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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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folgenschweres Gerücht in die Welt zu streuen.«
    »Ja, und? Was hat das mit uns zu tun?« Stefan verstand Weilands Aufregung immer noch nicht.
    »Du dummer Ochs! Bist du so einfältig oder tust du nur so?« Dettler verdrehte die Augen. »Wenn der Erzherzog gemeinsame Sache mit dem Kardinal macht, dann ist’s um unsere Ziele schlecht bestellt! Dann können wir unsere Pläne vergessen!«
    »Was redest du da? Wofür haben wir denn die letzten beiden zwei Jahre geschuftet wie Ochsen? Woche für Woche, Monat für Monat haben wir uns das Maul fusslig geredet,um so viele Leut’ wie möglich zum Mitmachen zu überreden – und jetzt willst du auf einmal kneifen?«
    »So beruhigt euch doch! Wenn ihr wie wildgewordenene Hunde aufeinander losgeht, ist keiner Seele geholfen.« Besänftigend hob Weiland die Hände. Er schaute von einem zum anderen. Diese Männer waren wie Brüder für ihn. Und so war es selbstverständlich, daß er Jerg, Dettler und Stefan von seiner Einladung nach Burg Taben berichtet hatte, die von einem Reiter von Kloster Weil in Abt Richards Namen an ihn ausgerichtet worden war. Scheinbar wünschte Kardinal Campeggi die Anwesenheit des örtlichen Klerus, aber deshalb gleich einen armen Dorfpfarrer einzuladen? Weiland wollte der Sinn des Ganzen noch nicht klarwerden, doch kannte er Abt Richard so weit, daß dieser nie etwas tat, ohne irgendeinen Nutzen daraus zu ziehen. Irgendwas hatte Richard mit ihm vor, nur was?
    »Also, ich bin dafür, daß alles beim alten bleibt: Wie besprochen marschieren wir morgen auf die Burg und übergeben Brabant unsere Forderungen. In einer Woche ist Martinitag, und für dieses Jahr hat er die Abgabe des Besthauptes angekündigt. Wenn wir also jetzt nicht handeln, ist’s wieder zu spät!« Bei diesem Gedanken schlug Jerg wütend mit der Faust auf den Tisch. Stefan unterstützte ihn.
    »Was glaubt ihr, wie dumm die Leut’ schauen täten, wenn wir jetzt auf einmal kneifen würden! Denen ist doch egal, ob der Papst höchstpersönlich anreist oder nicht. Die wollen endlich zu ihrem Recht kommen. Wie oft sind wir zusammengesessen und haben darüber gestritten, was auf die Liste kommt und was nicht? Und jetzt sollen wir sie nicht übergeben, weil so ein Pfaff’ aus Rom erscheint? Was hat der schon mit Taben zu tun!«
    Dettler kratzte sich am Kinn. Er war sich seiner Sache nicht so sicher wie die anderen, doch wurden seine Zweifel überhört. Jerg ergriff wieder das Wort:
    »Was sollte uns schon geschehen? Rennen wir etwa mitSpeer und Spieß auf die Burg hinauf? Leider nicht! Wir übergeben lediglich ein Stück Papier. Mehr nicht. Am besten versuchen wir, den Brabant alleine zu erwischen. Außerdem ist doch Weiland droben auf der Burg und kann uns warnen, wenn irgendeine Gefahr droht. Nicht wahr, Weiland?«
    »Sicherlich kann ich das. Doch wollen wir hoffen und beten, daß es soweit nicht kommen wird. Obwohl ich die böse Vermutung habe, daß dieses ›Stück Papier‹, wie du es bezeichnest, ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner zur Folge haben wird.«
    Nachdem man sich darauf geeinigt hatte, am nächsten Tag wie abgesprochen zur Burg zu marschieren und Brabant einen Besuch abzustatten, ging jeder der Männer seiner Wege.
    Kaum war Jerg aus Stefans Hütte getreten, sah er Marga mit Find an der Hand die Straße entlangkommen. Auch die beiden hatten ihn erspäht und kamen fröhlich winkend näher.
    »Bei Asa waren wir, und die hat uns heiße Maronen gemacht«, klärte Find seinen Stiefvater auf.
    Jerg warf Marga einen mißbilligenden Blick zu. »Hast nichts anderes zu tun, als dir die Zeit bei der Heilerin um die Ohren zu schlagen, wie?«
    Heftig konterte sie: »Was heißt hier Zeit um die Ohren schlagen? Strohschuhe hab’ ich gemacht. Zu Hause komm’ ich ja nicht dazu. Immer toben die Buben über Tisch und Bänke. Letzte Woche habe ich ein halbes Dutzend fertige Schuhe auf der Bank liegenlassen, und am nächsten Morgen waren sie von den Hunden zerbissen. Die ganze Arbeit umsonst! Und Lene hat noch hämisch gelacht. ›Was bist du auch so blöd und läßt dein Geraffel überall herumliegen?‹ hat sie mich angekeift. Jetzt sag du mir: Wo soll ich denn in Ruhe arbeiten?«
    »Schon gut, schon gut. Ich will nichts gesagt haben.« Beschwichtigend hob Jerg die Hände. Sein Hals war trocken und rauh vom Palaver mit seinen Kameraden. Nach noch mehr Gerede stand ihm gar nicht der Sinn.
    Doch Marga brauste nun erst recht auf. »Nein, nichts ist gut. Nicht genug, daß ich keinen Platz

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