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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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keinen Grund. Schließlich haben die Leute nichts verbrochen.«
    »Seit wann brauchen meine Soldaten einen Grund, um jemanden gefangen zu nehmen?«
    Schwygkher antwortete: »Was würde es bringen, Abertausende von Bauern einzusperren? Das würde sie doch nur von ihrer Arbeit abhalten. Ich glaube viel eher, daß uns allen etwas ganz anderes weiterhelfen würde …« Als er sich des Herzogs Aufmerksamkeit sicher war, schlug er vor, unter herzöglichem Vorsitz einen Landtag einzuberufen, auf dem auch die Landbevölkerung und Bauernvertreter zu Worte kommen sollten.
    »Es wäre doch interessant, einmal etwas näher zu erfahren, was die Bauern so aufgebracht hat und was sie fordern«, schloß er seine Rede.
    »Fordern! Wen interessiert es, was diese Mistgabeln fordern?« Ulrich blickte gereizt zu seinem Kanzler. »Ich muß mir meinen Kopf zerbrechen, als ob ich noch einen zweitenin Reserve hätte! Lamparter, was steht Ihr da herum wie ein dummer Tor! »
    Lamparter fuhr auf wie ein erschrecktes Huhn. »Nun, wenn Ihr mich fragt: Die Vorteile eines solchen Landtags liegen auf der Hand. Die Städtevertreter warten schon seit langem auf ein Zeichen aus Stuttgart, denn die letzte Versammlung dieser Art liegt bereits drei Jahre zurück. Wir könnten also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Den Stadtvätern würde ein wenig Aufmerksamkeit zuteil werden, und wenn wir ein paar dieser Bauerntölpel dazurufen, gäben auch die sich zufrieden.«
    Er blickte in die Runde und bekam von fast allen ein zustimmendes Nicken zur Antwort. Ulrich war indessen schon wieder im Aufbruch begriffen. Auf sein Handzeichen hin erhoben sich nun auch seine Jagdbegleiter Hutten und Brabant zum Gehen.
    »In Herrgottsnamen! Dann bereitet einen Landtag vor!«
    Ohne den anderen Anwesenden einen weiteren Blick zu schenken und ohne ein Wort des Abschieds verschwand der Herzog durch das schwere, geschnitzte Portal des großen Saales, um sich nun endlich den wichtigen Dingen des Lebens zuzuwenden.
    Nachdem Ulrich gegangen war, herrschte wildes Durcheinander. Während sich die Bürokraten mit der praktischen Durchführung eines solchen Unternehmens beschäftigten, sannen die anwesenden Statthalter über dessen politische Bedeutung nach, wobei alle gleichzeitig laut ihre Ansichten über das bevorstehende Ereignis kundtaten.
    Schwygkher blickte aus dem einen Spalt weit geöffneten Fenster, durch das Stimmen und Gelächter vom Hof empordrangen.
    »Einen Landtag mit den Mistgabeln! Hahaha, das muß man sich einmal vorstellen! Die Trottel dort oben glauben allen Ernstes, ich würde mich mit diesen Lumpengestalten an einen Tisch setzen! Und dieser Uracher Obervogt, wie wardoch gleich sein Name? Der größte Trottel von allen! Diese bodenlose Frechheit, mir einen solchen Vorschlag überhaupt zu unterbreiten!«
    Schwygkher erstarrte.
    Augustin von Brabant starrte den Herzog mit seinen großen Kuhaugen an.
    »Aber Ulrich, habt Ihr oben im Saale nicht gerade eben zugestimmt, einen Landtag mit den Bauern abzuhalten …?«
    Ulrich hielt inne und klopfte Brabant auf die Schulter.
    »Augustin, Augustin, Eure Gutgläubigkeit wird Euch noch irgendwann zum Verhängnis werden!« Hocherfreut über seinen schlauen Schachzug, machte Ulrich sich die Mühe, den einfältigen Ritter aufzuklären, statt ihn mit einem barschen Rüffel für seine Frage zu rügen.
    »Sicher habe ich zugestimmt! Zum Schein, mein Lieber. Zum Schein! Doch wer könnte mich daran hindern, den Landtag vorzuziehen? Ihn, sagen wir einmal, eine Woche früher abzuhalten? Trotz größter Bemühungen wäre es dann wohl unmöglich, die Bauern rechtzeitig zu informieren … Bis diese in ihren Dörfern davon Wind bekommen, haben wir mit den Städten längst alles weitere geregelt, versteht Ihr, Brabant? So etwas nennt man Pech! Für die Bauern, versteht sich, hohoho!« Gutgelaunt schlug er ihm abermals auf die Schulter.
    Hans von Hutten, der bisher nur zugehört hatte, fragte: »Aber was bringt es, die Bauern auszuschließen? Glaubt Ihr wirklich, daß diese Unruhen so einfach vorbeigehen? Wäre es nicht besser, diesen Menschen endlich einmal Gehör zu verschaffen?«
    »Überlaß das Denken mir!« kam es scharf zurück. »Deine Aufgabe ist es, für meine Rösser zu sorgen, und zwar sofort! Richte ein Dutzend Pferde her. Ich will Boten aussenden, um weitere Truppen als Unterstützung gegen die Bauern anzuheuern. Es wird Zeit, daß denen endlich jemand zeigt, wen sie sich zum Feind auserkoren haben! Landgraf Philipp

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