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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wie nur möglich! Die du nun anwerben sollst! Während ich auf der Alb herumziehe, sollst du das gleiche in den umliegenden Dörfern tun: Fang in Taben an, geh dann nach Owen, Neidlingen, Bissingen und so weiter. Aber gib acht! Sprich nur mit den Bauern, bei denen du das Gefühl hast, ihnen vertrauen zu können! Und gib nicht gleich bei jedem von Anfang an alles preis. Du mußt versuchen, in jedem Haus herauszufinden, wer Freund und wer Feind ist!«
    Jerg nickte. Das würde er schon herausbekommen!
    Bantelhans erhob sich. »Du kannst zwar den Leuten vom Geißpeter und dem Schorndorfer Aufstand erzählen. Aber behalte um Himmels willen den geplanten Aufstand auf der Untertürkheimer Kirbe für dich! Das erfahren sie rechtzeitig genug. Sonst werden wir am Ende noch von einem Heer Soldaten in Empfang genommen!«
    Jerg verdrehte die Augen und verzog mißbilligend den Mund.
    »So schlau wäre ich auch selbst gewesen! Du scheinst mir wohl doch nicht über den Weg zu trauen, werter Herr!«
    »Blödsinn! Es ist eben meine Art, daß ich die Leute immer wieder aufs neue warne. Natürlich vertraue ich dir.« Bantelhans ächzte. »Verflucht noch mal, die Kälte tut meinem Rücken nichts Gutes! Wird Zeit, daß wir diesen ungemütlichen Ort wieder verlassen.« Er verabschiedete sich mit dem Versprechen, sich bald wieder mit Jerg in Verbindung zu setzen.
    Jerg blieb allein zurück. Mittlerweile war es stockdunkel geworden. Er wartete noch einen Augenblick, um nicht von irgend jemandem gemeinsam mit Bantelhans angetroffen zu werden. Doch dann beeilte er sich, diesen unheimlichen Platz zu verlassen. Lange genug habe ich bei den Toten verweilt, beschloß er. Ab heute beginnt das Leben!

11.
    In der Stuttgarter Staatskanzlei rauften sich derweil die drei herzöglichen Berater wieder einmal die Haare.
    »Um Himmels willen, was sollen wir nur tun?« Erzmarschall Thumb stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.
    Lorcher, der Landschreiber, fuhr hinter seinem Berg von Papieren in die Höhe: »Ich kann’s nicht mehr hören! Wie wäre es, wenn Ihr Eurer Heer um Hilfe bitten würdet? Das würde uns um einiges mehr helfen als Eure Dialoge mit dem Himmel!«
    »Lorcher, versündigt Euch nicht! Unser Herrgott weiß für alles eine Antwort. Es liegt an uns allein, sie zu verstehen …« Kanzler Lamparter hörte sich wenig überzeugend an.
    Sofort legte Lorcher erneut los: »Wenn es für alles eine Antwort gibt, dann tut doch etwas! Während wir töricht hier herumsitzen und den Himmel anflehen, brechen überall im Land Unruhen aus!«
    »Das sagt ja gerade der Richtige! Wer hat uns denn das ganze Unheil eingebrockt? Das wart doch Ihr, mit Eurer wahnwitzigen Idee!« empörte sich Thumb, der mittlerweile vergessen zu haben schien, daß auch er Feuer und Flamme für diese Idee gewesen war. »Und jetzt soll ich mit meinen Truppen gegen die Aufständischen reiten und das Eisen aus dem Feuer holen!«
    »Ja, seid Ihr nun Erzmarschall oder nicht? Oder taugen Eure Soldaten zu nichts anderem als zum Saufen und Kartenspielen?«
    »Das ist ja nun die Höhe! Meine Soldaten …«
    Einer schob dem anderen die Schuld an der ganzen Geschichte in die Schuhe, bis es Lamparter, dem Kanzler, zu bunt wurde. Mit geballter Faust schlug er auf des Herzogs Schreibtisch, der jedoch diese Art der Behandlung gewöhnt war und nicht einmal eine Spur erzitterte. Beide Streithähne fuhren herum. Der Kanzler hatte sich mittlerweile auf des Herzogs Stuhl niedergelassen.
    »Jetzt rede ich! Das ganze Klagen nützt uns nichts. Tatsache ist, daß wir ein Problem haben. Fest steht auch, daß wir alle gemeinsam an diesem Problem schuld haben! Und deswegen …«, er blickte vom einen zum anderen, »… werden wir uns alle bemühen, dieses Problem zu lösen!«
    Angesichts der eigenen Ratlosigkeit hielten es Thumb und Lorcher für das beste, sich anzuhören, was der Kanzler zu sagen hatte. Doch dieser schien mit seinem Latein schon wieder am Ende zu sein.
    Da von Lorcher nichts weiter kam, sagte Thumb:
    »Ich glaube, wir werden nicht umhin kommen, den Herzog aus Hessen zurückzurufen. Ohne seine Einwilligung kann ich keine Soldaten ins Remstal schicken. Und wer weiß? Vielleicht beschließt der Herzog am Ende sogar, die neuen Steuern wieder zurückzunehmen?«
    Lorcher, den sein schlechtes Gewissen plagte, weil er schließlich der Schöpfer des ganzen Übels war, pflichtete Thumb eiligst bei: »Eine ausgezeichnete Idee! Am besten, wir schicken gleich einen Boten los. Dann könnte der Herzog

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