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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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nachsann, Jerg zu befreien, überschlugen sich die Ereignisse im Land, daß er Jergs Schicksal wohl oder übel hintenan stellen mußte.
    Die Untertürkheimer Kirbe war noch keine Woche vergangen, als der Hufschlag fremder Pferde vor Bantelhans’ Hause hohen Besuch ankündigte. Kurz darauf wurde der Uracher Obervogt hereingeführt. Bantelhans’ Freude über den unerwarteten Besuch währte nicht sehr lange, denn was Schwygkher zu erzählen hatte, war alles andere als erfreulich!
    Bantelhans glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Herzog Ulrich plante ein Falschspiel, wie es sich der ärgste Betrüger nicht besser ausdenken könnte!
    »Versteht mich nicht falsch, alter Freund … nicht, daß Ihr denkt, es ginge mir nur um die Belange der Bauern! Was mich am meisten wurmt, ist etwas ganz anderes! Und zwar, daß Ulrich glaubt, mit dem ganzen Land Schindluder treiben zu können, und daß er wahrscheinlich sogar damit durchkommt!« Schwygkher seufzte. »Was habe ich mir den Kopfzerbrochen, wie man ihm ein paar Steine in den Weg legen könnte. Und doch wollte mir nichts Gescheites einfallen!«
    So ehrenhafte Männer wie den Schwygkher gab es viel zuwenig, ging es Bantelhans durch den Sinn. Zu gerne hätte er dem Freund etwas über seine Stellung im Armen Konrad erzählt. Doch dadurch hätte er den Obervogt in eine mißliche und den Geheimbund in eine gefährliche Lage gebracht! Daß Schwygkher heute hier erschienen war und sich seinen Ärger von der Seele geredet hatte, durfte dennoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß er als Obervogt der Obrigkeit verpflichtet war. Somit mußte ihm das Wohl des Landes über das Wohl des einzelnen gehen. Alles, was Bantelhans ihm über die geheimen Umtriebe des Armen Konrad erzählt hätte, hätte dieser brühwarm an die Stuttgarter Kanzlei weitergegeben.
    Kaum waren Schwygkher und seine Begleitpatrouille wieder abgereist, schwang sich Bantelhans selbst aufs Pferd und ritt los. Binnen zweier Tage war die gesamte Führungsspitze des Geheimbundes über Ulrichs Pläne informiert. Und man reagierte schnell. Schon bald platzte Stuttgart aus allen Nähten. Unzählige Bauern hatten sich in die Stadt eingeschlichen, vor den Stadttoren hatten sich an die tausend Bauern zusammengerottet, und als ob das noch nicht genug wäre, lagen im Remstal und in Leonberg weitere Bauernhaufen zur Unterstützung. Angesichts dieser bäuerlichen Übermacht, so hoffte man, würde der Herzog zur Vernunft kommen und den Landtag, wie geplant, mit den Bauernvertretern abhalten, auf daß diese so zu ihrem Recht gelangten.
    »Es nutzt kein Jammern und kein Klagen, wir müssen es ihm sagen!«
    Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, schritt Thumb durch das Zimmer.
    »Hoho, Thumb, werdet ihr auf Eure alten Tage hin etwa poetisch?« lästerte Lorcher, der am Fenster saß und an die Toskana dachte, wo es jetzt im Frühsommer zauberhaft seinmußte. Lange konnte er sich seinen Tagträumen allerdings nicht hingeben, dazu war ihre Lage zu brenzlig. Vor drei Tagen waren die drei Berater mit dem Herzog bei Nacht und Nebel in Tübingen eingetroffen. Seitdem hatte sich Ulrich in seinem Schlafgemach verschanzt. Die Dienerschaft hatte schon das Schlimmste befürchtet und in ständiger Angst gelebt, den Herzog erhängt in seinem Gemach aufzufinden. Gewundert hätte es in der Tat niemanden. Einfach davonzureiten, vermummt und unerkannt aus der Stadt zu fliehen … Stuttgart im Stich zu lassen … Vieles war man von Ulrich gewöhnt, aber daß er sich wie ein geprügelter Hund so einfach davonschlich? Hier und da wurde schon gemunkelt, daß nun auch bei ihm der Wahnsinn zum Vorschein trete, dem sein Vater und davor etliche andere Familienmitglieder zum Opfer gefallen waren.
    Keinem der drei war klar, wie sie Ulrich die neuesten Nachrichten aus Stuttgart übermitteln sollten. Obschon der Herzog auch in der Vergangenheit unberechenbar und jähzornig gewesen war, so hatte man bisher mit genügend Fingerspitzengefühl damit umzugehen gewußt. Aber heutzutage? Nicht einmal mehr auf seinen Jähzorn war Verlaß, wie Ulrichs stiller, schon drei Tage dauernder Rückzug bewiesen hatte. Wieso sollten eigentlich immer sie die Übermittler schlechter Nachrichten sein, fragten sich Thumb, Lamparter und Lorcher, und beschlossen in letzter Verzweiflung, daß der Bote aus Stuttgart seine Neuigkeiten doch gefälligst selbst übermitteln sollte.
    Und so standen sie kurze Zeit später gemeinsam mit dem nach seinem langen Ritt völlig

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