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Die Silberdistel (German Edition)

Die Silberdistel (German Edition)

Titel: Die Silberdistel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Sureyas Haartracht mußte selbst einem Blinden auffallen. Asa liefen vor Lachen die Tränen übers Gesicht. Der verstohlene Blick, den sie mir zuwarf, sagte mehr als tausend Worte. Asa wußte, daß es nur einen Menschen im Dorf gab, der diese Arbeit aus Stroh gefertigt haben konnte.
    »Schaut doch, das ist nicht nur ein Pfingstlümmel für Sureya, sondern auch noch ein … tja, wie sagt man da wohl, eine Pfingsthexe für Jost!« »Recht geschieht’s ihm! Die beiden haben verdient, was sie bekommen haben.« »So guckt euch doch diesen Schwanz an! Das Weib wär’ doch froh, wenn sie so einen jemals zu Gesicht bekäme, hohoho!« »Was wohl der Herzog dazu sagen wird? So etwas kriegt der in seinem Stuttgart gewiß nicht zu sehen, hihihi!«
    Alle Augen waren gebannt auf Ulrichs Kutsche gerichtet, die nun vor dem Burgtor zum Stehen kam. Mit einigem Abstand kam auch der Zug der Dorfbewohner zum Halten. Dann stieg Ulrich aus.
    »Und – was tut er?« Ich verfluchte den Umstand, daß ich zu klein war, um selbst Einzelheiten erkennen zu können.
    »Er lacht!«
    »Wie bitte?« fragte ich ungläubig zurück.
    »Er lacht. Er schlägt sich auf die Schenkel wie ein Bauer und lacht!« berichtete der Mann neben mir. »Der Herzog lacht!« Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht bis in die hintersten Reihen. Kurze Zeit später sahen wir, wie Josts Kutsche, von schnaufenden Gäulen gezogen, bei der Burg ankam und eine vor Wut mindestens genauso schnaufende Sureya ausstieg. Sicherlich hatten die beiden ihrenPfingstlümmel schon vom Weg aus bewundern können, doch erst jetzt, auf Josts Geheiß hin, wurde er von den Soldaten abgenommen, die sich in diesem Falle scheinbar erstaunlich taub und dumm gestellt hatten. So gesehen hatte der Pfingstlümmel ein recht langes Leben gehabt – aber die Freude der Menschen im Dorf währte noch viel länger!
    Kaum in der Burg angekommen, wurden wir Frauen von grinsenden Wachen sofort in die Wäschekammer geschickt. Obwohl sich die Frauen an fünf Fingern abzählen konnten, wessen Werk die unschickliche Puppe war, sprach mich keine darauf an. Es war, als hätten wir eine geheime Absprache getroffen, diesen Sieg im stillen zu genießen.
    Kurze Zeit später bekam jede von uns eine Art Kostüm verpaßt, in dem sie vor die Gäste treten sollte. Das Kostüm bestand aus einem weiten, schwarzen Rock und einem weißen Leibchen, das mit weiten, durchsichtigen Ärmeln, vorne durch ein schmales Band zusammengehalten, ausgestattet war. Über den Rock mußten wir eine Art zweiten Rock ziehen, der nur aus zwei Bahnen Stoff bestand, die an den Seiten mit Schleifen zusammengehalten wurden. Dieser Überrock war aus dem gleichen weißen Leinen wie das Leibchen, und so machte das Ganze einen frischen, hellen Eindruck. Bei jedem Schritt raschelten die Röcke leise. Bewundernd drehten wir uns im Kreise und genossen die schwungvolle Bewegung der weiten Stoffbahnen.
    »Ach, da sind ja die Landpomeranzen! Du meine Güte, wie soll ich aus denen bis zum Turnierbeginn Schankmädchen machen? Ach, hätten wir doch nur unser Stuttgarter Hofpersonal mitgebracht … Aber nein, er wolle eine natürliche Ländlichkeit spüren, unser verehrter Herr. Und ich kann mich nun darum kümmern, die natürliche Ländlichkeit wenigstens vom gröbsten Stallgeruch zu befreien!«
    Erschrocken drehten wir uns um. Im Türrahmen der Wäschekammer war ein Mann erschienen, wie ich noch keinen erlebt hatte. Nicht nur, daß er unentwegt wie einWaschweib in den höchsten Tönen jammerte, auch sein ganzes Getue war äußerst ungewöhnlich.
    »Rrruhe, bitte! Rrruhe! Vater im Himmel, wie soll ich dieser wilden Hummeln Herr werden? Ich bin doch kein Zauberer, sondern Zeremonienmeister!« Auf Zehenspitzen stehend klatschte er zaghaft in die Hände, so daß sich nur die Fingerspitzen berührten. Gleichzeitig schaffte er es, seinen kleinen Finger auf eine unnatürliche Art abzuspreizen, was beides zusammen in meinen Augen ein unfreiwillig komisches Bild abgab. In seinem dunkelgelben Samtrock mit den weißen Pelzbesätzen an Ärmel und Kragen war der arme Mann für diesen schönen, warmen Junitag viel zu warm gekleidet. Auf seiner Stirn standen deshalb dicke, glänzende Schweißperlen, die er sich unentwegt mit einem zarten Spitzentüchlein abzuwischen versuchte. Sein Jammern nahm kein Ende und hatte bei uns nur einen Lachanfall nach dem anderen zur Folge. Unsere eigene Aufregung und Angst war wie weggeblasen, durch das Erlebnis mit dem Pfingstlümmel

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