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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Rauch. Sie schnitten Beutel, führten Vieh davon, und wenn man nicht aufpasste, nahmen sie gar den halben Hausrat mit. Selbst die kleinen Kinder in der Wiege waren nicht vor ihnen sicher! Hüten musste man sich vor denen. Vermutlich hatten sie den kleinen Finus zum Stehlen abgerichtet. Da hatte sie ja eine schöne Bekanntschaft gemacht!
    »Wenn du mich hinbringst, gibt dir mein Großvater bestimmt was dafür!«, sagte Finus.
    Sara half ihm auf. »Schon recht. Ich will sowieso aus der Stadt hinaus, da kann ich dich mitnehmen. Stütz dich fest auf mich und tritt ja nicht mit dem wehen Bein auf!«
    An Saras Seite humpelte der Bub durch die Gassen und biss dabei tapfer die Zähne zusammen.
    »Was ist eigentlich ein Opferstockmarder, hm?«, fragte Sara unterwegs.
    Finus grinste. »Ei, in so einem Opferstock sind immer viele Münzen. Und wenn man kleine Hände hat, so wie ich, kann man durch das Loch hineinlangen und sie herausholen.« Er stieß sie mit dem Ellbogen an. »Weil du mir geholfen hast, können wir halbehalbe machen, was sagst du?«
    »Du bist wohl nicht ganz gescheit! Ich will dein geklautes Geld gar nicht.«
    Er zuckte die Schultern. »Wie du meinst.«
    So kamen sie unbehelligt durch das Stadttor.

    Auf dem weiten Feld vor der Stadtmauer sahen sie bald bunte Wagen und Zelte, an denen sich Leute zu schaffen machten. Eine kleine Ziegenherde weidete Gräser und Blättchen von jungen Büschen ab, Hunde sprangen umher und kläfften. Etliche Pferde standen angepflockt da und witterten ihnen neugierig entgegen. Es waren meist kräftige Zugtiere, aber eines von ihnen fiel Sara auf, ein wunderschöner großer Schimmel mit langer, welliger Mähne und dichtem Schweif. Solche Tiere hatte sie in München gesehen, wenn der Herzog mit seinem Gefolge durch die Stadt ritt. Bestimmt gestohlen, dachte sie.
    Als sie sich mit dem humpelnden Finus dem Lagerplatz näherte, lief ihnen eine ältere Frau mit ausgebreiteten Armen entgegen und drückte den Jungen überschwänglich an ihr Herz. »Gott sei Dank«, rief sie mit Tränen in den Augen, »Gott sei Dank, dass du wieder da bist! Wir haben dich schon überall gesucht, ein paar von uns sind noch in der Stadt. Was war denn los? Und dein Bein, du meine Güte, was ist mit deinem Bein?«
    Finus war der Ausbruch ein bisschen peinlich, und zu Wort kam er schon gar nicht. Inzwischen waren etliche andere von den Fahrenden herbeigelaufen und taten ihre Erleichterung über seine Rückkehr kund. »Es ist alles in Ordnung, Großmutter«, sagte der Junge schließlich, »ich bin bloß von einer Mauer gefallen. Hier, für dich.« Er griff in die Hosentasche und hielt ihr einen Stoffbeutel voller Münzen hin.
    Im selben Augenblick war ein hagerer älterer Mann vor ihn hingetreten, ein hünenhafter Kerl mit langer Hakennase und blitzenden Augen. Er hob die Hand und versetzte Finus einen schallende Ohrfeige, dass er wankte. »Du weißt genau, dass du nicht an die Opferstöcke gehen sollst!«, grollte er mit Bassstimme. »Hundert Mal hab ich’s dir gesagt! Wenn sie dich erwischen, liegst du im Stock, bis dich die Ratten anfressen – wenn du Glück hast! Wenn du Pech hast, verlierst du deine Hand! Und dann wirst du kein Joglar mehr und kein Musikant! Donnerkeil nochmal, ist das so schwer zu begreifen?«
    Dann wandte sich der Mann mit entschuldigender Geste an Sara. »Dank Euch, dass Ihr meinen Enkel hergebracht habt. Das war sehr freundlich.«
    Finus rieb sich immer noch die Wange. »Sie hat mir geholfen und das Bein geschient, Großvater.«
    Der Alte sah sie mit dankbarem Blick an. Er hatte einen struppigen grauen Lockenkopf und trug einen verwegenen Schnurrbart auf der Oberlippe. »Der Bursche ist einfach zu wild«, meinte er kopfschüttelnd. »Ihr hattet seinetwegen Umstände. Was sind wir Euch schuldig?«
    »Nichts«, entgegnete Sara. »Ich hab ihm gerne geholfen, und ich wollte ohnehin zum Tor hinaus. Ich muss nach Siegburg.«
    »Ganz allein?«, fragte Finus’ Großmutter, eine rundliche, apfelwangige Person mit dickem Haarknoten am Hinterkopf.
    Sara nickte.
    »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr mit uns dorthin ziehen, das ist sicherer als alleine«, meinte sie. »Wir laden Euch gern ein, unser Gast zu sein. Das ist doch das Mindeste.«
    »Ja, komm doch mit«, freute sich Finus.
    Sara wollte erst ablehnen. Diese Fahrenden waren ihr nicht geheuer. Aber schon hatte sich Finus’ Großmutter bei ihr eingehakt und zog sie mit an die Feuerstelle. »Ich bin Janka«, sagte sie augenzwinkernd, »und wer bist

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