Die Siedler von Catan.
grinste Nils verschwörerisch zu und strich ihm über den schwarzen Schopf. »Geht es deinen Schwestern gut?«
Der Junge nickte.
Candamir stellte ihn auf die Füße. »Dann lauf ins Haus und sag ihnen, ich sei wohlbehalten zurück. Euer Onkel ebenfalls. Ich gehe zu Austin.«
Er wollte sich abwenden, aber Nils nahm seine Hand und zog daran. »Austin ist hier bei uns. Seine Hütte ist doch abgebrannt.«
Candamir bückte sich, hob die gefährliche Waffe aus dem Gras auf und erkannte sie als seine eigene. »Woher hast du meinen Sax?«, fragte er, während er mit Nils zum Haus ging.
»Wir haben ihn neben dem gefallenen Nussbaum gefunden, als du … verschwunden warst. Mutter hat ihn in ihre Truhe gelegt, aber letzte Nacht, als die Räuber kamen, hat sie ihn mir gegeben.«
Armes Kind, dachte Candamir, du bist wirklich noch zu jung, um der Mann im Haus zu sein. Er steckte die scharfe Klinge vorsichtig in den Stoffgürtel, der seine Hose hielt, ehe er eintrat.
Nur das Gesinde und die Kinder waren in der Halle. Er legte einen Finger an die Lippen, um ihre lautstarke Begrüßung zu dämpfen, hob dieses Mal Irmgardis auf den Arm, und als er feststellte, dass sie sich wie ein Krake an ihm festklammerte, nahm er sie kurzerhand mit in die hintere Kammer.
Siglind sah auf, als sie die Tür hörte. Langsam erhob sie sich von dem Schemel neben dem Bett und machte einen Schritt auf ihn zu. »Oh, der Herr sei gepriesen«, flüsterte sie. »Es ist wahr. Er hat nicht gelogen …«
Candamir schloss die Lücke zwischen ihnen, zog seine Frau mit dem freien Arm an sich und drückte ungeniert die Lippen auf ihren Mund. Siglind schlang ebenso wie Irmgardis die Arme um seinen Hals, wobei sie sich wie immer ein wenig auf die Zehenspitzen stellte. So verharrten sie ein paar Atemzüge lang, und Candamir vermutete, er und Siglind wären stundenlang so stehen geblieben, um sich an der schlichten Tatsache zu ergötzen, dass sie einander wiederhatten, aber ihre Tochter machte dem denkwürdigen Moment ein vorzeitiges Ende. »Ich hab einen Wackelzahn, Vater!«, verkündete sie, eifersüchtig, weil er nur Augen für ihre Mutter hatte, und nicht länger in der Lage, ihre große Neuigkeit für sich zu behalten. »Hier, sieh nur!« Sie sperrte den Mund auf und legte einen Finger an einen der unteren, mäusekleinen Schneidezähne.
Candamir ließ seine Frau los und bewunderte den Wackelzahn gebührend. Dann setzte er Irmgardis ab. »Morgen überlegen wir, was wir damit tun, wenn er ausgefallen ist«, versprach er.
»Machst du mir eine Schachtel dafür?«
Er nickte. »Wenn du jetzt folgsam bist und zu Solvig gehst und heute beim Essen ausnahmsweise mal deine Schale leerst.«
Sie warf ihm einen leidvollen Blick zu, der die Ungerechtigkeit einer Welt beklagte, in welcher Eltern jedes Versprechen mit Bedingungen verknüpfen konnten. Doch offenbar lag ihr viel an der Schachtel, denn sie ging ohne weitere Einwände hinaus.
Candamir ließ sich auf dem Schemel nieder und zog Siglind auf seinen Schoß. Behutsam legte sie die Hände auf sein Gesicht. Er schloss die Augen. Als er ihre Lippen auf der Stirn spürte, öffnete er sie wieder, und dann schauten sie sich an. Nichts von dem, was er sah, überraschte ihn. Sie hatte gebangt, gelitten und getrauert. Er lächelte unbeschwerter, als ihm zumute war, und wischte mit dem kleinen Finger die einzelne Träne weg, die über ihre Wange lief.
Dann blickte er auf Austin hinab, der reglos und mit geschlossenen Lidern in ihrem Bett lag. Er war furchtbar bleich, und ein ungewohnter Bartschatten bedeckte sein Kinn. »Was ist mit ihm?«
Siglind schlug die Decke ein wenig zurück und enthüllte einen blutigen Verband, der die magere Brust des Sachsen und die rechte Schulter bedeckte. »Er hat eine Schwertwunde und viel Blut verloren. Aber heute früh hat die Blutung aufgehört. Wenn er kein Fieber bekommt, wird er’s schaffen. Jedenfalls hoffe ich das. Ich verstehe mich nicht wirklich darauf, und Inga hat sich geweigert, ihn zu behandeln. Zum Glück wusste Heide, mit welchen Kräutern man eine Blutung stillt und wo sie zu finden sind.«
»Osmund ist mit dem Schwert auf Austin losgegangen?«, fragte er ungläubig.
Sie hob ratlos die Schultern und nickte zögernd. »In gewisser Weise.«
»Erzähl der Reihe nach.«
»Ja. Aber nicht hier. Lass uns hinausgehen. Er schläft jetzt ruhig und braucht uns nicht.«
Heide hatte zur Feier von Candamirs Rückkehr ein paar Hühner geschlachtet, entschuldigte sich aber, dass
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