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Die Signatur des Mörders - Roman

Titel: Die Signatur des Mörders - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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beiden reagierte, als wollten sie ihr zu verstehen geben: Dann geh doch einfach.
    Doch in ihrer Handtasche befand sich noch etwas, das sie den beiden endlich geben musste. Le Sacre du Printemps.
    Sie hatten den Punkt erreicht, an dem niemand wusste, welches der nächste Schritt sein sollte. Ihnen fehlte die Übersicht. Alles konnte wichtig sein. Oder nichts. Doch er musste vorhanden sein, der verschlüsselte Sinn hinter allem. Etwas in einer Kette von Ereignissen schien zur Explosion geführt zu haben. In einem Chaos von Gefühlen hatte jemand die Kontrolle verloren.
    »Ich muss zurück ins Gericht.«
    »Meinetwegen«, murmelte Ron. Sein nächster Wurf landete auf Henris Schreibtisch, der sich in demselben Moment erhob, um eine Tasse Kaffee einzugießen.
    »Also, was haben wir?«, fragte Myriam hartnäckig.
    »Eine Tote«, seufzte Ron.
    »Eine tote Tänzerin«, ergänzte Henri.
    »Eine unberührte tote Tänzerin«, fuhr Ron sarkastisch fort. »Genauer gesagt eine tote Jungfrau, die ihrem Mörder zum Abschied etwas vortanzte. Die nicht aufhörte zu tanzen, obwohl er mit einem Metallseil auf sie einschlug und ihren Körper zerfetzte. Doch leider steht Wagners Sado-Maso-Theorie auf tönernen Füßen, eben weil sie Jungfrau war.«
    »Vielleicht meinte Jess genau das«, überlegte Myriam nachdenklich.
    »Was?«
    »Jess sagte, Helena sei eine Unberührbare gewesen. Sie hat genau dieses Wort gebraucht, erinnert ihr euch?«
    »Sie hat ähnlichen Schwachsinn geredet wie dieser Alex.«
    »Vielleicht hat Alex den Mann tatsächlich gesehen«, widersprach Myriam.
    Ron gähnte. »Pan Tau? Nein, der war schlimmer angetörnt als ein Alkoholiker, der auf weiße Mäuse steht.«
    »Dann sollten wir uns an Jess halten«, entschied Myriam. »Sie verschweigt etwas.«
    »Ich glaube eher, das ist diese Masche: Mit Bullen rede ich nicht.« Ohne aufzublicken, checkte Henri seine Mails.
    »Nutten wollen nie kooperieren«, nickte Ron. »Kennen wir doch. Die sind immun gegen uns.«
    »Bitte, musst du dieses Wort verwenden? Geht das nicht anders?«
    Er warf ihr einen genervten Blick zu. Sie ließ sich nicht davon beeindrucken.
    »Was meint ihr, war die Tat geplant?«
    Henri zögerte. »Wagner hat recht. Es wirkt wie ein Totschlag nach einem sexuellen Spiel. Allerdings irritiert mich immer noch dieses Stahlseil. Im Baumarkt hat Wagner verschiedene Modelle gefunden, aber keines in der Stärke, wie Veit sie im Bericht nennt. Auch in der Wohnung von Helena Baarova haben wir nichts Vergleichbares gefunden.«
    »Dann hat der Täter es mitgebracht.«
    »Oder es anschließend verschwinden lassen.«
    Sie kamen nicht weiter und schwiegen. Ron begann wieder damit, Papierkugeln zu werfen, Henri füllte den Drucker mit Papier.
    »Was ist eigentlich mit David? Ist er noch im Krankenhaus? Und habt ihr schon mit seinem Vater gesprochen?«, fragte Myriam schließlich.
    »Ich bin mit dem Professor in gut einer Stunde verabredet«, erwiderte Henri mit Blick auf die Armbanduhr. »Er ist am Morgen gelandet und hält gerade eine Vorlesung.«
    »Ja, wir sollten mit ihm sprechen«, sagte Myriam, »bevor er Zeit hat, darüber nachzudenken, wo er Freitagabend gewesen ist.«
    »Zuhause, behauptet jedenfalls Justin Brandenburg«, erklärte Ron und fügte spöttisch hinzu: »Das ideale Alibi, wenn man keines besitzt.«
    »Ich verstehe nicht, warum niemand von den Nachbarn etwas gehört hat«, sagte Myriam. »Das Mädchen muss sich die Seele aus dem Leib geschrien haben.«
    »Das ist eine Gegend, in der ständig jemand schreit«, erwiderte Ron ungerührt. »Wagner ist immer noch dabei, die Nachbarn zu befragen. Es ist ziemlich schwierig herauszufinden, wer sich zu dem Zeitpunkt überhaupt in dem Haus befand.«
    Myriam zögerte, doch sie konnte nicht länger warten. »Ich habe etwas gefunden.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Ich bin noch einmal zum Tatort zurückgegangen. Ich dachte, wenn sie getanzt hat, dann muss Musik gelaufen sein.«
    Sie legte die CD auf den Schreibtisch. »Die hier befand sich in der Stereoanlage.«
    Ron nahm Myriam die CD aus der Hand. »Strawinsky. Le Sacre du Printemps. Nie gehört. Hat das eine Bedeutung? Oder warum klaust du der Spurensicherung Beweise?«
    Sie schaute zu Henri, wartete auf ein Zeichen von Verständnis von ihm, der selbst immer wieder Beweismittel mit nachhause nahm, damit sie ihm beim Nachdenken halfen. Doch ein solches Zeichen blieb aus.
    »Übersetzt heißt das so viel wie Frühlingsopfer«, erklärte Myriam. »Es ist die

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