Die Siedler von Catan.
Göttern, Lars, nimm doch Vernunft an«, beschwor Gunnar seinen Bruder. »Die Sonne läuft uns davon. Wenn wir vor Einbruch der Nacht ankommen wollen, müssen wir uns beeilen. Und du wirst wenig Freude an Candamir haben, wenn er uns jetzt krepiert. Wenn du mich fragst, er sieht verdächtig danach aus.«
Widerwillig gab Lars nach. »Also meinetwegen. Packt ihn auf Leifs Pferd. Leif geht eine Viertelmeile. Dann löst einer der anderen ihn ab.«
Erstaunt stellte Hacon fest, wie behände Leif und die anderen Männer sich über dieses schwierige Gelände bewegten. Offenbar konnte man es lernen, wenn man sechs Jahre Zeit hatte, zu üben. Nachdem Candamir wie ein Kornsack auf das stämmige, duldsame Pferd geladen worden war, ging es wesentlich zügiger voran, und als die Sonne wie ein glutroter Feuerball über dem westlichen Rand des Leeren Landes hing, kamen sie ans Ziel.
Mit einem Mal führte der Weg steil bergab in eine tiefe Senke. Senke traf es nicht, musste Hacon sich verbessern. Eher ein Loch im Boden, an die zehn Klafter tief. Die Fläche bildete einen ungleichmäßigen Kreis von vielleicht zwanzig Schritten Durchmesser, und in der Felswand lag ein ebenfalls beinah rundes Tor.
Es führte in eine wahrlich wundersame Welt.
Lars machte eine spöttische, einladende Geste. »Nur keine Scheu, Hacon. Reite hindurch. Dies ist Olafsburg. Vermutlich die einzig wirklich uneinnehmbare Festung der Welt.«
Es war nicht gelogen. Das Felsentor führte in eine weiträumige Höhle, die als Vieh-und Pferdestall genutzt wurde. Die mehrheitlich gestohlenen Tiere standen entlang der Felswände auf einer üppigen Schicht aus ebenfalls gestohlenem Stroh, die offenbar regelmäßig gereinigt und erneuert wurde, denn hier roch es nicht schlimmer als in jedem gewöhnlichen Viehstall. Die Männer saßen ab und überließen die Pferde zwei von
Haflads einstigen Sklaven, die hier gewacht hatten.
»Wo ist der Jarl?«, fragte einer von ihnen.
Das Wort klang fremd in Hacons Ohr. »Jarl« bezeichnete einen großen Herrn oder den Vorstand eines mächtigen Haushaltes, aber in Elasund hatte sich nicht einmal Olaf so genannt.
Das war hier offenbar anders. Lars antwortete: »Er steht vor dir. Mein Vater ist tot. Wir haben ihn letzte Nacht mit seinen Waffen und seinem Schmuck auf See bestattet.«
Die Nachricht löste Schreckensmienen aus, aber keine Anzeichen von Trauer.
»Versorgt die Gäule, und dann kommt in die Halle«, befahl Lars. »Wir haben allerhand zu bereden.«
Was meint er mit Halle?, überlegte Hacon verwundert. Das hier ist nur ein Loch im Fels. Doch er sollte bald feststellen, dass er sich irrte.
Zwei der Männer hievten Candamir, der immer noch bewusstlos war, vom Rücken des Pferdes und packten ihn roh, doch Hacon trat hinzu und bat: »Lasst mich ihn tragen.«
»Aber deine Hand ist verletzt«, wandte der Größere ein.
Hacon lächelte matt. »Es wird trotzdem gehen.«
Mit der gesunden Linken nahm er Candamirs linke Hand und zog sich seinen Bruder über die Schultern, als sei er nicht schwerer als ein Heubündel.
Die Männer tauschten verstohlene Blicke und nickten anerkennend. Auch Lars entging dieser unspektakuläre Kräftebeweis nicht, und er nahm sich vor, nicht zu vergessen, was er hier gerade gesehen hatte.
Dann nahm er eine Fackel aus der Halterung in der Felswand und ging weiter nach hinten. Im flackernden Licht erkannte Hacon, dass die Höhle viel tiefer war, als er angenommen hatte. Doch nach vielleicht dreißig Schritten fiel der Boden steil ab – wie tief, mochte Gott allein wissen. Hacon spähte über den Rand des Abgrundes und sah nichts als bodenlose Schwärze. Doch eine Brücke aus Holzbohlen, die einen guten Schritt breit war, führte hinüber. Nachdem er sie mit seiner Last auf den Schultern überquert hatte, schaute er kurz zurück und erkannte, dass die Brücke beweglich war. Lars hatte nicht übertrieben, musste er feststellen. Wenn die Brücke eingezogen wurde, war dieser Ort in der Tat uneinnehmbar.
Hinter dem Abgrund begann ein breiter, abschüssiger Gang, von dem hin und wieder Öffnungen zu weiteren Höhlen abzweigten. Manche lagen im Dunkeln, sodass Hacon nichts erkennen konnte, aber in anderen brannten Fackeln, und er sah seltsam runde Räume – gleich riesigen Luftblasen im Fels. In einem machten sich drei Frauen an einem Herd zu schaffen. Der Rauch stieg senkrecht nach oben und verschwand. Es musste ein Abzug nach draußen bestehen, erkannte er verblüfft. Womöglich gab es hier tagsüber
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