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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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undLudwig von der Pfalz werden mir ihre Männer mehr als bereitwillig zur Verfügung stellen.«
    Leichenblaß und zitternd stand Schwygkher an seinem Fensterplatz.

14.
    Als Jerg nach Taben zurückkehrte, war es später Sonntagabend. Eigentlich hatte man noch in der Nacht von Samstag auf Sonntag den Heimmarsch antreten wollen, doch die Nachricht des bevorstehenden Landtags hatte den Abmarsch verzögert. Unter Freudengeschrei wurde der herzogliche Bote, der die Neuigkeiten überbracht hatte, von den Bauern auf den Schultern über das Kirmesgelände getragen, es wurde gesungen und gelacht. Die Führenden beratschlagten, wen man am 25. Juni nach Stuttgart schicken sollte, um die Belange der Bauern vorzutragen. Bis die letzten, darunter auch die Dettinger und Tabener, frohen Mutes in ihre Heimatdörfer aufbrachen, war es schließlich Sonntagmittag geworden. Die Versammlung auf dem Cannstatter Wasen, vom Armen Konrad eigentlich mehr als eine Art ›Probeappell‹ gedacht, mußte auf die Herrschaften in der Stuttgarter Kanzlei starken Eindruck gemacht haben … Sonst wäre dieser eilig angesetzte Landtag sicher nicht so schnell zustande gekommen!
    Gutgelaunt näherte sich Jerg nun seinem Elternhaus. Cornelius Worte beim Abschied hatte er längst vergessen, zuviel war an diesem Wochenende geschehen! Bei so vielen guten Nachrichten konnte ihn doch zu Hause nichts anderes als Wohlwollen erwarten, oder?
    Es traf ihn daher wie einen Schlag, als er einen Fremden am Eßtisch sitzen saß.
    »Sieh einmal an, wer hereingeschneit kommt! Wenn das nicht unser Singvogel ist!« Markus Jost, der Burgverwalter, lümmelte breitbeinig auf der Bank, auf der sonst drei Erwachsene Platz fanden. Ihm gegenüber saß Cornelius. Marga und Lene standen zusammen mit den Kindern im hinteren Teil des Raumes. Wie angewurzelt blieb Jerg im Türrahmen stehen. Fragend blickte er zu Cornelius hinüber. Doch aus dessen Miene konnte Jerg nichts ablesen, was die seltsame Situation erklärt hätte. Markus Jost beobachtete derweil die beiden Brüder wie ein Luchs, um nur ja kein geheimes Zeichen zu verpassen. Er schien sich außerordentlich wohl zu fühlen. Umständlich schloß Jerg die Tür, um Zeit zu gewinnen. Er atmete tief durch.
    »Guten Abend, alle zusammen. Guten Abend, Jost! Was führt denn Euch zu so später Stunde in das Haus meines Bruders?«
    »Sagen wir einmal, mir hat ein Täubchen etwas zugeflüstert … Von einem Singvogel, dessen Lieder einen seltsam ›bundschühlichen‹ Klang haben …«
    Einen Augenblick lang wurde es Jerg schwarz vor den Augen. Was wußte Jost von seiner Rolle beim Armen Konrad? Wie konnte er überhaupt etwas wissen? Doch gleich hatte er sich wieder gefangen und setzte sich scheinbar seelenruhig, ohne etwas über seinen Gemütszustand zu verraten, neben Cornelius an den Tisch.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Ich war zusammen mit anderen bei einem Treffen mit anderen Gesangsgruppen. Dort wurde musiziert und gesungen und sonst nichts …«
    »Genau das habe ich Herrn Jost auch gesagt, daß du zum Singen unterwegs bist!« Zum ersten Male meldete sich Cornelius zu Wort. Jergs Blick fiel auf die beiden Frauen, deren Angst und Verunsicherung durch den ganzen Raum zu spüren war.
    Jost beugte sich bedrohlich über den Tisch. »Jetzt habe ich aber die Nase voll von euch Lügenbrüdern! Musizierenund Singen, daß ich nicht lache! Ha! Ein Treffen des Armen Konrad – nennt ihr das etwa singen?« Er fixierte Jerg mit kalten Augen.
    Aus dem hinteren Teil des Raumes war leises Wimmern von den Kindern zu hören.
    Jerg beschloß, sich dumm zu stellen. »Ich weiß immer noch nicht, wovon Ihr redet! Der Arme Konrad … wer ist denn das? Gehört habe ich den Namen schon, aber … anfangen kann ich damit nichts!«
    Doch dann überfiel ihn auf einmal eine unbändige Wut. Die Erlebnisse in Obertürkheim hatten seinem Selbstbewußtsein einen gehörigen Schub versetzt, und er sah nicht ein, wieso er sich gerade jetzt, dazu noch vor dem Burgverwalter, erneut klein und dumm machen sollte!
    »Und überhaupt, was geht es Euch an, womit ich meine Zeit verbringe? Ich gehöre nicht zu Euren Leibeigenen, die Ihr nach Recht und Fug schikanieren könnt!« Doch kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen, traten zwei bewaffnete Soldaten, die sich bisher unbemerkt draußen vor dem Fenster aufgehalten hatten, auf ihn zu. Grob rissen sie Jergs Arme nach hinten und banden sie wortlos auf seinem Rücken fest. Vergeblich versuchte sich Jerg zu

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