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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wittern,kamen die Weiber auf mich zugerannt. Ich seufzte in mich hinein. Angesichts der aufgeregten Gruppe hätte ich am liebsten kehrtgemacht, aber daß ich die Frauen hier antraf, war Teil meines Planes. Als ich näherkam, erkannte ich auch meine Schwägerin Lene. Sie war natürlich der letzte Mensch, dem ich begegnen wollte. Doch ich zwang mich zu einem Lächeln. Nachdem bisher alles gutgegangen war, wollte ich jetzt nicht aufgeben.
    »Schaut nur, was ich außer dem Grünzeug noch eingesammelt habe! Das kommt davon, wenn man mich zum Kräutersammeln schickt!«
    Hoffentlich würde man mir meine Erschöpfung nicht ansehen! Doch wenn eine der Frauen merkte, daß ich am Ende meiner Kräfte war, so würde sie dies wahrscheinlich auf die beiden Säcke schieben, die nun beide prall gefüllt über meinem Rücken hingen. Und dazu hatte ich noch eine andere, süße Last zu tragen …
    »Marga, das ist ja ein Kind! Du meine Güte, wo hast du das her?« Entgeistert beugten sich die Frauen über meinen Sohn, der in meiner Armbeuge leise vor sich hinwimmerte.
    »Neben dem Weg habe ich ihn gefunden! Nur in diese Lumpen gewickelt! Er kann noch keine fünf Tage alt sein, was meint ihr?« Fragend blickte ich in die Runde und hielt meinen Sohn dabei so weit es ging von mir weg, als würde ich ihn ganz nüchtern betrachten.
    Vorsichtig hob Lene das Tuch vom Gesicht des Kindes. »Ein Findling! Also, wenn du mich fragst, ist der noch keine Woche alt! So klein und winzig wie der ist!«
    »Wo er wohl herkommen mag?« fragte Sophie.
    »Wahrscheinlich hat ihn ein Zigeunerweib liegenlassen. So eine Schande«, antwortete Karla, eine hagere, recht unbeliebte Alte. Gerade sie mußte das sagen, die schon mehr als ein Kleines gehimmelt hatte! Am liebsten hätte ich dies dem scheinheiligen Weib ins Gesicht geschleudert, doch durfte ich keine der Frauen gegen mich aufbringen.
    »Und was willst du jetzt damit machen?« fragte mich Lene, der ich regelrecht ansehen konnte, daß ihr noch mehr auf der Zunge lag.
    »Tja«, antwortete ich scheinbar ratlos, »am besten gehe ich mit dem Buben zum Büttel. Der wird schon wissen, wie man in so einem Fall vorgeht. Vielleicht bringt er ihn ja zur Burg hinauf!« Fast hätte es mir bei diesen Worten das Herz gebrochen, doch ich hatte mein Sprüchlein so herausbringen müssen.
    »Bist du verrückt? Den Kleinen auf die Burg zu bringen? Dann kannst du ihn gleich wieder auf die Straße legen, denn da wie dort würde er jämmerlich zugrunde gehen!« Sophie war aufgebracht wie eine Mutterkuh, der man das Kälbchen wegnimmt. Und auch Katharina sang das gleiche Lied:
    »Sophie hat recht, Marga. Bevor das Kind auf die Burg kommt, nehme lieber ich es zu mir. Bei meinen fünf macht ein sechstes auch nichts mehr aus!«
    »Wieso behältst du eigentlich das Kind nicht selbst, Marga? Du hast doch keine eigenen Kinder.«
    Gott sei Dank! Ich hätte Käthchen umarmen können. Allmählich hatte ich schon daran gezweifelt, daß eine der Frauen auf diesen Gedanken kommen würde. Am Ende hätte ich dies selbst vorschlagen müssen und wäre womöglich bei meiner Lüge rot geworden. Doch nun …
    »Ich …? Wieso … Ja, warum eigentlich nicht …? Mit einem eigenen hat es ja nie geklappt. Und wer weiß, wann Jerg jemals wieder heimkommt …« Ich legte meine Stirn in Falten. »Aber was ist, wenn Jerg etwas dagegen hat? Ich kann ihn ja schlecht fragen.«
    »Dein Jerg? Das ist doch die beste Menschenseele, die weit und breit herumgelaufen ist! Denk doch nur daran, wie er sich vor Jahren für Heinrich, Gott hab’ ihn selig, eingesetzt hat!«
    Es geschehen noch Zeichen und Wunder, ging es mir durch den Kopf, denn dies hatte niemand anderes gesagt als Heinrichs Witwe Marianne!
    Ich blickte von einer zur andern. »Vielleicht habt ihr recht, und es ist gar ein Wink des Schicksals, daß mir dieses Kind in den Weg gelegt wurde …?«
    »Was für ein hübsches Kind! Und diese goldenen Härchen, ist es nicht ganz wie der Vater?«
    »Asa – bist du wohl still! Willst du mich jetzt noch in Gefahr bringen, wo alles so gut verlaufen ist?« zischte ich der Heilerin zu, die mit meinem Sohn im Arm auf und ab ging. Ich hatte mich derweil auf meine Decken gelegt, denn nachdem ich auch noch den Besuch bei Scheuffele hinter mich gebracht hatte, war eine bleierne Müdigkeit über mich herabgefallen. Asa hatte zwar recht, als sie meinte, wir Weiber seien in der Lage, Ungeheures zu leisten – doch diese Zauberkraft hielt nun einmal nicht ewig an. Hier, in

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