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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und Wacholder. Gib Honig dartzu biß es eine dicke Latwerge wirdt. Dies erhitzet, öffnet Verstopfungen und führt dicke Sefte ab. Man nennet es Hiera Picra.

Über die Rettungk des ungebornen Kindtleins
Viel Mütter bitten den Artzt sterbendt, das Kind durch ein Schnitt zu befreien. Dann mußtu eine Seite auffschneiden, aber nit die rechte. Du mußt unten beginnen und über eine Handt breit auffschneiten, und mit der geölten Handt sollstu sorgfeltigk die Eyngeweidt weg schieben. Dann befrey das Kindt von den Eihäutten und hol es. Versieh die Wunde mit drey oder vier Nadel Stichen und eim seydnen Faden. Darüber mach ein Pflaßter aus drey Eiern und starckem Hanfstoff, dem du noch Pulfer auß armenischer Erde beygefüget hast. Gib dem Weib ein Schluck beßten Weins. So sie es überleben sollt, reich ihr einen Tranck von der Wurtzel der großen Schwartzwurtz und in Wein gesottenes Bergk-Albanum.
Das Kindtlein sollstu, um es am Leben zu erhaltten, in warme Speckhaut wickeln, wo es pleiben muß, damit seine Hautt nachreiffet. Solche Kinder pleiben ir Leben langk zart, sindt aber rechte Glücks Kinder.

So einem die Nasen auß dem Gesicht geschnitten wurdt
Alßo schneid neben der Naßen ein Stück Wangen-Hautt herauß, stülph es um, legs auff die Wunde und nähs an, damit es aussiehet wie eine Naße. Zuvor aber mußtu in die Naßen Löcher zwei Röhrlein vom Rizinus Baum oder von hohlen Gräßern stecken. Damit kannstu dann die neue Hautt so hoch heben, wie es nöthig ist, dann siehet es auß wie ein rechte Nasen. Streu ein Wundt Puder auf und tu darüber ein Streiffen baumwollen Tuchs, das du des öftern mit kalttem Öl betreuffelst. Zur schnellern Heylung soll der Krancke gekochte Butter trincken und gib ihm auch Koloquinten zum Abführn. Ist dann die neue Hautt gut angewachsen, so trenn die Verbindungk zur Wange durch.
So beschreibet es Abulcasis in seiner »Chirurgia«, und ich hab’s selbsten versucht, es ward gut.

Bey Zahn Schmertzen
Bey Zahn Schmertzen koch Wermuth und Eisenkrautt in Wein, seih’s durch und gib Honig dartzu. Tu alles in ein Säckchen und leg’s auf die Backen. Ist aber eine große Schwellungk im Zahn Fleysch neben dem wehen Zahn, so schneid’s auf. Ritz das mit eim Messerchen und laß den Eitter abfließen. Dann laß mit Wein spülen, es heylet.

Bey schweren Geburthen
Kommet ein Arm des Ungebornen zuerst heraus, und nit der Kopff, so steck deine rechtte Handt in die Mutter. Mit der Lincken führ mit einem Stöckchen zwei Bänder hinein, in die du vorher eine Schlaufen gemacht hast. Die schling dann mit der rechten umb die Fuß Knöchel des Kindtleins. Die Enden laß herauß hängen. Mit der Linckeh zieh dann langksam an den Bändlein und schieb mit der Rechten das Kindtlein herumb biß es richtig lieget. Dann kombt es leicht herauß.
Zu Straßburgk kam ich zu einem Weib, das lag schon 4 Tagk in Wehen, und nur ein Ärmlein sah hervor. Es war seit eim Tagk schon schwartz und stanck gar arg, so daß man den Raum schon mit Wacholder Zweygen räuchern hat müßen. Der Geburts-Weg war durch die langen Wehn so angeschwolln, daß ich auch mit gefetteten Händten das tothe Kindt nit drehen und heraußholen konnt. Alßo mußt ich es mit dem langken Schneid Haken theilen, umb die Mutter zu retten. Es ist zuerst gut gelungen, aber dann bekam das Weib die trockene Hitz und starb zwey Tag darauff. Hat also das gantze nichts gefruchtet und kann nit empfelen, solches noch einmal zu unternehmen. Aber: Hätt man nit geholffen, wär sie ohnehin gestorben.

Maria Laach, August 1414
    Ciaran saß auf seinem ausgebreiteten Mantel, den Rücken gegen das eisenbeschlagene Vorderrad seines Wagens gelehnt. Gedankenverloren zupfte er ein paar Töne auf der Harfe und summte dazu. Es war ein herrlich warmer Oktobertag, die glatte Oberfläche des Laacher Sees, an dessen Ufer die Fahrenden lagerten, glitzerte in der Sonne wie ein polierter Spiegel. Mückenschwärme tanzten über dem Schilf, es war windstill und ruhig. Die große, silbrig schimmernde Wasserfläche erinnerte Ciaran an den Shannon, den Fluss seiner Kindheit, nur dass an manchen Stellen des Sees wunderliche kleine Bläschen aufstiegen – Zeichen dafür, dass hier vor Menschengedenken einst der Krater eines Vulkans gewesen war.
    Lange hatte Ciaran nicht mehr an seine Mönchsjahre in Clonmacnoise gedacht. Die Zeit schien ihm unendlich weit weg, beinahe unwirklich. Er hatte abgeschlossen mit seinem früheren Leben, auch mit den Lollarden, die ihn in dieses

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