Die Silberne Festung
Krämpfe und möglicherweise sogar einen leichten Herzinfarkt gehabt, während Ihr Körper den überschüssigen Stickstoff ausgeschieden hat.
Sie…«
»Damit ist mein Bedarf an grausigen Einzelheiten vorerst gedeckt, Doc.
Wichtig ist nur, daß ich noch lebe. Ich möchte so schnell wie möglich hier raus. Aber Sie werden mir vermutlich erklären, das sei unmöglich.«
»Ganz im Gegenteil, General, wir wollen nur noch ein paar Blutuntersuchungen, ein EKG und ein EEG durchführen. Vermutlich brauchen Sie etwas Konditionstraining – schließlich sind Sie monatelang im Weltraum gewesen und haben fast vier Wochen im Koma gelegen. Deshalb müssen wir Ihr Herz und die übrigen Muskeln wieder in Schwung bringen. Aber wenn alle Tests positiv verlaufen, können wir Sie in ein paar Tagen entlassen. Bis dahin sollten Sie sich etwas Ruhe gönnen.«
Dr. Matsui nickte Ann zu und verließ mit der Krankenschwester das Zimmer.
»Ruhe, Unsinn!« sagte Saint-Michael, nachdem der Arzt die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Das ist ihr Allheilmittel. Wozu brauche ich Ruhe, wenn ich vier Wochen lang in einem gottverdammten Koma gelegen habe?« Er griff wieder nach Anns Händen. »Ich bin froh, daß du hier bist.
Als ich deine Stimme gehört habe…« Er machte eine Pause und starrte sie unbehaglich an.
Ann gab vor, seine Verlegenheit nicht zu bemerken. »Seit unserer Rückkehr bin ich jeden Tag hier bei dir gewesen, Jason. Ich…«
Er zog sie an sich. »Dies ist keine plötzliche Bekehrung, kein überraschendes Geständnis, Ann. Ich möchte nur die Gelegenheit nützen, etwas auszudrücken, das ich viel zu lange für mich behalten habe. Es ist vielleicht verdammt unprofessionell, aber…«
»So geht’s mir auch, Jason.« Sie beugte sich über ihn und küßte ihn.
»Für Menschen wie uns sprechen Taten deutlicher als Worte, nicht wahr?«
»Allerdings… Hör zu, ich muß wissen, was aus der Raumstation geworden ist. Sie ist doch nicht etwa ganz zerstört worden?«
»Nein, sie ist noch im Orbit. Aber…«
»Klasse! Sobald Matsui mich hier rausläßt, setze ich mich mit Jim Walker und den anderen zusammen, um einen Plan auszuarbeiten, wie wir die Station wieder in Betrieb nehmen können. Wir…« Als er sah, daß sie seinem Blick auswich, machte er eine Pause. »Was gibt’s, Ann? Los, raus mit der Sprache?«
Sie rang nach Worten. »Walker und Jefferson und…«
»Was ist mit ihnen?«
Schweigen.
»Wir haben sie ins Rettungsboot geschickt, Ann. Ich habe es selbst ausgestoßen. Sie sind vor dem Angriff in Sicherheit gewesen.«
»Aber dann ist ein Unfall passiert… Zumindest ist behauptet worden, es sei ein Unfall gewesen…«
»Was für ein Unfall, verdammt noch mal? Durch technisches Versagen?
Ist das Rettungsboot…?«
»Sie sind tot, Jason. Eines der russischen Raumflugzeuge hat es abgeschossen und vernichtet.«
Saint-Michael schwieg betroffen.
»Der sowjetische Pilot behauptet, er habe es für eine unserer als Satellitenkiller eingesetzten Lenkwaffen gehalten. Er hat ausgesagt, es sei ohne Erkennungssignal oder sichtbare Markierungen aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht. Da es ihn angeblich vor seinem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verfolgt hat, hat er eine Rakete abgeschossen… Walker, Marks und Jefferson sind sofort tot gewesen. Moyer hat durch den Druckabfall Verletzungen erlitten. Er hat noch lange genug gelebt, um den Angriff zu melden und einen Reparaturversuch zu machen, aber der Schaden ist zu groß gewesen, und Moyer hat’s nicht geschafft, die anderen schnell genug in Rettungskugeln zu bringen, und… O Gott, Jason, sie sind tot, alle sind tot!«
Saint-Michael hielt sie an sich gedrückt und fühlte, wie ihr Körper bebte, als die Tränen kamen. Die Krankenschwester öffnete die Tür und schloß sie sofort wieder. Er hielt Ann in den Armen, während sie schluchzte. Und das war die Frau, die er für kalt und gefühllos gehalten hatte… Ein gewaltiger Irrtum! Er war selbst den Tränen nahe, als er an die Männer im Rettungsboot und ihren Tod im eisigen Vakuum des Weltalls dachte.
»Wann sind sie geborgen worden?«
Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Sie sind noch immer dort oben?«
»Mit Ausnahme von Evakuierungsflügen zu industriellen Raumstationen sind alle Shuttleflüge eingestellt worden. Die Sowjets behaupten nach wie vor, das Rettungsboot sei nur versehentlich angegriffen worden, aber ihr Generalsekretär hat weitere Angriffe auf bemannte und unbemannte amerikanische Raumfahrzeuge
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