Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die silberne Burg: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
dazugekommen bin, mein Kleiner, die zwei Galgenvögel hätten dich glatt zu den Deinen versammelt.«
    »Danke«, stammelte Ciaran. »Gott hat Euch geschickt, um mich zu retten.«
    »Was wollten die eigentlich von dir, hm?« Conn stieß verächtlich mit der Stiefelspitze gegen einen der Toten.
    »Ich weiß es nicht.« Ciaran war ratlos. Wie hatten sie ihn genannt? Ketzerbrut? Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er trat zu der Leiche, die ihm am nächsten war, und sah sich beim nächsten Durchblitzen des Mondlichts das Gesicht des Mannes an. Er erkannte einen von zwei Fuhrleuten aus London, die vor einigen Tagen mit einer Wagenladung schreibfertigen Pergaments angekommen waren. Warum in aller Welt hatten sie ihn umbringen wollen?

    Wäre der alte Father Padraig noch am Leben gewesen, er hätte die Antwort gewusst. Denn er hätte in dem einen der beiden Toten den rothaarigen Leibwächter des königlichen Gesandten Latimer erkannt, den er vor vier Jahren unverrichteter Dinge wieder fortgeschickt hatte.
    Sie waren Ciaran wieder auf der Spur.

    Ciaran selbst zermarterte sich noch wochenlang das Hirn über den nächtlichen Überfall. Am Ende beschloss er, es müsse sich um eine Verwechslung gehandelt haben. Schließlich sahen alle Mönche nachts gleich aus. Die Männer hatten irgendeinem von ihnen ans Leder gewollt, und es hatte zufällig Ciaran getroffen. Die Wege des Herrn sind eben manchmal seltsam und nicht zu begreifen, dachte er gottergeben. Als die Stichwunde dann verheilt war und sein Oberarm irgendwann nicht mehr schmerzte, hörte er einfach auf, über die Sache nachzugrübeln. Es war nun einmal, wie es war, Amen.

Buda, Sommer 1410
    Und drüben die Lücke schließen!«, brüllte der Waffenmeister. »Was seid ihr für ein elender Sauhaufen, Blau! Knie an Knie reiten! Heiliger Strohsack!« Liudolf von Straßburg war puterrot im Gesicht, wütend hüpfte er auf seinem hölzernen Hochsitz auf und ab. Irgendwann würde es den Alten einmal mitten bei einer Kampfübung zerreißen, dachte Ezzo, der unten auf dem Vèrmezö, dem Blutanger, als Flankenreiter der Grünen galoppierte. Sie übten den Buhurt, den Kampf zweier Ritterhaufen gegeneinander, und da war jede Partei nur so gut wie ihr schlechtester Mann. Gott sei Dank war diesmal der lange Garai bei den Blauen eingeteilt. Der Kerl war so schwer von Begriff, dass er erst drei Tage später merkte, wenn er vom Pferd gefallen war.
    Ezzo zog sein Übungsschwert, während seine Gruppe in geschlossener Formation auf die Gegner zusprengte. Es war stumpf, und die Grate waren gebrochen, damit beim Kampf keine allzu schweren Verletzungen entstanden. Trotzdem hatten sie alle schon ihre Wunden und Narben davongetragen, ob beim Buhurt – wo man leicht unter die Hufe geraten konnte, das war das Gefährlichste – oder beim Tjost, dem Kampf Mann gegen Mann. Ezzo fixierte seinen direkten Gegner, den jungen Georg von Rosenberg, und beugte sich locker im Sattel nach vorn. Gerade als er die Waffe im richtigen Winkel ansetzen wollte, ertönte das Signal zum Abbruch. Die zukünftigen Ritter der Königin zügelten ihre Pferde und brachten sie zum Stehen.
    »Schämt ihr euch nicht?«, donnerte der Waffenmeister. »Wer so jämmerlich anreitet, der braucht überhaupt nicht anzufangen mit dem Fechten. Meinhart, was glaubst du, wofür wurde der Sattel erfunden? Du hockst auf deinem Gaul wie draufgeschissen! Laszlo, wenn du das Schwert ziehst, darfst du nicht so weit nach rechts reißen, dass du deinem Nebenmann ins Auge stichst! Und Ezzo, du musst als Flankenreiter mehr nach innen drängen, sonst zieht es deine Gruppe zu weit auseinander.« Liudolf schnaufte einmal tief durch, dann winkte er verächtlich ab. »Grün war grad noch so anzuschauen, Blau war gottserbärmlich.«
    »Seid nicht gar so hart zu meinen Rittern, ich bitt Euch.« Von den Kämpfern unbemerkt, hatte die Königin von einer erhöhten Stelle aus die Übung mit angeschaut. Jetzt ritt sie auf ihrem isabellfarbenen Zelter heran, begleitet von einem kleinen Gefolge. Ezzos Herz tat einen Sprung, wie immer, wenn er Barbara sah. Wie die anderen stieg er ab – was nur möglich war, weil sie in leichtem Lederschutz übten; in voller Rüstung hätten sie die Hilfe eines Knappen oder zumindest ein Holzpodest gebraucht. Dann beugten alle das Knie, verlegen, dass ihre Königin sie bei solch einer schlechten Vorstellung ertappt hatte.
    Barbara von Cilli neigte grüßend den Kopf. »Lasst Euch nicht entmutigen, Ihr Herren«, lachte sie.

Weitere Kostenlose Bücher