Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)
junge, gut gekleidete Männer, die allem Anschein nach zum Gefolge des Königs gehörten. Einer hielt ein Kurzschwert hoch und erklärte irgendetwas.
»Entschuldigt, Ihr Herren!« Ezzo zügelte seinen Hengst neben einer der dicken Säulen und stieg ab. »Ich komme von weither und möchte dem König gern meine Dienste antragen … « Er hoffte, die Männer würden ihn verstehen.
Der mit dem Kurzschwert hielt inne und musterte den Neuankömmling; sein Gesicht verzog sich dabei zu einem spöttischen Grinsen. »Dienste als was? Vogelscheuche? Hofnarrengehilfe? Maulschelleneinfänger?« Er sah seine Freunde herausfordernd an; die johlten und hielten sich die Seiten vor Lachen.
Ezzo fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg, aber er beherrschte sich. »Weder noch«, lächelte er, »aber ich könnte den Höflingen Seiner Majestät Manieren beibringen.« Jetzt hatte er die Lacher auf seiner Seite. Der mit dem Schwert rang sich ein Grinsen ab. »Weißt du, mit wem du es zu tun hast, Klugscheißer?«, fragte er mit sanfter Stimme und richtete wie zufällig seine Waffe auf Ezzos Bauch.
»Offenbar mit jemandem, der nicht viel von Höflichkeit Fremden gegenüber hält.«
Die anderen hatten inzwischen einen Kreis um die beiden gebildet und warteten gespannt, was der Streit noch bringen würde. Ezzo schob die Schwertspitze mit zwei Fingern von sich weg. »Ich hoffe, es stört Euch nicht, dass ich unbewaffnet bin?«
Sofort steckte der andere die Klinge weg. »Wir können unser kleines Geplänkel auch anders austragen«, schlug er vor. Und bevor Ezzo antworten konnte, hatte er schon den ersten Fausthieb eingefangen. Schon wälzten sich die beiden auf dem steinernen Pflaster. Eine größere Menge versammelte sich und feuerte die Kampfhähne an. Ezzo wehrte sich erbittert, bald hatte er den metallischen Geschmack von Blut im Mund, sein Ohr tat weh und ein Auge begann schon, zuzuschwellen. Aber auch sein Gegner war lädiert, er hinkte leicht und aus seiner Nase schoss es rot. Im Eifer des Gefechts merkten beide nicht, dass es um sie her plötzlich still geworden war, bis eine laute Stimme »Auseinander!« schrie.
Solchermaßen gestört, ließen die Kämpfer voneinander ab; schwer atmend standen sie da, die Fäuste immer noch geballt. Die Menge teilte sich und gab den Blick frei auf eine Gruppe Reiter, die eben in den Hof gesprengt war. Die Männer waren teuer gekleidet, trugen geschlitztes Mi-Parti in bunten Farben und Federhüte. Nur einer von ihnen war barhäuptig: Ein blondlockiger, bärtiger Hüne auf einem herrlichen Schimmel, der eindeutig von edelster arabischer Abstammung war. Ezzos Gegner sank sofort auf die Knie. Mein Gott, dachte Ezzo, es ist der König!, und versank ebenfalls in einer tiefen Verbeugung. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
»Ihr wisst genau, dass ich Raufhändel unter meinem Gefolge nicht dulde, Marquard von Leipstetten!«, donnerte Sigismund. »Keiner bricht mir hier ungestraft den Burgfrieden! Und Ihr, wer seid Ihr?«
Ezzo rappelte sich auf und tupfte sich mit dem Ärmel das Blut aus seinem Mundwinkel. »Verzeiht die Ungehörigkeit, Majestät. Ich bin der Sohn des Grafen Heinrich von Riedern, Herr, und gerade angekommen.«
»Und was ist Euer Begehr bei Hof, außer den Streithahn zu machen?«
»Zu Gnaden, Majestät, ich … ich möchte gern Ritter werden.«
Sigismund lachte laut auf, dann winkte er mit zorniger Geste ab. »Heißsporne kann ich in meinem Gefolge nicht brauchen, Junge. Schlag dir die Flausen aus dem Kopf und reite wieder heim. Und Ihr, Leipstetten, wenn so etwas noch einmal vorkommt, dann schick ich Euch zurück auf Euren zugigen Burgstall in Böhmen, habt Ihr verstanden? Und jetzt alle zurück an die Arbeit, hier gibt’s nichts mehr zu sehen!«
Die Menge zerstreute sich, und auch der von Leipstetten klopfte sich den Staub aus den Kleidern und trollte sich unter die steinernen Arkaden. Ezzo stand allein da, alles tat ihm weh, und seine Enttäuschung war grenzenlos. Er war umsonst gewesen, der ganze lange Weg von Riedern bis nach Buda. Hätte er sich doch nur nicht so hinreißen lassen! Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen traten. Wo sollte er jetzt hin, was sollte er tun? Herrgott, er hatte alles verdorben. Langsam und mit gesenktem Kopf ging er hinüber zu seinem Pferd. Der Falke, der immer noch auf seinem Sattelgestänge hockte, begann zu flattern. Mit einem müden Seufzer nahm er ihn auf die Hand und blies ihm beruhigend seinen warmen Atem ins weiche Brustgefieder.
»Ei,
Weitere Kostenlose Bücher