Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)
während er las, und wenn er vom Psalmensingen müde war und einschlief, blieb sie an der Stelle sitzen, wo er innegehalten hatte, damit er wusste, wo er weitermachen sollte. Irgendwann starben Mo Chuas Hahn, die Maus und auch die Fliege, und er schrieb einen Brief an Colm Cille, in dem er den Verlust seiner drei Schätze beklagte. Colm Cille schrieb ihm Folgendes zurück: ›Bruder, du brauchst dich über den Tod deiner kleinen Herde nicht zu wundern, denn es gibt kein Unglück außer dort, wo Wohlstand herrscht.‹«
Brid kicherte. »Du bloß immer mit deinen Geschichten«, meinte sie kopfschüttelnd und versetzte Ciaran einen liebevollen Klaps.
»Hast du’s denn verstanden? Es handelt davon, dass weltliche Güter uns nichts bedeuten sollen«, gab Ciaran zurück. Seine kleine rotlockige Freundin aus dem Dorf war ein bisschen einfach im Kopf. Dafür hatte sie andere Vorzüge: Brüste wie reife Äpfel, einen Rosenmund, geschickte Finger und eine flinke Zunge.
»Glaubst du, dass am Ende vom Regenbogen wirklich ein Topf mit Gold vergraben is’?«, fragte Brid in ihrer kindlichen Art und wickelte eine seiner schwarzen Locken um ihren Zeigefinger.
Ciaran lachte. »A óinsí!« Sie war wirklich ein süßes kleines Dummchen. Er kam sich ihr gegenüber viel älter vor als seine gerade mal sechzehn Jahre, und er genoss es. »Hast du schon mal versucht, ans Ende des Regenbogens zu gelangen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dein Glück! Du würdest es nämlich nicht finden. Weißt du, der Regenbogen ist am Himmel aufgehängt, er berührt die Erde niemals.«
»Och!« Sie schob schmollend die Unterlippe vor, was ganz reizend aussah. Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Forschend glitten seine Finger über den rauen Stoff ihres Hemds und nestelten ungeschickt an den Bändern des Ausschnitts. Aufseufzend half sie ihm, schob ihm willig die üppigen weißen Brüste entgegen. Ihre kleinen Brustwarzen hatten die Farbe reifer Himbeeren, und gierig nahm er eine davon in den Mund. Langsam tastete sich seine Hand unter ihre dicken Wollröcke, die Innenseiten ihrer Schenkel hinauf bis zu dem geheimen Ort, zu der feuchten, dunklen weiblichen Höhle, die ihm verboten war. Er war noch nie so weit gegangen, ihre Scham zu entblößen, sie anzusehen, als hätte er Angst davor, dass ihn der Anblick endgültig zum Sünder machte. Aber spüren, tasten, das erlaubte er sich. Sie machte Laute wie ein kleines Kätzchen, während er ihre Lust genoss und die Finger spielen ließ, bis sie endlich erschauerte. Dann rutschte sie an seinem Körper tiefer, kroch unter seine Kutte. Er sog die Luft zwischen den Zähnen ein, als ihre Zungenspitze sein Glied umspielte. Jedes Mal, wenn es so weit war, verstand er, warum der Umgang mit Frauen den Männern Gottes verboten war. Dies hier war jenseits von Gut und Böse, ließ jeden Gedanken an Glauben und Demut verblassen, ja, es war ein anderes, ein weltliches Himmelreich. Ciarans Atem ging schneller, er bewegte sich mit dem Rhythmus ihrer Hand, als sie plötzlich aufhörte. Sie raffte ihren Rock und setzte sich auf ihn, versuchte, ihn in sich aufzunehmen. Er wehrte sich mit dem letzten Rest seiner Selbstbeherrschung. Noch nie hatte er sich gestattet, ein Fleisch mit einer Frau zu sein. Alles andere ja, aber das nicht. Seinen Samen zu vergießen, Lust und Leidenschaft zu erleben, das fand er lässlich, fleischlichen Verkehr jedoch unentschuldbar. Er war nicht bereit, so weit zu gehen. Mit sanfter Gewalt schob er das Mädchen von sich herunter, wieder tiefer, und ließ sie mit Mund und Lippen beenden, was sie begonnen hatte.
Später lagen sie nebeneinander, schweigend. Sie war traurig und enttäuscht, das spürte er. Da war sie bereit gewesen, sich ihm ganz zu schenken – vielleicht war sie gar noch Jungfrau? – und er hatte sie zurückgestoßen. Und er, er hatte ein schlechtes Gewissen. Aber schließlich wusste sie, dass er Novize im Kloster war Was erwartete sie von ihm? Dass er sie mehr liebte als seine Seele? Er traf eine Entscheidung.
»Brid?«
»Mmmh.« Sie fuhr mit der Fingerspitze die Kontur seiner Wange nach.
»Ich werde nicht mehr ins Dorf kommen.«
Sie hob den Kopf. »Und wo soll’n wir uns dann treffen?«
»Gar nicht mehr«, sagte er.
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. »Aber warum? A Chiaran, warum?«
»Ich lege in zehn Tagen die Profess ab«, erklärte er. »Ich werde Mönch.«
»Ach das.« Sie merkte nicht, wie ernst es ihm war. »Viele von denen kommen ins Dorf, denk bloß an
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