlichkeiten kaum länger als eine Woche dauern, und dann werden wir Zeit haben, um …«
»Sag’s nicht«, fiel sie ihm lachend ins Wort. »Lass uns einen Pakt schließen, die Worte ›Sohn‹ und ›zeugen‹ nicht mehr in einem Atemzug zu nennen. Vielleicht klappt es ja, wenn wir es nicht aussprechen.«
»Einverstanden.« Es war immerhin einen Versuch wert.
Mit großer Sorgfalt kleidete Candamir sich an, wählte ein Paar Hosen aus dunkelbraunem, leichtem Wolltuch und ein Obergewand aus weichem Kalbsleder, das Siglind an Säumen und Halsausschnitt mit grünem Garn bestickt hatte. Dann knöchelhohe, feste Schuhe, deren dunkelgrüne
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