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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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schon übermorgen wieder in Stuttgart sein und für Ruhe sorgen.«
    Lamparter runzelte sorgenvoll die Stirn. »Ob das nicht alles etwas überstürzt ist? Ihr wißt doch, wie sehr Ulrich seine ›Lustreisen‹ zu Landgraf Philipp schätzt. Möchte mal wissen, was die so gemeinsam treiben … Ich höre ihn schon jetzt toben!«
    »Denkt Ihr, mir ist dieser Gedanke nicht auch durch den Kopf gegangen? Aber wir müssen nach dem Herzog schicken! Wir wissen doch gar nicht, wozu diese Bauern noch fähig sind! Schon morgen kann es im ganzen Land zu Unruhen kommen. Und dann möchte ich Ulrich einmal hören, wenn wir es versäumt hätten, ihn zu informieren!« entgegnete Thumb.
    Lamparter nickte zustimmend: »Ihr habt ja recht! Scheinbar gibt es sogar unter den Bürgern einige Verärgerung über die Steuern – das sollte man nicht unterschätzen. Ein paaraufsässige Mistgabeln würden mich nicht kümmern, aber daß sogar Städter an diesen Unruhen beteiligt sein sollen, macht mir schon etwas Sorge!«
    Thumb blickte ein letztes Mal in die Runde. »Dann ist es beschlossene Sache: Wir schicken einen Boten nach Hessen, um Ulrich zurückzuholen!«
    Erleichtert darüber, daß die Last der Amtsgeschäfte bald nicht mehr allein auf ihren Schultern ruhen sollte, gingen die drei auseinander.
    Bis Herzog Ulrich endlich zurückkehrte, war der April vergangen. Die Nachricht seiner drei Berater hatte ihn keinesfalls zu einem überstürzten Aufbruch bewegt.
    Als er wenige Tage später, genauer gesagt am 2. Mai, in Schorndorf eintraf, kochte er innerlich. Mit großer Beherrschung wandte er sich an Hans von Hutten, der mit ihm an der Spitze seiner achtzig Mann starken Truppe ritt: »Siehst du irgendwo einen Aufstand? Wildgewordene Bauern? Aufgebrachte Bürger?«
    Hutten verneinte. Auf dem Schorndorfer Wasen hatte sich zwar eine Menschenmenge versammelt, doch schienen alle friedlich gesinnt zu sein. Hier und da hörte man Lachen, man sah Menschen essen und trinken, einige tanzten sogar. »Nach einem Aufstand sieht es hier in der Tat nicht aus!«
    »Wehe, wenn wir in Stuttgart sind! Nicht genug, daß ich auf Anraten dieser Memmen die neuen Steuern zurücknehmen mußte, sie mußten mich zudem noch wie einen Lakaien unnötig hin und her schicken!«
    »Wer weiß, vielleicht war die Situation vor ein paar Tagen wirklich eine ganz andere. Sonst hätten Euch Eure Berater sicherlich nicht aus Hessen zurückgeholt. Aber sagt – nun, da Ihr doch einmal da seid, könnte es doch nicht schaden, wenn ihr Euch von allen Stadtvätern und Bürgern huldigen ließet. So seid Ihr derer Treue sicher und könnt beruhigt wieder nach Hause reiten!« Hutten wollte Ulrich unbedingt auf andere Gedanken zu bringen. Denn würde sich der Herzogerst einmal in Rage reden, wäre so schnell kein Ende mehr in Sicht! Sein Ablenkungsmanöver schien zu funktionieren.
    »Eine Huldigung!« rief Ulrich erfreut. »Welch wahrhaft gute Idee!« Ein boshaftes Grinsen ging über sein Gesicht. »Sollen sie ruhig ein wenig auf ihren Knien herumrutschen! Das wird ihnen ihre ›Aufstände‹ austreiben!«
    Bald darauf hatten sich außer den Bauern auch die gesamte Bürgerschaft sowie der Stadtrat auf dem Wasen versammelt. Genüßlich machte Herzog Ulrich sich daran, vom Sattel seines Hengstes aus die Stadtväter zu beschimpfen, was diese ohne Widerrede über sich ergehen ließen. Man hörte höchstens hier ein gemurmeltes »… weiß immer noch nicht, wie das geschehen konnte …«, oder da ein »… bitten erfürchtigst um Verzeihung …« Auf Widerstand stieß der Herzog jedoch nirgendwo. Nachdem er die Geschenke, die Teil der Huldigung waren, in Empfang genommen hatte, wurde ihm die ganze Angelegenheit daher recht schnell langweilig.
    In bester Laune trat er deshalb den Heimritt an.
    Von Woche zu Woche konnte er Ulrich weniger verstehen, ging es Hans von Hutten ratlos durch den Sinn. Gerade noch übellaunig und bissig wie der schlimmste Kettenhund, saß er jetzt schon wieder pfeifend im Sattel und war bester Dinge!
    Von dort aus beugte sich Ulrich zu Hutten hinüber und klopfte ihm zufrieden auf die Schulter. »Na, alter Freund, das Remstal ist wohl doch keine Hölle von Aufständischen und Unruhestiftern, sondern ein Ort der Ruhe! Wie ich’s gesagt habe! Sieh doch nur die saftig grünen Weinberge, die sanften Hügel … Vielleicht sollte ich hier ein Schloß errichten? Dann könnten wir …«
    Doch die Ruhe täuschte. Im Remstal, aber auch überall sonst im Lande waren Mitglieder des Armen

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