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Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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stehenblieb. Leise und vorsichtig öffnete er sie und lud mich mit einer Verbeugung nach drinnen: »Willkommen in der Wärme!« Er grinste wie ein Lausbub und schob mich ins Zimmer.
    Ich blieb wie angewurzelt mitten im Raum stehen. Es war wie im Traum: Im Kamin flackerte ein munteres Feuer, die Fenster waren mit schweren, dicken Vorhängen verschlossen. Auf dem Steinboden lagen Teppiche, in denen meine Füße fast versanken. Gepolsterte Sessel standen neben einem kleinen Tischchen, auf dem ich einen Krug und zwei Becher entdeckte. Und hinten im Raum entdeckte ich ein riesiges Lotterbett voller Kissen und Decken, wie es eines Fürsten würdig war. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Wer hier lebte, war ja wie im Paradies!
    »Ciaran, das dürfen wir nicht«, flüsterte ich atemlos. »Wenn uns jemand hier findet … «
    »Keine Angst!« Er freute sich wie ein kleines Kind über mein Staunen. »Ich hab den Türmer bestochen. Die anderen Wachen sind alle schon schlafen gegangen – und hier im Herrenflügel ist sowieso niemand.«
    Ich sah ihn an. »Aber … «
    Er legte den Finger an die Lippen, führte mich zum Kamin und drückte mich in einen der weichen Sessel. Dann fuhr er mit dem Schürstab in die brennenden Holzscheite, dass die Funken stoben. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass ich da saß, stumm ließ ich es zu, dass er mir die Schuhe auszog und meine Füße auf ein Bänkchen stellte. »Eiskalt«, stellte er fest, und begann, sanft meine Zehen zu kneten. »So hübsche kleine Füße. Zart und weiß wie Elfenfüßchen.«
    Die Wärme im Zimmer umfing mich wie weicher Nebel; ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Meine Zehen fingen an zu kribbeln, und ich hörte auf zu denken. Es war so angenehm, nur dazusitzen, auf das Knistern des Feuers zu hören und zu spüren, wie Ciarans Finger meine Füße warmstreichelten.
    »So hat es Mutter Mairin immer gemacht, damals im Kloster, als ich noch ein kleiner Junge war«, erzählte Ciaran.
    »Du bist im Kloster aufgewachsen, nicht wahr?«, fragte ich. Wir hatten noch nie wirklich über seine Vergangenheit gesprochen.
    »Mmh.« Er goss warmen Wein in zwei Becher und reichte mir einen davon. »Ich war sogar Mönch, aber das ist lang vorbei.«
    Ich schnupperte am Wein: Zimt, Honig und Nelken. »Würzwein, herrlich! Wo hast du den bloß her?«
    Er grinste. »Man muss nur wissen, wo die Fässer stehen … Sláinte!«
    Wir stießen an, und der Wein rann wie Öl durch meine Kehle. Er schmeckte so gut, dass mein Becher schnell leer war und sich eine wohlige Wärme in meinem Magen ausbreitete. Ciaran legte noch ein Scheit ins Feuer und setzte sich dann zu meinen Füßen nieder. Er sah zu mir auf und lächelte. Die schwarzen Locken fielen ihm bis auf die Schultern und umrahmten sein schmales Gesicht. Ich fand ihn in diesem Augenblick schön wie einen Engel, als sei er nicht von dieser Welt. Er nahm meine Hand, und ich ließ sie ihm. Es war so einfach. Und es tat so gut.
    Den Kopf an mein Knie gelehnt, erzählte er mir von seiner Insel, bis ich das grüne Gras auf den Hügeln, das Blau des Flusses und das Grau der Steinmäuerchen sehen konnte, bis ich den würzigen Rauch der Torffeuer roch und die salzige Gischt des Meeres. Ich vergaß über seinen Worten alles, lauschte seiner Stimme wie ein glückliches Kind. Irgendwann spürte ich, wie er mit dem Finger über meine Wange strich, den Hals entlang bis zum Rand meines Mieders, und dann, dann zog er mich zu sich hinab und küsste mich. Seine Zunge spielte eine Melodie in meinem Mund, tupfte und neckte, leckte und tastete, und ich erwiderte seinen Kuss, erst langsam, dann mit Leidenschaft. Er löste sich von meinen Lippen und lachte mich an, mit diesem strahlendem Blick, den er immer hatte, wenn er froh war. »Du schmeckst nach Honig«, flüsterte er. Eine Welle des Glücks schlug über mir zusammen. Mit einem Seufzer schlang ich die Arme um seinen Hals. Er zog mich zu sich auf den Teppich, ich fiel fast über ihn, und wir kicherten wie die Kinder. »Lass mich dich ansehen«, raunte er und nestelte an meinem Mieder. Dann lag ich da, nackt bis zu den Hüften, der Schein des Feuers auf meiner Haut. Er sah mich an mit diesen Augen, die groß waren vor Staunen und vor Freude. Es war mir peinlich, dass er mich so musterte, aber als er dann meine Brüste streichelte, mit den Fingern umfuhr, mit den Lippen berührte, fühlte ich mich schön, so schön. Er murmelte Worte, die ich nicht verstand, Worte in seiner Sprache, die klangen

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