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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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soll’s auch? Vielleicht ist sie ja morgen schon tot! Mal sehen, wie dir das gefällt, du alte, kaltherzige Kuh!« Wütend stapfte Asa davon und ich ihr nach. Wir waren noch nicht um die nächste Ecke herum, als wir plötzlich lautes Rufen hinter uns hörten. Wir drehten uns um und sahen Sophie auf uns zulaufen.
    »So wartet doch auf mich! Sag, Asa, meinst du, die erlauben einen Besucher heut’ abend?« fragte sie völlig außer Atem.
    »Du willst mitkommen?« Asa war genauso überrascht wie ich.
    »Muß man nicht auch verzeihen können?«
    Asa schaute mich an. Für einen kurzen Augenblick kämpfte ich mit mir. Dann antwortete ich: »Du hast recht. Auch ich komme mit hoch zur Burg. Sie ist und bleibt zwar ein Weib, aber in der letzten Nacht soll sie nicht alleine sein.«

13.
    Es war schon dunkel, als wir uns auf den Weg zur Burg machten. Sophie hatte zwei Fackeln mitgebracht, die uns im Nebel davor bewahrten, vom Weg abzukommen. Find schlief selig bei Katharina mit deren Kindern unter einer Decke, so daß ich mir um ihn keine Sorgen machen mußte. Während des Aufstiegs schwiegen wir die meiste Zeit, jede war mit ihren Gedanken beschäftigt. Was hätte es auch zu sagen gegeben?
    Oben an der Burg wurde Asa schon von den Wachen erwartet, und auch Sophie und mich ließen sie widerstandslos zum schweren Tor hinein. Aus dem Inneren der Burg war lautes Lachen und das Spiel einer Schalmei zu hören, und die Räume leuchteten hell im Schein vieler Kerzen und Funzeln. Einer der Soldaten führte uns ohne Umwege in den Turm. Dort erwartete uns eine weitere Wache, die uns durch ellenlange Gänge und durch unzählige Türen führte, bis wir endlich in einer kleinen, dunklen Kammer angelangt waren.
    »Aber zwei Fackeln dürft ihr nicht mit reinnehmen! Eine muß genügen. Los, gib her!« Nachdem der Mann uns eine Fackel abgenommen hatte, ließ er uns allein zurück, nicht jedoch, ohne vorher den schweren Schlüssel zweimal im Schloß umzudrehen. Im zwielichtigen Schein der Fackel suchten wir den Raum nach Sureya ab und entdeckten sie zuerst gar nicht. Zusammengekauert lag sie da, und ihre erdfarbenen Röcke hoben sich von dem festgetretenen Boden nur unmerklich ab.
    »Sureya!« Sanft rüttelte Asa an ihrer Schulter. »Ich bin’s. Die Heilerin. Ich bin gekommen, um deine Wunde zu versorgen.«
    Doch Sureya schien nichts zu hören. Leise wimmernd lag sie da. Noch einmal sprach Asa sie an und rüttelte diesmal heftiger an ihrem Arm.
    »Ich helfe dir, aber das geht nur, wenn du es zuläßt. Schau, was ich alles in meinem Beutel habe. Eine dicke, kühlendeSalbe, die wird dir guttun. Und hier, das weiße Pulver. Davon bekommst du auch etwas, es wird dir jeden Schmerz nehmen. Du wirst schlafen wie ein Engel. Und wenn du willst, laß ich dir noch etwas für morgen da …«
    Jetzt erst schaute Sureya auf. »Hilf mir oder laß es bleiben. Was macht es schon?«
    Nun meldete sich Sophie zum erstenmal zu Wort. »Ich habe dir einen Topf Hühnersuppe mitgebracht. Und einen feinen Schinken. Da, iß! Der wird dir wohlschmecken!« Zaghaft hielt sie ihr ein Stück entgegen. Zu meiner Verwunderung nahm Sureya dieses und biß sofort hinein. Was Asas Worte nicht bewirkt hatten, vermochte nun das Stück Schinken. Nachdem Sureya sich durch das Essen etwas gestärkt hatte, ließ sie widerstandslos ihre Hand verbinden.
    »Was wollt ihr eigentlich hier? Euch an meinem Elend ergötzen?« spie sie dann unvermittelt aus, und ihre Augen funkelten für einen Augenblick so böse wie eh und je.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das wollen wir ganz gewiß nicht. Egal, ob du nun schuldig bist oder nicht – wir dachten, du bist vielleicht dankbar, in dieser Nacht Gesellschaft zu haben.«
    Unvermittelt begann sie fürchterlich zu weinen und wollte gar nicht mehr aufhören. Dies war für Sureya etwas so Seltsames, so Fremdes, daß ich mir fast gewünscht hätte, sie wäre wieder so barsch wie früher.
    »Ich bin’s. Ich bin die Mörderin von Maulbronn. Aber ich mußte es tun. Ich hatte keine Wahl«, preßte sie mit tränenerstickter Stimme hervor.
    »Schsch, ruhig. Ruhig! So beruhige dich. Wir sind nicht hier, um Urteil über dich zu sprechen. Das überlassen wir den feinen Herren. Warum erzählst du uns nicht einfach, was damals vorgefallen ist? Oft tut das Reden gut.« Wieder einmal war es Asa, die die richtigen Worte gefunden hatte.
    Und so begann Sureya, uns von ihrer Kindheit im Pferdewagen mit Nerva, der Hure, zu erzählen …
    Gierig trank sie zwischendurch

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