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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schicksal vertrauensvoll in Gottes Hand, und wie immer fand er darin Trost und Kraft.
    Er strich Candamir die verschwitzten Haare aus der Stirn, liebevoller, als er es je gewagt hätte, wäre sein Bruder wach gewesen. Das Gesicht mit dem kurzen schwarzen Bart, das dem seinen viel ähnlicher sah, als Hacon bewusst war, erschien ihm magerer als noch am Tag zuvor, beinah ausgemergelt und furchtbar bleich.
    »Ich wünschte, ich könnte für dich singen, wie du es für mich getan hast«, murmelte der jüngere Bruder. »Aber ich fürchte, wenn ich singe, wird es dich nur dazu anspornen, diese Welt endgültig verlassen zu wollen.«
    Candamirs Mund zuckte plötzlich, sah für einen winzigen Moment so aus, als lächele er.
    »Candamir?«, fragte Hacon hoffnungsvoll und rüttelte ihn zaghaft an der Schulter. Doch er bekam keine Antwort.
    Mehr als zwei Dutzend Männer und Frauen versammelten sich zum Nachtmahl in der Halle. Nach den Berechnungen, die sie daheim angestellt hatten, zählten neben Olaf, seinen vier Söhnen und zwei Töchtern inzwischen zehn Männer und acht Frauen zu den Verbannten. Aber Hacon sah, dass sich auch hier einiges getan hatte: Olafs Söhne und Töchter waren genauso erwachsen geworden wie er selbst. Eine gesunde Kinderschar tollte in der Felsenhalle umher. Und er entdeckte eine von Ivars Sklavinnen, von der alle angenommen hatten, sie sei beim Bad im Fluss ertrunken, und einen Juten, der Haldir gehört hatte und der von einem Jagdausflug ans Südufer nie heimgekehrt war. Selbst hier im unfruchtbaren Ödland war die Gemeinschaft gediehen und gewachsen.
    »Er fiel im Kampf«, berichtete Lars seinen schweigenden Zuhörern. »Er hatte den Schmied gefangen genommen, aber dann kam dessen Bruder dazu …«
    Wahrheitsgetreu erzählte er, wie es sich zugetragen hatte, und schilderte, wie sie seinen Vater des Nachts der See übergeben hatten. »Ich denke, es war recht so«, schloss er. »Keiner kannte und liebte das Meer so wie er.«
    Alle nickten zustimmend.
    Nach einem Schweigen von angemessener Länge fragte die Irin: »Soll ich dem Schmied etwas zu essen bringen, Jarl?«
    »Unbedingt«, antwortete Lars. »Wir wollen ja, dass er bei Kräften bleibt.«
    Die junge Frau stand auf und füllte eine Schale aus dem Topf, der in der Mitte stand. Alle saßen auf Fell-und Wolldecken am Boden. Es gab keinerlei Möbel in dieser prächtigen Halle. Sie brauchen einen Zimmermann ebenso dringend wie einen Schmied, fuhr es Hacon durch den Kopf.
    Mit einem dankbaren Nicken nahm er die Schale entgegen, die das Mädchen ihm brachte. Sie enthielt eine fette Brühe mit Rindfleisch. Während er gierig aß, hörte er Lars fortfahren.
    »Ketil, du gehst morgen mit zwei Männern und den Lasttieren zurück zur Küste und holst die Ladung vom
    Schiff.«
    Der Angesprochene nickte willig, fragte aber: »Was ist es? Nur damit ich weiß, wie viele Tiere wir brauchen.«
    »Alle. Es ist schweres Zeug. Eisen, ein Amboss und allerhand Werkzeug.«
    Hacon spürte einen schmerzhaften Stich und richtete sich auf. »Ah ja? Ihr habt also einfach meine Werkstatt leer geräumt, ja?«
    Lars sah stirnrunzelnd über die Schulter in seine Richtung.
    »Du nützt uns nicht viel ohne dein Werkzeug.«
    Und was soll aus mir werden, wenn ich je wieder heimkomme?, wollte Hacon fragen, aber er schluckte es hinunter. Er wusste, dass sie ihn niemals gehen lassen würden. Dafür wusste er schon jetzt viel zu viel über sie. Er glaubte nicht, dass er den Weg zu dieser Höhle je wiederfinden würde, denn das ganze Leere Land sah für seine Augen völlig gleich aus. Doch für Lars wäre er ein Risiko.
    Hacon schlief tief und traumlos an der Seite seines Bruders, denn er war vollkommen erschöpft von den Strapazen des vergangenen Tages und der Nacht zuvor. Als er aufwachte, stellte er fest, dass Candamir immer noch nicht zu sich gekommen war, und seine Hoffnung schwand. Der Herzschlag erschien ihm noch langsamer und schwächer als am Abend zuvor, und seine Versuche, dem Bruder ein wenig Wasser einzuflößen, blieben wieder erfolglos.
    »Stirbt er?«, fragte Lars nüchtern, der plötzlich neben ihnen stand.
    Hacon hob mutlos die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich
    kann nur raten. Aber … er scheint tiefer zu sinken.«
    »Ich hoffe, er leidet«, entgegnete Lars mit sorgsam kontrollierter Heftigkeit. »Das ist wohl das Mindeste …«
    Plötzlich überkam Hacon ein so mächtiger Zorn, dass er sich nicht beherrschen konnte. »Dein Vater hat nur bekommen, was er verdient

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