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Die Siedler von Catan.

Die Siedler von Catan.

Titel: Die Siedler von Catan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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der Boden geglättet worden, indem man ihn mit einer dicken Schicht des graubraunen, staubigen Sandes bestreut hatte, den es in der Wüste in schier unerschöpflichen Mengen gab. Er sah aus wie grobkörnige Asche. Höchst angemessen für das Leben, das sie hier führten.
    Hacon hatte diesen Ort hassen gelernt. Trotzdem glaubte er, dass diese die letzte Schmiede sein würde, in der er in seinem Leben arbeitete. Denn sie lag tief im Innern von Olafsburg, und die Brücke über den Abgrund – der einzige Weg in die Freiheit – war Tag und Nacht bewacht.
    Hacon setzte sich neben seinen Bruder, um zu warten, bis der Rohling abgekühlt war. »Aber nicht einmal du weißt, wie wir das anstellen sollen.«
    Candamir warf einen sehnsüchtigen Blick auf das geschmolzene Eisen in der Gussform, aus welchem sehr bald eine vortreffliche Waffe werden konnte, mit der er sein Glück gegen die beiden Wächter an der Brücke bedenkenlos versucht hätte. Wäre er nicht an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Hätte Lars nicht jeden Abend die Schmiede und seine beiden Gefangenen auf etwaige fertige Waffen durchsucht und sich über den Verbleib jeder einzelnen Luppe Roheisen genauestens Rechenschaft ablegen lassen.
    »Nein«, musste er gestehen. »Aber es wird Zeit, dass wir uns etwas einfallen lassen.«
    Hacon schaute ihn besorgt an und nickte. Die Stimme seines Bruders klang gelassen, aber er wusste, dass Candamir nicht mehr lange durchhalten würde. Lars und seine Männer demütigten ihn bei jeder Gelegenheit, schlugen, traten und bespuckten ihn, wie es ihnen gerade in den Sinn kam, obwohl er ihnen kaum je einen Vorwand lieferte und jeden ihrer oft unsinnigen Befehle meist wortlos befolgte. Sie vertrieben sich ihre Langeweile mit ihm, ließen ihn dafür büßen, dass sie Ausgestoßene waren. Und sie ließen ihn hungern. Candamir war so abgemagert wie nach dem Hungerwinter vor ihrem Aufbruch in die neue Heimat. Und er erduldete alles, was sie taten, mit einer eisernen Beherrschung, die Hacon ihm niemals zugetraut hätte und die ihm gänzlich untypisch erschien.
    Nachdem Hacons verletzte Hand geheilt war und er die Arbeit aufgenommen hatte, war es ein wenig besser geworden, denn er beanspruchte Candamirs Arbeitskraft für sich, ließ ihn den Blasebalg treten, Löschwasser holen, einen Rohling in der Zange halten, während er selbst ihn behämmerte – kurzum, er fand immer etwas Sinnvolles für seinen Bruder zu tun, damit er ein Auge auf ihn haben und ihn gleichzeitig vor Lars’ Grausamkeiten bewahren konnte. Doch abends, wenn die Bewohner von Olafsburg sich nach ihrem Tagewerk in der Halle versammelten, um zu schmausen und zu zechen, konnte er rein gar nichts tun, um Candamir vor ihnen zu schützen. Sein Bruder hatte ihm verboten, zu protestieren oder gar für ihn zu bitten. »Du musst es mir schwören, Hacon«, hatte er verlangt.
    »Kein Wort, ganz gleich, was passiert.«
    »Aber …«
    »Kein Aber! Wenigstens die Genugtuung müssen wir ihnen verweigern, verstehst du. Tu so, als wäre es dir egal.«
    »Fürchtest du nicht, dass sie es immer wilder treiben werden, nur um dir einmal eine Regung zu entlocken?«, hatte Hacon beklommen gefragt.
    Candamir hatte den Kopf abgewandt. »Wovor ich mich wirklich fürchte, ist, dass ich mich daran gewöhnen könnte. Dass ich irgendwann anfange zu glauben, ich sei das, was sie aus mir machen wollen. Und weil ich das um jeden Preis verhindern will, muss ich mich an jeden Rest Selbstachtung klammern, den ich noch habe. Also schwöre.«
    Und natürlich hatte Hacon ihm sein Wort gegeben. Aber jeden Abend betrat er die Halle mit einem heißen Knoten der Angst im Bauch. Und dieser Albtraum währte jetzt schon fast drei Monate.
    »Einmal angenommen, wir kämen über die Brücke«, sagte Hacon nun gedämpft. »Was dann? Stehlen wir zwei ihrer Pferde und versuchen, uns nach Norden durchzuschlagen?«
    Candamir kaute nervös auf seinem Daumennagel. »Nein«, antwortete er zögernd. »Nein, ich denke nicht. Wir könnten die Pferde nicht tränken, denn wir sollten uns darauf einstellen, dass wir es ohne Wasser versuchen müssen.«
    »Was?«
    »Es würde wohl ein paar unangenehme Fragen geben, wenn du und ich plötzlich jeder einen Schlauch aus der Zisterne füllten und damit zur Brücke gingen, oder? Wir müssen schnell und ohne Vorwarnung verschwinden, sonst haben wir keine Chance.«
    »Ohne Wasser haben wir im Leeren Land auch keine Chance«, wandte Hacon ein.
    »Doch. Wenn wir nachts gehen.«
    »Oh, das

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