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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Herzog Ulrich selbst!
    Binnen kürzester Zeit hatte sich innerhalb der Stadtmauern eine Menschenmenge versammelt. Daß es sich nicht um einen Anstandsbesuch handeln konnte, ahnte jeder in der Stadt …
    Wie aufgestachelte Bienen hasteten die Menschen ziellos hin und her. Die einen eilten davon, um Freunde und Verwandte von Ulrichs Ankunft in Kenntnis zu setzen, andere rannten in ihre Häuser, um sich mit allem, was sie hatten, zu verbarrikadieren. Wiederum andere suchten Schutz in der Menge und rotteten sich vor Schenken und Wirtshäusern zusammen, die zwar zu dieser späten Stunde schon geschlossen hatten, aber für viele dennoch einen Zufluchtsort bedeuteten. Noch wußte keiner, was der Stadt drohte, aber die Unruhe, die sich unter den Menschen wie ein Lauffeuer ausbreitete, ähnelte der, die Tiere vor einer drohenden Gefahr befällt. Und sie sollten recht behalten mit ihrer Vorahnung.
    In den nächsten Stunden erlebte Schorndorf ein Blutbad, wie es in seiner langen Geschichte noch keines gesehen hatte.Kaum war Ulrich durch das Stadttor geritten, schickte er Soldaten in alle Himmelsrichtungen aus. Jede Straße, jede Gasse wurde von den Soldaten durchkämmt, die nach Monaten des Müßigganges nun mehr als kampfbereit waren. Ihr einziger Befehl lautete, nach möglichen Mitgliedern des Armen Konrad zu suchen, und das konnte schließlich jeder sein! Die Blutlust war den meisten ins Gesicht geschrieben, als sie mit ihren schweren Stiefeln Türen eintraten, um verängstigte Menschen wie Vieh aus dem Haus zu treiben. Von überall her hörte man die Schreie der Hilflosen, die mit ansehen mußten, wie Ulrichs Männer das wenige, das sie ihr eigen nennen konnten, mitnahmen oder zerstörten. Dabei hatten sie es nicht nur auf Dinge abgesehen. Jungfrauen wurden vor den Augen ihrer Eltern aus dem Haus geschleift und an der nächsten Ecke geschändet, Ehemänner mußten zusehen, wie sich Soldaten an ihren Weibern vergingen und sie danach liegenließen wie einen alten Lumpen. Wer es wagte, einzugreifen, wurde mit einem Knüppel niedergeschlagen. Als die Männer bei Kaspar Pregitzer niemanden antrafen, entlud sich ihre ganze Wut auf dessen Behausung, bis das einstmals so prächtige Haus des Messerschmiedes nur noch ein Haufen Schutt und Asche war. Kurz danach wurden sie in der Hütte von Johann Dettler fündig: Zwar war dieser selbst nicht anzutreffen, dafür jedoch sein alter, bettlägriger Vater, unter dessen Schlafstatt die Soldaten, die nun kein Halten mehr kannten, ein Feuer entzündeten. Mit einem Stapel Schriften und Notizen des Redners verließen sie das Haus, ohne den immer schwächer werdenden Schreien des verbrennenden Mannes weitere Beachtung zu schenken.
    Derweil hatte Herzog Ulrich in der Mitte des Schorndorfer Wasens eine mitgebrachte Plattform aufstellen lassen. Darauf fanden ein hölzerner Tisch und dahinter ein Stuhl Platz. Fackeln beleuchteten ringsum das unheilvolle Szenario. Berge von Akten, losen Pergamentrollen und Papierschnipseln, die er eigenhändig aus einer hölzernen Truhewuchtete, bedeckten binnen kürzester Zeit die ganze Breite des Tisches: hier sollte sein Strafgericht stattfinden. Namen – vermeintliche und unwahre, Ereignisse – geschehene und erlogene, zusammengetragen von Denunzianten, Zuträgern und Spionen, waren fein säuberlich als Wahrheit aufgeführt. Auf diese Unterlagen berief sich der Herzog nun, mehr brauchte er nicht, um sein ›Recht‹ zu sprechen.
    Einen nach dem anderen ließ er sich die vermeintlichen Mitglieder des Geheimbundes vorführen, um nach ein paar wirr gestammelten Sätzen des jeweiligen Mannes über dessen Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Die Wartenden in der langen Schlange vor Ulrichs Tisch erkannten schnell, daß, konnte einer Namen nennen, dies die Chance erhöhte, selbst freigesprochen zu werden. In dieser Nacht wurde der Treueschwur des Geheimbundes öfter gebrochen als gehalten. Männer, die sich selbst für mutig und tapfer gehalten hatten, verrieten ohne mit der Wimper zu zucken ihren Nächsten und haßten sich dafür. Doch dafür kamen sie mit ihrem Leben und einer Geldstrafe davon.
    Nachdem er ungefähr hundert Männer in dieser Art abgeurteilt hatte, begann Ulrich mit der Hinrichtung der ›Hauptschuldigen‹, die den Tod durch das Fallbeil finden sollten. Dazu ließ er einen kreisrunden Platz in Blickweite des Richtertisches von seinen Soldaten absperren. Fackelträger beleuchteten den Kreis, in dem sich der eigens aus Stuttgart mitgereiste Henker

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