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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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getroffen. Du hättest ihn hören müssen! Ja, ja, ich weiß, daß du mit wolltest nach Ulm. Aber das war nun einmal Männersache. Obwohl … wenn ich so zurückdenke, waren eigentlich auch eine Menge Weibsbilder unter den Zuhörern.«
    »Ja, glaubst du denn, wir Weiber hätten keine Ohren zum Zuhören?«
    Jerg mußte grinsen. »Du hast nicht nur Ohren, sondern auch ein großes Mundwerk! Aber laß mich fortfahren, sonst bereu’ ich meine Freizügigkeit noch, bevor ich überhaupt angefangen habe.« Für einen kurzen Moment schloß er die Augen, dann fuhr er fort.
    »Es war nicht nur Müntzers Rede allein. Es waren auch die Menschen, die zuhörten. Diese Armut! Dieses Elend! So etwas hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Heute muß man nur ins nächste Haus gehen, um zerlumpter, auf die Knochen abgemagerter, menschlicher Gerippe gewahr zu werden. Dagegen ging es uns in Taben vor den letzten zwei Wintern im Verhältnis noch recht gut! Um die Menschen in Ulm war’s hingegen schon damals schlecht bestellt, das kann ich dir sagen! Und da kam dieser Müntzer daher, stellte sich inmitten all das Elend und redete vom ›Himmelreich auf Erden.‹ Kannst du dir das vorstellen? Nicht auf das nächste Leben sollten wir uns vertrösten lassen, sondern jetzt schon für Gerechtigkeit sorgen! Daheim, in unseren Dörfern, jedergemeinsam mit seinem Nächsten. Wer im Kleinen beginnt, kann Großes verändern, hat der Müntzer gesagt.«
    Im stillen gab Marga diesem Müntzer recht. Damals, als sie den Pfingstlümmel an Josts Burgtor angebracht hatte, war dies im Grunde genommen auch nur eine Kleinigkeit gewesen. Und doch – wieviel innere Kraft hatte sie den Menschen gegeben? Und wieviel Freude? Dennoch schwieg sie. Noch wußte sie nicht, worauf Jerg hinauswollte mit seiner Geschichte.
    »Zuerst habe ich ja nicht daran geglaubt – an dieses Himmelreich auf Erden. Laut Müntzer sind darin alle Menschen gleich und haben nur einem Herrn zu dienen, nämlich dem lieben Gott im Himmel. Für Müntzer sind Lehnsherren wie Brabant, aber auch der Österreicher, unser Landesvater, nichts als Schmarotzer, die sich auf unsere Kosten wichtigtun. Den Papst in Rom hat er sogar einen Nachttopf genannt.«
    Jetzt konnte Marga doch nicht mehr an sich halten. »Das ist ja verrückt! Das ist ja Wahnsinn! So etwas hat der gesagt, und man hat ihn nicht am nächsten Baum aufgehängt? Wie soll denn das gehen – nur einem Herrn zu dienen? Glaubt dieser Verrückte etwa, die Obrigkeit ließe das so einfach zu?« Heftig schüttelte sie den Kopf. So etwas konnte man nur Mannsbildern erzählen! Kein Weib der Welt hätte sich solche Geschichten auftischen lassen!
    Jerg lachte wissend. »So ähnlich ist es mir damals auch ergangen – zuerst! Aber als ich wieder daheim war und über Müntzers Worte nachdachte, kam mir eine Idee … Was wäre, so fragte ich mich, wenn wir tatsächlich einmal alles aufschrieben, was uns gegen den Strich geht? Wenn wir alles, was uns plagt, auf eine Liste schreiben und diese Brabant übergeben? Vielleicht wissen die Obrigen gar nicht, was für uns Bauern wichtig wäre? Was würde Brabant dann tun, habe ich mich als nächstes gefragt.«
    »Darauf kann ich dir antworten. In den Turm würdest du wandern, du Wahnsinniger! Glaubst du etwa, der würde sichüberhaupt anhören, was du zu sagen hast?« Marga wollte ihren Ohren nicht trauen.
    »Und ob ich das glaube! Denn, liebes Weib, unter dieser Liste stehen über hundert Namen! So viele Männer haben wir zum Mitmachen bewegen können. Fast alle, mit denen wir gesprochen haben, waren dafür. Sie waren sogar bereit, einen Schwur zu leisten, auf daß sie sich für immer und ewig unserer Sache verpflichten.«
    »Ja, haben die denn den Armen Konrad schon ganz vergessen? Wissen die nicht mehr, was mit Aufrührern geschieht?«
    »Herzog Ulrichs Blutbad hat keiner vergessen. Doch das ist eine andere Sache. Jetzt haben wir berühmte Fürsprecher. Dieser Augustinermönch, der Luther, ist für unsere Sache, und der Müntzer ebenfalls. Damals, beim Armen Konrad , da waren wir doch nur die dummen Bauern. Heute nehmen sich auch kluge Leute unseres Anliegens an.«
    »Wenn’s ums Beklagen geht, sind immer alle dafür! Doch wer ist es, der diese Liste übergeben will? Das bist doch du, oder?«
    »Diese Gefahr muß ich eben eingehen. Glaubst du etwa, der Stefan, der Dettler und ich hätten die letzten zwei Jahre umsonst geschwafelt? Nun müssen unseren Worten endlich Taten folgen!«
    Find, durch Jergs

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