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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Tochter nickten.
    »Schert ihr die Haare!«, befahl der Quacksalber und reichte ihr ein Rasiermesser.
    Sara sah entsetzt zu, wie die Gräfin ihrer Tochter den Kopf kahl rasierte. Dann nahm Hiltprand ein kleines, scharfes Messer und schnitt ihr so schnell, dass ihr Schrei zu spät kam, kreuzförmig über den Kopf. Das Blut schoss hervor, lief über Ohren, Stirn und Augen, bis der vermeintliche Arzt einen großen Schwamm auf die Wunde drückte. Dann rieb er eine schwärzlich aussehende Salbe in die Schnitte und verband den Kopf des halb ohnmächtigen Mädchens, das von seiner Mutter gehalten wurde. »Der Dämon erträgt das heilige Kreuz nicht«, erklärte er den beiden. »Er wird vielleicht noch ein oder zwei Mal wiederkommen, aber dann gibt er es auf und sucht sich ein anderes Opfer.«
    Die Gräfin atmete erleichtert auf. »Was bin ich schuldig?«, fragte sie.
    »Drei Gulden rheinisch«, lächelte Hiltprand.

    Sara schlich sich vom Wagen des Quacksalbers weg. Das arme Mädchen! Natürlich würde der Schnitt nichts helfen, das wusste Hiltprand so gut wie sie. Diese Art von Kopfschmerz gab es häufig; manche Menschen hatten ihn ihr ganzes Leben lang. Man konnte ihn höchstens mit Arzneien mildern, aber niemals heilen. Es war zum Fürchten, was dieser Mann anrichtete! Wenn sich der Schnitt entzündete, konnte das schlimme Folgen haben, und selbst wenn er gut heilte – auf den Narben würde vermutlich kein Haar mehr wachsen. Sara haderte mit sich selbst. Aber was hätte sie tun sollen? Hätte die Gräfin ihr geglaubt, wenn sie sich eingemischt hätte? Sicherlich nicht.
    Den ganzen Abend über konnte sie sich nicht an der Musik der Zigeuner, am Tanz und an Ciarans Geschichten freuen. Und dann begann Hiltprand zu allem Überfluss, sich vor den anderen mit seiner Behandlung zu brüsten: »Drei Goldgulden hat die Gräfin mir gegeben, aus lauter Dankbarkeit. Und sie hat mir die Hand gedrückt. Meister Koromander, ich und meine Tochter werden Euch auf ewig in unsere Gebete einschließen, hat sie zu mir gesagt.«
    Sara stand abrupt auf und verließ den Kreis um das Feuer. Sie ging ein Stück weit im Zwinger spazieren, weil es eine zu warme Nacht war, um jetzt schon schlafen zu gehen. Als sie zurückkam, lief ihr ausgerechnet der Quacksalber über den Weg. Sie wollte an ihm vorbei, aber er hielt sie am Arm zurück.
    »Du bist vorhin schnell gegangen, hm?«, säuselte er. »Warst wohl nicht einverstanden mit meiner Heilmethode?«
    Sara riss sich los. »Da könnt Ihr recht haben, Meister Koromander.«
    Er feixte. »Glaubst wohl, du bist klüger als ich, du Weibsstück?«
    »Dazu muss man nicht besonders klug sein. Und Ihr wisst selber ganz genau, dass dieses Kind wieder Kopfschmerzen bekommen wird. Ihr habt die Kleine umsonst gequält. Aber wenn die Leute merken, dass Ihr sie betrogen habt, sind wir ja Gott sei Dank schon über alle Berge, nicht wahr?«
    Hiltprands Augen wurden schmal. Er packte Saras Handgelenk und verdrehte es, bis sie leise aufschrie. »Ich sag’s dir jetzt zum ersten und letzten Mal, du Mistluder: Was ich tue, geht dich nichts an. Bleib mir vom Leib und halt dein loses Maul, sonst wirst du mich kennenlernen!« Dann ließ er ihre Hand los und ging davon.
    Sara biss sich auf die Lippen und rieb das verdrehte Gelenk. Hätte ich nur nichts gesagt, dachte sie. Es hat sowieso keinen Zweck, und jetzt hab ich mir Hiltprand endgültig zum Feind gemacht. Zu den anderen wollte sie jetzt nicht mehr, also zog sie sich in ihr Zelt zurück. Weil sie so aufgewühlt war und nicht schlafen konnte, las sie noch eine ganze Zeit bei Kerzenschein in Onkel Jehudas Buch. Immer deutlicher fühlte sie es dabei: Sie wollte unbedingt wieder heilen. Es fehlte ihr so.
    Aus »Des sorgsamen Artztes heyl bringender
Rosengartten«, geschrieben von Jehuda Mendel
Einen Tranck zu machen, wenn die Pest naht
Nimm Goldwurtzelkraut und Weyrauch, von jedem eine Handt voll, und siede das mit eim Virthel guthen Weins. Darnach wind man es durch ein Tuch und geb es in ein Glaß, darzu Theriak 1 Loth. Setz das in die Sonne und laß es recht langk dortten. Wenn einen dann die Kranckheit befället, so trinck er ein Haßelnuss Schalen darvon.
Der Tranck hellt sich ein gantzes Jar.
Dartzu sol man räuchern im Hauß mit dießen Kreuttern: Hufflattig, Bockshorn, Myrrhen und Schwehfel.

Zum Abführn von phlegmatischen Säfften
Zum Abführen von phlegmatischen Säfften mache ein Compositum aus Alohe mit gerößteten Zwiebeln, einer Untze Schafgarben, Wermuth

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