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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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bin?« In seiner Erschöpfung erkannte er nicht, daß Sureya nicht mehr seine ihm wohlgesonnene Gespielin war.
    Sureyas heiseres Lachen wurde von den runden Mauern des Turmes zurückgeworfen. Jerg fiel auf, daß er diesen Laut zum ersten Mal hörte.
    »Du willst wissen, was ich hier mache? Nun, ich werd’s dir sagen: Ich lebe hier! Und daß du’s weißt: Ich lebe gut hier!«
    Jerg war wie vom Blitz getroffen.
    »Aber seit wann … hier?« Erst jetzt erwachte Mißtrauen in ihm. Er trat näher an das Eisengitter heran, das ihn von der Hure trennte.
    »Sag, wie kommst du auf die Burg? Hast du etwa einen von den Soldaten betört?«
    »Einen Soldaten, pah! Mehr traust du mir wohl nicht zu, was?«
    »Dann war es doch der Jost, den ich im Winter um deine Hütte hab’ schleichen sehen!« Jetzt fiel es Jerg wie Schuppen von den Augen. »Und von dem war auch die halbe Wildsau, über die ich vor deiner Tür gestolpert bin!« Er mußte sich setzen. »Hatte Cornelius doch recht gehabt …«, murmelte er leise vor sich hin.
    Verächtlich verzog Sureya den Mund. »Für einen Mann bist du ganz schön dämlich!«
    Mit einem Ruck packte er durch die Gitterstäbe ihren Arm. »Du Miststück! Nicht Asa ist die Hexe von Taben, wie die Leute glauben, sondern du!«
    Wieder stieß sie ihr heißeres Lachen aus.
    »Vielleicht ist es Hexerei, vielleicht aber auch nicht …« Mit einem kalten Blick griff sie nach Jergs Hand und schüttelte sie ab wie ein lästiges Insekt. »Mit heißen Lenden gurren die meisten Männer wie Täubchen. Die Lust läßt sie die Vorsicht vergessen, wie du vielleicht aus eigener Erfahrung weißt. Und so habe ich viel Wissenswertes erfahren …«
    »Du elendige Verräterin! Du warst es, die Jost von meiner Reise nach Untertürkheim erzählt hat!« Jerg verfluchte seine Geschwätzigkeit. Seinen letzten Besuch bei der Hure hatte er in der Tat einfach vergessen, so viel war in den letzten Tagenpassiert. Wie hatte er sich wichtig getan mit seiner geplanten ›Reise‹!
    »Und ich habe gedacht, ich kann dir vertrauen!« stieß er gepreßt hervor.
    »Vertrauen, pah! Für dich war ich doch nichts weiter als eine dreckige Hure. Doch damit ist’s vorbei. Eins sag’ ich dir: Hier geht’s mir gut, der Jost ist ganz wild auf mich, und das wird er auch bleiben, dafür sorg’ ich schon.«
    »Verflucht noch mal! Wenn dieses fette Schwein so wild auf dich ist, warum hast du mich dann verraten?«
    Sureyas Stimme verriet die Kaltschnäuzigkeit, mit der sie ihren Liebhaber ans Messer geliefert hatte.
    »Dieser kleine ›Vertrauensbeweis‹ meinerseits hatte noch gefehlt, um ihn von meiner Hingabe zu überzeugen. Auf dich war er schon lange eifersüchtig. Er wollt’ mir sogar verbieten, daß du bei mir liegst. Doch ich lass’ mir nichts mehr vorschreiben, pah! Ich tu’, was ich will. Und wem’s nicht paßt, der soll wegschauen!« Sie wandte sich ab.
    »Leb wohl, mein Liebster! Ich werde unser Beisammenliegen vermissen. Aber glaub’ mir, auf weichen Federn vermißt es sich leichter als im Elend meiner alten Hütte …« Sie drehte sich ein letztes Mal um und verabschiedete sich mit übertrieben trostreicher Stimme:
    »Falls es dich beruhigt: Er wird dich schon nicht gleich hängen, dafür werd’ ich sorgen. Wenn ich es mir nicht noch anders überlege …«

15.
    Von der Außenwelt völlig abgeschnitten, bekam er nicht mit, wie Marga und Cornelius Tag für Tag am Tor der Burg anklopften und um seine Freilassung bettelten. Wie siejedesmal weggeschickt wurden, ohne Jost auch nur zu Gesicht zu bekommen. Da keine Nachrichten von der Burg nach draußen drangen, wußte die Familie nicht, wie es Jerg in der Gefangenschaft erging, ob er Folterqualen ertragen mußte, geschweige denn, ob er überhaupt noch am Leben war.
    Auch Bantelhans, der durch einen seiner Zuträger von Jergs Festnahme erfahren hatte, machte sich Sorgen. Daß mit dem Burgverwalter nicht zu spaßen war, wußte jeder in der Gegend. Jost spielte sich auf wie ein kleiner Herrgott und war grausamer als mancher Fronherr. Seine unmäßigen Forderungen gegenüber den der Burg verpflichteten Bauern machten in den umliegenden Wirtshäusern immer wieder die Runde. Hinter vorgehaltener Hand, versteht sich. Denn wer hätte ihm Einhalt gebieten sollen? Im Prinzip war Jost mächtiger als mancher Fürst, der von einem Stab höherer und niederer Regierungsbeamter beraten und gleichzeitig kontrolliert wurde. Und Jost wußte dies.
    Doch während Bantelhans noch über einen Weg

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